Der leere Raum in der vollen Aula

In drei öffentlichen Vorträgen thematisiert der Physik-Nobelpreisträger Frank Wilczek grosse Fragen der modernen Physik. In der voll besetzten Aula der Uni Bern starteten die «Einstein Lectures» zu Ehren von Albert Einstein, welcher seine erfolgreichste und produktivste Zeit als Wissenschaftler in Bern verbrachte.

Von Urs Gerber 01. Dezember 2009

«Was ist Raum?» Diese Frage stellte Nobelpreisträger Frank Wilczek in seinem ersten Vortrag vor einem zahlreichen und interessierten Publikum an der Uni Bern. Eine Frage, die wahrscheinlich so alt ist wie die Wissenschaft selbst und auch heute noch auf grosses Interesse stösst. Wilczek erklärte, wie sich das Verständnis der Wissenschaftler zum Begriff «Raum» im Laufe der Zeit grundlegend verändert hat. Der römische Philosoph Lukrez beispielsweise vertrat die Ansicht, dass der Raum aus Körpern und Leere besteht. Andere Philosophen, wie der Grieche Aristoteles, glaubten an die Existenz eines unabhängigen Mediums mit einem Eigenleben. In der heutigen Zeit jedoch hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass der Raum das dominierende Element der Realität ist, in welcher Teilchen nur eine sekundäre Manifestation darstellen.

Hohe Erwartungen an CERN-Experimente

Nobelpreisträger Wilczek machte auch einen Ausblick in die Zukunft: Experimente wie diejenigen am Teilchenbeschleuniger «Large Hadron Collider» des CERN sollen weiter helfen, unser Verständnis von Raum zu vertiefen. So wollen die Physiker in Teilchenkollisionen etwa das Higgs-Teilchen nachweisen, welches elementarer Faktor im Standardmodell ist, in welchem das Higgs-Feld den Elementarteilchen ihre Masse verleiht. Bisher können die Forschenden lediglich die Konsequenzen nachweisen, welche das Higgs-Teilchen verursacht, aber nicht das Teilchen selber.