Bei der Studienwahl punktet Bern mit Charme
Ein spezifischer Studiengang, die Nähe zum Wohnort oder auf keinen Fall Zürich: Unterschiedlich sind die Gründe, weshalb sich zukünftige Studierende für Bern als Studienort entscheiden. An den Freshers’ Days für ausserkantonale Studieninteressierte erhielten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten einen ersten Einblick in die Uni.
«Die Universität Bern bietet keine Ausbildung für Giganten oder Titanen, sondern für begabte, fleissige junge Menschen»: Mit diesen Worten begrüsste Vizerektor Lehre Gunter Stephan in seiner Einführungsrede die ausserkantonalen Studieninteressierten an den Freshers’ Days. Rund 1600 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten strömten an die Uni, um sich an den Infoständen und Einführungsveranstaltungen ein Bild vom Studienort Bern zu verschaffen.
Eine weite Anreise, nämlich aus Appenzell-Ausserrhoden, nahmen Jonas Kühne, Michael Büchi und Philipp Bischof auf sich. «Ich weiss nicht so genau, weshalb ich Bern für den Besuchstag ausgewählt habe», gesteht Kühne, der noch unschlüssig ist, ob er Physik oder Sozialwissenschaften studieren soll. Sein Kollege Philipp Bischof begründet seinen Besuch in Bern pragmatisch: «Aufgrund der militärischen Rekrutierung verpasste ich die Informationstage in Zürich.»
Jonas Kühne, Michael Büchi und Philipp Bischof aus Appenzell-Ausserrhoden (von links) interessieren sich für das gute Angebot an naturwissenschaftlichen Studiengängen. (Bilder: Maximiliano Wepfer)
Zürich als Studienort tabu
Die grösste Schweizer Stadt hingegen ist keine Wahl für die Aargauerinnen Solveig Grimm, Steffi Zehnder und Julia Bysäth: «Wir kamen nach Bern, weil es nicht Zürich ist», erklären die drei unisono. Zehnder stört sich dort am Gerangel in den Hörsälen, in denen man zwei Stunden im Voraus seinen Platz reservieren müsse. Hier dagegen sei alles überschaubarer, sympathischer und der Konkurrenzkampf unter den Studierenden geringer, fasst Grimm im Namen ihrer Freundinnen Berns Vorteile zusammen. Sie hat sich für Medizin entschieden, weil sie Menschen helfen will. «Das will ich auch, nur ohne Blut, deswegen nehme ich Psychologie», sagt Steffi Zehnder lachend.
Die Aargauerinnen Solveig Grimm, Steffi Zehnder und Julia Bysäth (von links) schätzen an Bern den entspannten Lebensstil und die günstigen Lebenshaltungskosten.
Zürich schreckte auch andere Neulinge ab. «Die Stadt ist mir zu gross», meint der Tessiner Ivan Tallarico. Nun schreibt er sich hier mit seiner Kollegin Sarah Marazzi für Sportwissenschaft ein. Weitere «Freshers» wie die Schaffhauserin Rebecca Peyer richten den Entscheid für Bern an ihrem Studiengang aus. «Ich will Theaterwissenschaften studieren, und dafür ist Bern der einzige Ort in der Schweiz», hält sie fest.
Nicht weit weg von zuhause
Bestimmt bei den einen der Studiengang den Studienort, spielt bei den anderen die räumliche Nähe zum Heimatkanton die grössere Rolle. «Von Bern aus kann ich am Wochenende am schnellsten nach Hause fahren», sagt die Walliserin Géraldine Krunig stellvertretend für ihre Klassenkameradinnen Stefanie Imesch, Katja Julen und Valerie Binger.
Stefanie Imesch, Géraldine Krunig, Katja Julen und Valerie Binger aus dem Wallis (von links) tendieren alle in der Studienwahl zu Medizin, weil sie die Beschäftigung mit dem menschlichen Körper reizt.
Übereinstimmend gehen die Gymeler davon aus, den Zusammenhalt unter den Kameraden und die kleineren Klassen im Gymnasium zu vermissen. Trotzdem freuen sie sich auf den neuen Lebensabschnitt als Studierende mit weniger Vorgaben und mehr Unabhängigkeit. Diese Freiheit verpflichte aber auch, mahnte Vizerektor Lehre Gunter Stephan. «An der Uni nehmen wir die Studierenden als zukünftige Kollegen wahr, da ist es entscheidend, Selbstständigkeit zu entwickeln und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen.»