«Das Menschsein neu erfinden»

Ein feministisches Plädoyer zum Abschluss ihrer Uni-Tätigkeit: Für die Kulturgeographin Elisabeth Bäschlin ist die Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht. Die Rollenbefreiung sei aber möglich: «Was von Menschen gemacht ist, kann auch von Menschen verändert werden.»

Von Bettina Jakob 19. Januar 2010

«Es gibt keinen Grund, nicht mehr Feministin zu sein.» An einer Gender-Tagung der Uni Bern referierte die Berner Kulturgeographin Elisabeth Bäschlin über ihr Engagement für die Gleichstellung. Sie nahm dabei sowohl Frau als auch Mann in die Pflicht: Denn es gehe um eine Rollenbefreiung und darum, die Machtverhältnisse und die Gesellschaft zu verändern. Bäschlin stellte klar: «Die Frauen sind nicht allein dafür verantwortlich, die Welt zu flicken.» Die erste «Bäschlin Lecture – Feministische und Gender Geographien» des Geographischen Instituts wurde zur Würdigung Bäschlins, einer der ersten Geographinnen im deutschsprachigen Raum, und zum Abschluss ihrer universitären Tätigkeit organisiert.

Wozu der Fokus auf die Einteilung Frau-Mann?, fragte sich Geographin Elisabeth Bäschling an einer Tagung an der Uni Bern. Bild: istock

Lachen als therapeutische Massnahme 

Insbesondere im 19. Jahrhundert hätte die jüdische Bevölkerung ohne die Hilfe ihres Humors viele Situationen seelisch kaum bewältigen können, so Pifko: Durch Witze spielten sie ihre Angst herunter und verzerrten die tragische Realität – das Bitterernste wurde ins Lächerliche gezogen. Dadurch, erklärte Pifko, gewannen die Juden «emotionalen Abstand von dem, was sie bedrückte». Der jüdische Humor ist ein Humor der Unterdrückten, ein Humor, der den Juden Zuversicht und Hoffnung gab – auch in den dunkelsten Zeiten, als es eigentlich überhaupt nichts zu lachen gab. Er half den Juden, grosse Tragödien zu verarbeiten und mit ihrer Not umzugehen. Ein weiteres Beispiel: Im Dritten Reich. Das Telefon klingelt. Der Jude Kohn: «Kohn am Apparat.» Schmidt: «Oh, Entschuldigung, da habe ich falsch gewählt.» Kohn: «Macht doch nichts. Das haben wir schliesslich alle.»

Eine Portion Selbstironie wirkt befreiend 

Lachen und Humor ziehen sich durch die gesamte jüdische Literatur, angefangen bei der Thora. Sie sind in der jüdischen Tradition fest verankert. Eine allgemeingültige Formel, mit der sich die Besonderheit jüdischen Humors erklären liesse, existiert jedoch nicht. Gelehrte aus den verschiedensten Wissensgebieten führen darüber stürmische Diskussionen – laut Pifko findet «ein riesiges akademisches Fest» statt. Dennoch: Der jüdische Humor ist unverkennbar mit spezifischen Merkmalen verbunden. Eines der bekanntesten ist: Man lacht über sich selber. Die erzählende Person wähle sich selbst oder die Gruppe, der sie angehört, als Objekt des Witzes, wusste Pifko zu erzählen. Die Selbstironie ist ein zentraler Bestandteil des jüdischen Witzes. Nichts ist heilig, alles kann auf die Schippe genommen werden – selbst die Religion. Die Fähigkeit, über sich selber zu lachen, «kann Ausdruck von Einsicht, von Reife sein und kann – für manche vielleicht ein Paradox – Stärke und Selbstsicherheit beweisen», erläuterte Pifko.

Osteuropa: Die Seele des jüdischen Humors 

Die Wurzeln des jüdischen Humors sind im Osteuropa des 19. Jahrhunderts zu suchen. Zu jener Zeit lebten mehr als zwei Drittel aller Juden weltweit in Osteuropa. So ist der Hauptprotagonist des jüdischen Humors der naiv wirkende, aber gewitzte osteuropäische Jude, der unter Verfolgung und Armut leidet. Die Juden hatten zu jener Zeit in der Tat wenig zu lachen: Sie hatten keine Bürgerrechte, waren verpflichtet, in bestimmten ländlichen Kleinstädten zu leben – dem berühmten Stetl – und mussten kreativ sein, um sich über Wasser zu halten. Die Lebensbedingungen waren hart und beklemmend. Pifko sprach von «Luftmenschen, die Luftgeschäfte tätigten, um irgendwie zu überleben.» Die jüdische Gemeinde stellte eine Minderheit dar, die sich in Religion, Traditionen und Sprache – dem Jiddischen – von der umgebenden Mehrheit unterschied. Unter diesen misslichen Umständen entwickelte sich dieser Humor der etwas anderen Art, der ohne seinen tragischen und ernsten Hintergrund kaum nachvollziehbar ist. In den Worten von Dani Levy, Jude und Schweizer Filmemacher: «Dort, wo es am dunkelsten ist, wirkt Lachen am befreiendsten.»

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