Wie Bern auf dem Mond landete
Sonnensegel, Raumsonden, Kometen und Weltraumschrott: Die Weltraumforschung der Uni Bern präsentiert an der BEA/PFERD das «Gastland Universum». Die Sonderausstellung fasziniert die Besucher – und den Berner Wissenschaftlern gefällt der Austausch mit dem interessierten Publikum.
Manch einem BEA-Kenner dürfte das diesjährige Plakat seltsam vorgekommen sein: Da ist doch tatsächlich eine Kuh im Raumanzug zu sehen. BEA und Weltall? Ja – Grund dafür ist die Sonderausstellung «Gastland Universum», welche die Abteilung Weltraumforschung und Planetologie des Physikalischen Instituts der Uni Bern zusammen mit der europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Fondation Johanna Dürmüller-Bol realisiert hat. Projektleiterin der Ausstellung ist Kathrin Altwegg, Professorin für Experimentalphysik. Ihr gefalle das Resultat sehr, sagt Altwegg.
Blick durchs Teleskop auf den Mond – die Ausstellung «Gastland Universum» bietet einen Einblick ins All. (Bild: sim)
Das scheint nicht nur ihr, sondern auch dem Publikum so zu gehen: Den Kindern, welche durch Teleskope einen projizierten Mond beobachten; den Jugendlichen, welche bereit gestellte Liegestühle benutzen, um einen an der Decke flimmernden Film über die Geschichte des Universums zu schauen; den vielen interessierten Erwachsenen, welche den anwesenden Mitarbeitern der Uni-Abteilung Fragen stellen – sie alle sind fasziniert von Universum, Satelliten und Kometen. «Die Fragen reichen von technischen Dingen bis hin zu philosophischen Fragen über den Urknall», erzählt Altwegg. Sie ist nur eine von acht Angestellten ihrer Abteilung, die an diesem Tag an der BEA einen Einsatz haben. «Jede und jeder von unseren rund achtzig Leuten muss zwei bis drei Einsätze leisten», erklärt sie. Für Altwegg jedenfalls ist das keine Belastung – ihr gefällt der Austausch mit dem Publikum.

Der Dresscode für den Ausflug ins All: der Astronauten-Anzug. (Bild: Manu Friederich)
Wie werde ich Weltraumforscher?
Auch die anderen Mitarbeiter sind gerne dabei. So meint André Bieler, Doktorand in Weltraumphysik an der Uni Bern: «Es macht ziemlich Spass hier, ausser dass es in diesem ESA-Anzug viel zu warm ist.» Er posiert vor einem grossen Plakat, auf dem die Mondoberfläche mit der von Neil Armstrong eingesteckten US-Flagge zu sehen ist – und auch ein kleines Sonnensegel. Bieler erzählt einigen Besuchern die Geschichte rund um diese Aluminium-Folien: Dass es sich bei diesem Experiment der Uni Bern um das einzige nicht amerikanische Experiment der Apollo-Mission gehandelt hat. Dass das Segel zur Erforschung des Sonnenwindes aufgestellt wurde – und zwar noch vor der amerikanischen Flagge. Das führte dazu, dass eine kleine Schweizer-Flagge, welche Bieler den Besuchern nun in einer Glasvitrine zeigt, den grossen Schritt für die Menschheit auch mitgemacht hat. Kaum ist die Besuchergruppe weiter gegangen, tauchen zwei Jugendliche auf, die wissen wollen, was ein Lichtjahr ist. «Sehr viele Besuchende wollen auch wissen, wie man zu meinem Beruf kommt», so Bieler.

Die Besuchenden strömen in die Ausstellung – nicht ohne die selbst gebastelten Raketen vom Kinder-Wettbewerb zu betrachten. (Bild: Manu Friederich)
Keine Abfallentsorgung im All
Ein paar Schritte weiter wird einigen interessierten Besuchern in einem Film das Ausmass der Verschmutzung des Weltalls vorgeführt. Die erstaunten Zuschauerinnen lernen, dass von den etwa 13’000 bekannten, herumschwirrenden Objekten im All nur gerade 3300 Satelliten sind, von denen wiederum nur 800 wirklich in Betrieb sind. Nebenan erklärt Professor Ernest Kopp einem Ehepaar ausserdem, wieso die Rosetta-Raumsonde, von welcher ein Modell im Massstab 1:4 an der Decke hängt, so ein grosses Sonnensegel benötigt: «Weil das Sonnenlicht zum Teil schon sehr schwach ist, wenn es von der Sonde eingefangen wird.» Dann wendet sich Kopp einer Schüssel zu, welche von einem mystischen, von Trockeneis erzeugten Schweif umgeben ist. «In der Schüssel befindet sich sozusagen ein Komet», sagt er. «Denn ein Komet ist eigentlich nichts anderes als Eis, Dreck, Staub und etwas organisches Material.»
Wer hat’s erfunden?
Für Professorin Altwegg ist dieser «Komet» das Herzstück der Ausstellung, da sie sich selbst als Forscherin eingehend mit Kometen beschäftigt hat. «Das Kometenmaterial wird von den Mitarbeitern der Abteilung zwei- bis dreimal pro Tag neu zusammengemischt», erklärt sie. Die Projektleiterin ist sehr zufrieden mit der Ausstellung: Es sei nicht nur das interessierte Publikum, das ihr Freude bereite. «Den Besucherinnen und Besuchern wird auch gezeigt, welche Leistungen die Uni Bern in diesem Forschungsbereich erbracht hat.» Das sei dem Publikum gar nicht richtig bewusst gewesen, fügt sie an, bemerkte doch ein Mann: Es sei schön, was die ETH in diesem Bereich alles geleistet habe. Er sei dann ganz erstaunt darüber gewesen, dass es sich um Leistungen der Uni Bern handelt. «Vielleicht waren wir Bernerinnen und Berner in der Vergangenheit einfach ein bisschen zu bescheiden», fügt sie lachend an.
Zum Autor
Michael Siegenthaler ist Student und Redaktor des unikum, des Magazins der StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB).