Der Kanton Bern ist an der Uni gefragt
Neben den bekannten Grossunternehmen präsentierte sich auch der Kanton Bern mit eigenem Stand an den Career Days der Uni. Als Arbeitgeber steht er dank dem Gesellschaftsbezug und der grossen Stellenvielfalt bei den Berner Studierenden hoch im Kurs.
An den Career Days, welche die Studierendenorganisation Aiesec jährlich an der Uni Bern organisiert, rekrutieren private Grossunternehmen wie beispielsweise die Credit Suisse gerne Studierende für ihre offenen Stellen. Dass sich aber an solchen Jobmessen auch der öffentliche Sektor wie der Kanton Bern vorstellt, ist dagegen weniger bekannt. «Wir sind mit einem Stand an den Career Days in Bern präsent und versuchen dadurch unseren Standortvorteil auszunutzen», erklärt Rachel Schmid, Verantwortliche fürs Personalmarketing beim Personalamt des Kantons.
Am Stand des Kantons Bern herrschte reger Zulauf an Studierenden. (Bilder: wem)
Imagepflege und Kontaktaufnahme
Ausschlaggebend für den Auftritt ist laut Schmid vor allem der Wunsch des Kantons, sich als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren: Den Studentinnen und Abgängern stehen sowohl Praktika als auch Direkteinstiege und Diplomarbeiten offen. «An den Career Days haben wir insgesamt 18 konkrete Stellenangebote, mit mehr als 500 verschiedenen Funktionen bietet der Kanton eine grosse Vielfalt an», verdeutlicht Schmid. Neben der Pflege eines positiven Images will der Kanton Bern an den Career Days die Schwelle für die Kontaktaufnahme senken. «So erfahren wir gleichzeitig, wie die Studierenden von uns denken», unterstreicht Schmid. Dabei konzentriert sich der Kanton nicht auf Studierende aus bestimmten Richtungen. Gleichwohl überwiegen am Stand laut Schmid Wirtschafts- und Jusstudierende. «Im Gegensatz zu anderen Studienrichtungen konzentrieren sie sich bereits früh auf den Eintritt ins Erwerbsleben», vermutet sie. Zudem erfülle der Kanton beispielsweise durch das Angebot von Gerichtspraktika für angehende Anwälte einen Bildungsauftrag.
Jusstudent Caleb Romano kann sich vorstellen, ein Gerichtspraktikum beim Kanton zu absolvieren.
Bezug zur Gesellschaft statt hohe Gewinne
Mit einer solchen Stelle liebäugelt Jusstudent Caleb Romano, um später in einer kleinen Kanzlei zu arbeiten. «Dort könnte ich das Recht für die Kleinen wahrnehmen und mich um brach liegende Bereiche wie Marken- oder Patentrecht kümmern, in welchen der Markt noch nicht gesättigt ist», umreisst Romano seine berufliche Zukunft. So weit denkt Michael Fischer, der Sozialwissenschaften und Politologie studiert, noch nicht. Ihn reizt der Gesellschaftsbezug des öffentlichen Sektors: «Den Beitrag fürs Gemeinwohl finde ich bereichender als die Gewinn-Maximierung eines Unternehmens.» Vor dem Abschluss des Masters Public Management & Policy (PMP) stehen Simon Helfenstein und Katharina Ludwig. «Der Staat bietet ein breites und abwechslungsreiches Arbeitsfeld an», meinen die beiden. In die gleiche Kerbe schlägt Volkswirtschaftlerin Julia Aebi: «Hier ergibt sich ein Gesamtbild der Wirtschaft, nicht bloss ein kleiner Ausschnitt.»
Für die Volkswirtschaftlerinnen Fabienne Weber (links) und Sarina Steinmann ist die Vielfalt an Ausstellern ausbaufähig.
Noch mehr Vielfalt erwünscht
Den Jusstudentinnen Margerita Socha und Martina Holzer dagegen schwebt noch kein spezifisches Berufsfeld vor; sie suchen grundsätzliche Informationen über die Arbeit in der Verwaltung. Sarina Steinmann und Fabienne Weber haben ganz andere Sorgen: Sie fühlen sich aufgrund ihres Studienfaches benachteiligt. «Als Volkswirtschaftlerinnen sind wir im Gegensatz zu den Jusstudentinnen und Betriebswirtschaftlern an den Career Days gar nicht gefragt», monieren sie. Steinmann und Weber, die sich für Umweltwissenschaften beziehungsweise Lebensmittelwissenschaften interessieren, wünschen sich an den Career Days noch mehr Unternehmen, die auf diese beiden Bereiche ausgerichtet sind.