Damit die jungen Fische kein grosser Fang werden

Auch Fischmütter sorgen vor: Sind sie in der Jugend mit Raubfischen konfrontiert, legen sie später grössere Eier, aus denen grössere und schnellere Junge schlüpfen. Interessante Ergebnisse aus dem Aquarium zweier Berner Verhaltensökologinnen.

Von Bettina Jakob 12. Oktober 2011

Für einige Tanganyika-Clowns wurde es alles andere als lustig: Berner Verhaltensökologinnen setzten junge Weibchen dieser Buntbarsch-Art mit dem eigentümlichen Namen regelmässig dem Anblick und Geruch eines Raubfisches aus. Sie wollten testen, ob die Fischweibchen als erwachsene Tiere ihre Eigrösse an das in der Jugend wahrgenommene Raubrisiko anpassen können. Und tatsächlich: «Weibchen, die als Jungfische wiederholt dem Anblick von Räubern ausgesetzt waren, legten später grössere Eier», sagt Barbara Taborsky vom Institut für Ökologie und Evolution. Offenbar können Jungfische also Anzeichen für eine generell gefährlichere Umwelt erkennen und entsprechend für ihren Nachwuchs vorsorgen: «Bei vielen Arten, so auch bei Fischen, sind schliesslich grössere Junge weniger gefährdet, gefressen zu werden – unter anderem weil sie schneller schwimmen können», so Taborsky. Die Studie von Francisca Segers und Barbara Taborsky ist nun in den «Proceedings of the Royal Society» publiziert.

Zwei Tanganyika-Clowns im Aquarium
Ein Paar Tanganyika-Clowns im Aquarium am Institut für Ökologie und Evolution. Bild: Christoph Grüter

Fische reagieren schnell auf Umwelt

Um im Experiment auszuschliessen, dass genetische Faktoren zu unterschiedlichen Eigrössen führen, zogen die Biologinnen Vollgeschwister der jungen Tanganyika-Clowns (Eretmodus cyanostictus) als Kontrollgruppe ohne Räuber-Exposition auf. Ebenso konnte aufgrund der Wachstumskurven ausgeschlossen werden, dass die Körpergrösse der Fischmütter allenfalls für die grösseren Eier verantwortlich sein könnte.

Fische können sich an die Jugend erinnern

Barbara Taborsky hat in vorherigen Studien mit anderen Fischarten aufgezeigt, dass Fische schnell auf Umweltveränderungen reagieren können: Auch die Nahrungsbedingungen, unter denen die Mutterfische selber aufwachsen, können die spätere Eigrösse beeinflussen. Hat nämlich eine Fischmutter früher gehungert, wird sie grössere Eier ablaichen und so für eine gute Starthilfe für ihren Nachwuchs sorgen.