Draussen auf dem Feld ist mitten in der Forschung

Der Landschaftsökologe Christof Schüepp versucht, Biodiversität und Landwirtschaft zu versöhnen. Zur «Nacht der Forschung» am 23. September porträtiert «uniaktuell» Forschende der Uni Bern in loser Folge.

Interview: Bettina Jakob 14. September 2011

«uniaktuell»: Herr Schüepp, worüber forschen Sie im Augenblick?
Christof Schüepp: Über Landschaften – mich interessiert, was in diesen passiert. Genauer gesagt, ich untersuche die Biodiversität im landwirtschaftlich geprägten Schweizer Mittelland – in offenen Landschaften, die mehr oder weniger von Wald, Hecken und Bäumen durchzogen sind – und versuche ihre Leistung wie etwa die Bestäubung oder die Schädlingskontrolle durch Nützlinge zu eruieren. Ich will Ansätze finden, wie es möglich ist, dass die Landwirtschaft gewinnbringend produzieren kann, während gleichzeitig ein Ökosystem mit seinen Werten erhalten bleibt.


Zwischen Bauern und Büro: Die Arbeit von Christof Schüepp ist sehr abwechslungsreich. (Bild: bj)

Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Wegen der vielseitigen Arbeit: Ich bin oft auf dem Feld zusammen mit den Bauern, dann wieder im Büro, wende komplexe Computerprogramme wie das GIS an, welches geographische Daten verarbeitet, habe oft mit Leuten zu tun, kann Kongresse und Kurse besuchen. Mich interessieren die ökologischen Prozesse und ich bin oft draussen, das ist mir sehr wichtig. Und: Ich kann praktisch alleine entschieden, wann ich nun was mache – diese Eigenständigkeit ist toll.

Was gab den Ausschlag, eine Dissertation zu schreiben?
Ich schätze das analytische Denken, ich probiere gerne Dinge aus – und beides gehört zur Forschung. Auch den planerischen Bereich, der bei der Projektarbeit auch eine Rolle spielt, mag ich sehr. Und da ich nach dem Master auf dem gleichen Gebiet weitermachen konnte, war es nur ein kleiner Schritt zur Dissertation.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni Bern?
Meine Abteilung gefällt mir sehr gut, ich werde gut betreut, auch zwischenmenschlich. Mir geht es auch finanziell gut und Bern mag ich. Ich wünsche mir aber, dass die Uni Bern auf den Leistungsauftrag des Kantons Bern, die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung für die Universität zu definieren, gebührend reagiert. Insbesondere sollen nach den Worten auch konkrete Taten folgen.

Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Da sehe ich viele Möglichkeiten: Ich bleibe in der Forschung oder bin in der Umweltbildung oder dem Nahrungsmittelhandel tätig, womöglich auch in der Entwicklungszusammenarbeit – vielleicht in den Tropen? Oder ich werde Bauer, was mir auch gefallen würde.

Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Sie kann Grundlagen schaffen, auf welchen die Nahrungsmittelproduktion mit der Ökologie verträglich zusammengeführt werden kann. Womöglich lassen sich in Zukunft sogar Synergien finden, welche die Biodiversität fördern und gleichzeitig der Landwirtschaft dienlich sind.

Zur Person

Christof Schüepp ist Forscher am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern.

Nacht der Forschung

Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.