Kleines Organ ganz gross
Die Ausstellung «Brain Bus» vermittelt Wissen über das menschliche Gehirn und zeigt verblüffende Experimente, die das komplexe Organ verständlich und erlebbar machen. Auch die Uni Bern ist mit interessanten Projekten beteiligt. Die mobile Wanderausstellung macht am 10. und 11. Juni in Bern am unteren Waisenhausplatz Halt.
Das Gehirn ist das komplexeste Organsystem des menschlichen Körpers, trotz seines geringen Gewichts von rund 1,5 Kilogramm. Und obwohl es nur etwa zwei Prozent der Körpermasse ausmacht, benötigt es zu seiner Versorgung annähernd 150 Gramm Zucker pro Tag und rund einen Fünftel unseres gesamten täglichen Sauerstoffverbrauchs. Die multimediale und interaktive Wanderausstellung «Brain Bus» soll die Faszination für das menschliche Gehirn und das Interesse für die Neurowissenschaften bei einem breiten Publikum wecken: Wie entstehen Wahrnehmungen im Hirn? Wie werden Hirnaktivitäten gemessen? Geht mit dem Altern das Gedächtnis verloren? Diese und andere Fragen werden in der Ausstellung beantwortet. Sie wurde von verschiedenen neurowissenschaftlichen Instituten der Schweizer Universitäten und Technischen Hochschulen in Zusammenarbeit mit der Agentur «Life Science Communication» konzipiert.
Eine Ausstellung für Gross und Klein: Über 7000 Personen haben bisher den «Brain Bus» besucht. (Bilder: zvg)
Quantensprung in der Hirnforschung
Die Hirnforschung entdeckte in den letzten zehn Jahren mehr über die Funktion und Arbeitsweise des Gehirns als im ganzen Jahrhundert zuvor. Die Ausstellung macht nun den Besucherinnen und Besuchern einen kleinen Teil der gewonnenen Erkenntnisse zugänglich. Die Informationsvermittlung spricht alle Altersgruppen an und ist vielfältig. Die Multimedia-Plattform im hinteren Teil des Busses lädt zum Denken und Spielen ein und liefert interaktiv Wissen über das Gehirn. Ebenfalls im hinteren Teil werden die vom Hirn gesteuerten menschlichen Sinne experimentell vermittelt und erklärt. Im vorderen Teil des Busses können Besuchende ihr Gleichgewicht testen und ihre Hirnströme mittels einer so genannten Elektroenzephalografie (EEG) messen. Ausserdem zeigen Porträts von und Interviews mit führenden Neurowissenschaftlern auf, welche Themen die Schweizerische Hirnforschung aktuell beschäftigen, warum sie notwendig ist und wo ihre wissenschaftlichen und ethischen Grenzen liegen.
Bei der Multimedia-Plattform können sich Interessierte auf spielerische Art und Weise Wissen über das Gehirn aneignen.
Wie sich die Augen bewegen
Die Universität Bern hat über den interfakultären Forschungsschwerpunkt «Klinische Neurowissenschaften Bern» Ausstellungsobjekte und Demonstrationen zu verschiedenen Themenbereichen beigesteuert: beispielsweise zur tiefen Hirnstimulation (Hirnschrittmacher), zu einem Hirnleistungstraining, das hilft, Intelligenzleistungen zu verbessern oder zur Analyse von Augenbewegungen. Letztere wird nach einer Hirnverletzung verwendet, da Patientinnen und Patienten veränderte Augenbewegungsmuster aufweisen. Der Patient hat beispielsweise Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen. Er sucht nach auffälligen Merkmalen (Haaren, Halskette, Kinn), weil er die wesentlichen Merkmale des Gesichts (den Bereich um Augen, Nase und Mund) nicht korrekt erkennen und verarbeiten kann. Oder die Patientin hat Mühe, die Zeit abzulesen. Sie blickt lange in die Mitte der Uhr, wo keine Zeitinformationen vorhanden sind. Die aufgezeichneten Augenbewegungsmuster geben einerseits Hinweise auf die zu Grunde liegende Störung, können andererseits aber auch herangezogen werden, um den Rehabilitationsverlauf zu dokumentieren. Den Besuchenden steht im «Brain Bus» ein so genannter «Eyetracker» zur Verfügung. Hier können sie selbst ihre Augenbewegungen verfolgen – ein spannendes Experiment.
Im Gegensatz zu einer gesunden Person (grün) benötigt eine Person mit einer Hirnverletzung (rot) wesentlich mehr Blickpunkte, um ein Gesicht oder ein Objekt zu erkennen.
Der «Brain Bus» tourt von April bis November 2010 durch die Deutschschweiz und die Romandie – geplant sind über 30 Stopps auf öffentlichen Plätzen sowie an Schulen und Universitäten. Die Ausstellung in Bern ist von 10:00 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet, der Eintritt frei.