Berner Zellbiologe wird mit 500’000 Franken geehrt

Unter den Zellen herrscht ein Wettbewerb, der dafür sorgt, dass sich Gewebe aus den funktionstüchtigsten Zellen zusammensetzt. Eduardo Moreno hat den Code entschlüsselt, wie Zellen die Fitness ihrer Nachbarzellen messen. Dafür erhält der Zellbiologe einen begehrten Preis.

Von Bettina Jakob 07. Oktober 2011

Unter den Zellen in einem Gewebe gibt es eine Art soziale Kontrolle: Die Zellen kooperieren zwar grundsätzlich, aber sie eliminieren auch Nachbarzellen, wenn diese nur mässige Leistungen erbringen. Eduardo Moreno vom Institut für Zellbiologie in Bern ist es gelungen, einen Code auf der Zelloberfläche zu identifizieren, mit welchem die Zellen die Fitness ihrer Nachbarn überprüfen. Ist eine schwächlich, wird sie von den fitten Gewebebausteinen zum Zelltod gezwungen. Die Selektion durch diesen «Zellwettbewerb» stellt sicher, dass ein Gewebe stets aus den besten Zellen zusammengesetzt ist. Eduardo Moreno erhielt heute, 7. Oktober 2011, für seine Arbeit von der Dr. Josef Steiner Krebsstiftung den mit einer Million Franken dotierten Forschungspreis, den er mit Christoph Klein von der Universität Regensburg teilt. Der Josef Steiner Krebsforschungspreis gilt als «Nobelpreis der Krebsforschung». Erstmals wurde ein Berner Forscher damit ausgezeichnet.


Hat wichtige Grundlagen für die Krebsforschung geschaffen: Eduardo Moreno. (Bild: zvg)

Es gibt auch Falschspieler
Eduardo Moreno hat aber noch mehr Tricks der Zellen nachgewiesen: Es gibt nämlich auch solche, die falsch spielen. Bestimmte Mutationen können Zellen in sogenannte superkompetitive Zellen verwandeln, die plötzlich gesunde Gewebszellen als «ungenügend» einstufen und zum Zelltod zwingen. Der frei gewordene Platz wird danach von den mutanten Zellen eingenommen. Diese vermehren sich schleichend im Gewebe, was nicht mit unkontrolliertem Wachstum beziehungsweise Krebs gleichzusetzen ist. Allerdings bieten sie Voraussetzung für die Ansammlung von weiteren Mutationen, was schliesslich doch zu Krebs führen kann.

Mehr Wissen über die Entwicklung von Krebs
Moreno hat damit einen Mechanismus aufgedeckt, der wahrscheinlich frühe Stadien der Krebsbildung und Metastasierung erklären kann. Das gewonnene Wissen schafft gemäss Laudatio der Josef Steiner Stiftung ein neues Verständnis darüber, wie aus einer einzelnen Krebszelle ein Tumor entstehen kann. Und dies könnte Grundlage zur Entwicklung von Nachweisstoffen werden, um Krebs potenziell früher zu erkennen und seine Ausbreitung mittels Blockierung des Zellwettbewerbs zu unterbinden.

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