Tollywood filmt an der Universität

Ein Filmteam aus dem Süden Indiens dreht 18 Tage im Kanton Bern. 45 Minuten davon in der Eingangshalle der Uni. Ein Besuch am Set.

Marcus Moser 23. April 2010

Eine Studentin betritt mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen die Universität. Die Vorlesung wird bald beginnen. Alltag hier an der Uni, nicht gerade spektakulär. Doch in diesen 45 Minuten recht aussergewöhnlich: Jetzt ist es Shriya Saran, die Heldin des Spielfilms «Don Seenu», welche die Halle der Universität Bern betritt. Rund 40 Statistinnen und Statisten umgeben sie. Einige studieren tatsächlich an der Universität Bern. Die für die Schweiz zuständigen Produzenten haben hier in Bern Statistinnen und Statisten gesucht, einen Aushang gab es auch bei der StudentInnenschaft der Universität Bern SUB.


Kamera ab: Shriya Saran betritt die Eingangshalle der Uni Bern. (Bilder: Daniela Baumann)

Standortförderung der anderen Art

Die Szene wird fünf Mal wiederholt, dann ist eine gelungene Version im Kasten. 18 Tage dauern die Dreharbeiten in der Schweiz; Szenen in Gstaad, Interlaken, Oberhofen, Faulensee, in der Schadau Thun und auf der Grossen Schanze in Bern sind abgedreht. Weitere im Hauptbahnhof Bern, auf dem Kornhausplatz und an anderen Orten der Stadt sollen folgen. Koordinator Jean-Pierre Francioli wühlt sich durch einen Packen Papier: Es sind die Drehbewilligungen, die er für jeden Standort einholt. Wilde Drehs ohne Bewilligung kommen für ihn nicht in Frage. Berufsstolz. Aber ein Stressjob: Die Pläne können selbst für den nächsten Drehtag ändern. Francioli arbeitet seit 13 Jahren als Filmkoordinator für indische Teams. Für ihn auch eine Art von Standortförderung: Das Berner Oberland sei bei Inderinnen und Indern beliebt, umgekehrt seien sie auch gern gesehene Gäste.


Flinke Film-Crew mit erstaunlich wenig Equipement.

Die 20köpfige Crew um Regisseur Gopi Chand wechselt speditiv Einstellung um Einstellung. Zeit ist Geld. Mit einem Gesamtbudget von über 3 Millionen US-Dollar ist der von der Filmindustrie im Südindischen Hyderabad in der Sprache Telugu realisierte Dreh eine grosse Kiste, und der männliche Held, Raviteja, ein Superstar. Nach Bern geht es ab nach Barcelona und Ibiza. Dort werden die für derartige Produktionen üblichen Gesangsszenen aufgenommen. Zwei Drittel aller Drehtage spielen in Europa, ein Drittel wird in Indien realisiert. Und die Geschichte? Soviel sei verraten: Es gibt ein Happyend.

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