Die Uni-Karriere als Online-Spiel
Hinauf, hinunter – eine Uni-Karriere muss oft viele Hürden nehmen. Nicht zuletzt wegen fehlender Gleichstellung von Frau und Mann. Die Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern hat ein Karriere-Leiterlispiel online gestellt.
«Du sezierst Mutters Staubsauger, statt mit deinen Puppen zu spielen.» Wer eine weibliche Spielfigur gewählt hat und auf das Feld mit dieser Botschaft tritt, hat das Nachsehen: eine Runde aussetzen. Für Jungs wird es erstmals auf Feld 10 hart: «Dein Fussballtrainer erwischt dich beim Gedichte schreiben.» Konsequenz: ohne Umschweife ein paar Felder zurück. Das neue Online-Spiel der Abteilung für die Gleichstellung von Frauen und Männern der Uni Bern ist ein Leiterlispiel der besonderen Art: Die Ereignisfelder greifen frauen- und männerspezifische Vorurteile auf, denen Mädchen und Jungen, später Studierende, Doktorandinnen und Uniabgänger immer wieder begegnen. Je nach Botschaft wird ihre universitäre Karriere abgebremst oder um ein paar Felder beschleunigt.
Ab zum Start – hoch die Leitern: Die Uni-Karriere als Online-Spiel… (Bild:AK)
«Auf vergnügliche Art und Weise» will die Abteilung gemäss Sandra Egli darauf aufmerksam machen, dass «die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann in der Uni-Welt noch immer nicht erreicht ist». Egli ist stellvertretende Leiterin der Abteilung und hat das Spiel konzipiert. Für die witzige und spielerische Darstellung im Internet wurden ein Grafikbüro und zwei Game-Designer engagiert.
Ein Spiel in zwei Versionen
Ein solch ernsthaftes Thema als Onlinespiel – und erst noch an einer Uni? «Wir haben nach einem Angebot gesucht, das vor allem junge Menschen anspricht», erklärt Sandra Egli. So stiess die Thematik auch gerade bei den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an den Freshers Days auf ein gutes Echo, wo das Spiel erstmals online demonstriert wurde. Ursprünglich war das Karriere-Leiterlispiel nicht virtuell konzipiert worden, sondern als zimmerfüllendes Bodenplatten-Spiel mit riesigen Würfeln. «Diese Version wurde für den Fakultätstag anlässlich des Uni-Jubiläums angefertigt», so Egli. Das Spiel wurde ein Erfolg und in der Folge auch als Online-Game aufgesetzt, gespickt mit witzigen Komponenten: Die Spielerinnen und Spieler können ihre Figur selbst einkleiden, beschnauzen, ja gar die Lidschattenfarbe selbst wählen. Munter zwinkern einem Weiblein und Männlein auf dem virtuellen Spielfeld zu.
…und Live-Version mit riesigen Würfeln und einem zimmergrossen Spielfeld. (Bild:zvg)
Kinder und Studium
«Das Einzige, was heute positiv ist, ist dein Schwangerschaftstest.» Das Feld Nummer 19 ist ein Dämpfer für die junge Studentin. Warum, erklärt ein Klick auf «weitere Infos». Die Abteilung für Gleichstellung erklärt die Hintergründe zur Thematik, indem sie aktuelle Zahlen aufarbeitet und gleichzeitig auf mögliche Lösungswege aufmerksam macht. «Wir machen selber keine Forschung, sondern verfolgen die aktuellen Entwicklungen der Gleichstellung in den universitären Bereichen und tragen sie zusammen», erklärt Egli. Im Fall der jungen Studentin auf Feld 19 lautet die Zusammenfassung wie folgt: «Kinder und Studium – ein Balanceakt. Da die Hauptverantwortung für die Erziehung der Kinder nach wie vor meistens den Frauen überlassen wird, sind die Konsequenzen für sie gravierender. Quelle: Bundesamt für Statistik.» Für die Studentin mit Kind wäre gemäss Egli Flexibilität in der Studienstruktur wichtig.
Viele Studentinnen, wenige Professorinnen
Gleichstellung von Frau und Mann – das Thema brennt noch immer an der Uni. «Das bestätigen uns jedenfalls die Zahlen», so Egli. Gerade bei der Fächerwahl sei dies augenfällig, da in der Veterinärmedizin 81 Prozent Frauen sitzen, aber in der Informatik lediglich 10 Prozent. Diese «markante Ungleichverteilung» könne nicht einfach auf verschiedene Interessen zurück geführt werden, wie dies zahlreiche Studien zeigen würden. Eine Schere öffnet sich auch gegen oben: Während gewisse Fächer von Studentinnen richtiggehend überschwemmt werden, sind auf diesen Gebieten aber nach wie vor nur wenige Professorinnen zu finden. «An diesen uni-typischen Themen bleiben wir dran», so Sandra Egli.