Ein Hirsch für den Fisch

Nützliches, aber auch eigenartiges Wissen in unterhaltsamer Form: Auch der dritte Science Slam der Uni Bern war ein durchschlagender Erfolg. Zu gewinnen war der übliche Hirsch, diesmal – passend zum Plakat – in oranger Neonfarbe.

Von Bettina Jakob 07. Dezember 2011

Hören Sie hin, das ist ein Schwimmblasen-Laut! Das Klopfen, das aus den Lautsprechern im Theater Schlachthaus ertönte, ging im Gelächter unter: Die Performance des Fisch-Geräusch-Experten Roland Kurt riss die Science-Slam-Gemeinde vom Hocker. Der Masseur ist Autodidakt in Bioakustik und zeigte in seiner 10minütigen Tonbildschau, dass Fische nicht einfach stumm sind, sondern manchmal ein Schnalzen aussenden, das wie ein Peitschenhieb tönt, um ihre Opfer zu betäuben. Der neonfarbige orange Wissens-Hirsch als Hauptpreis war dem ungewöhnlichen Forscher sicher.

Vom schuldigen Gott und hoher Intelligenz

Auch die anderen Slammer begeisterten: Etwa der Berner Künstler Luciano Andreani, der eine «mögliche Lösung eines sehr alten Strafrechtsfalls» präsentierte: Auf einer grossen Schiefertafel ergründete er, ob und wie sich Gott am Tod von Jesus schuldig gemacht hat. Die einzige Frau, die sich diesmal auf die Bühne wagte, wagte sich dafür so richtig: In ihr Thema der fluiden und kristallinen Intelligenz führte Barbara Studer, Doktorandin an der PHBern, mit einem Rap begleitet auf ihrer Geige ein – und verkündete die frohe Botschaft, dass man bereits mit vier Wochen Gedächtnistraining ein schlauer Fuchs wird. Eine Forschungsarbeit, bei der sie übrigens auch mit dem an der Uni Bern entwickelten Trainingsprogramm «BrainTwister» arbeitete.

Ist Gott schuldig oder nicht? Das Urteil eines Künstlers: Luciano Andreani am «Science Slam». (Bilder:nvg)

 

Ein Hoschi und vier Twittererinnen

In gewohnt ungewohnter Manier führte Mr. Spacefreak alias Thomas U. Hostettler durch das Programm: Im hautengen Dress dressierte er die sieben Slammer dieses Mal als Nüsse und Mandarinen werfender und mit Lametta geschmückter Samichlaus.

Ein Samichlaus der anderen Art: Moderator Mr. Spacefreak alias Thomas U. Hostettler.

 

Der Event vermittelte neben Fischgeräuschen und IQ-Quoten Wissen über die Gangart von Robotern, erotische Barrikaden, den Wert von Schweinefleisch und Antikörper – und zwar in das weltweite Web hinaus, wie Organisatorin Nicola von Greyerz von der Uni Bern erklärt: Mit dem Hashtag #ssub starteten vier Twittererinnen und Twitterer die erste Live-Twitt-Erstattung des Berner Slams. Schon bald stiegen weitere Anwesende ein, aber auch Personen von ausserhalb nahmen rege an der Diskussion teil. «Die Twitterwall und damit die Multimedialität in Echtzeit im Schlachthaus sind ein Experiment.» Sehr zufrieden sei sie, so von Greyerz, «das Format des Science Slam der Universität Bern hat sich bewährt und ist etabliert.»: Das Schlachthaus war einmal mehr proppenvoll.

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