Vier neue Zentren für exzellente Forschung

Die Uni Bern gründet vier neue Forschungszentren in den Bereichen Weltraumforschung, Regionalwissenschaft, Teilchenphysik und Kognition. Mit diesen interdisziplinär angelegten Verbünden feilt sie weiter an ihrem Profil.

Von Bettina Jakob 23. Juni 2011

Die Weltspitze in ausgewählten Disziplinen, eine starke Verankerung in der Gesellschaft, der Politik sowie in der Wirtschaft und eine schweizweit führende Rolle in der Förderung des Nachwuchses: Die Uni Bern verfolgt mit ihrer Strategie hohe Ziele – und diesen kommt sie abermals einen grossen Schritt näher. Sie gründet vier neue Forschungszentren, wie die Unileitung an einer Medienkonferenz bekannt gab. Zu den bereits bestehenden acht Zentren kommen das «Center for Space and Habitability», das «Center for Regional Economic Development», das «Albert Einstein Center for Fundamental Physics» und das «Center for Cognition, Learning and Memory» hinzu. Gemäss Rektor Urs Würgler besetzt die Uni Bern mit diesen Zentren «zukunftsweisende Positionen». Als Volluniversität biete die Uni die beste Grundlage für diese stark interdisziplinär angelegte Forschung. Administrativ sind die Zentren jeweils einer Fakultät zugeordnet, Leistungsauftrag und Zusatzmittel erhalten sie aber direkt von der Unileitung.


Die Forschung an der Uni Bern noch breiter und weiter – durch vier neue Zentren. (Bild: AK)

Der vertiefte Blick ins All

Woher kommen wir, und gibt es Leben auf einem anderen Planeten? Diesen grossen Fragen will das neue «Center for Space and Habitability» (CSH) nachgehen. Um die Entstehung von Planeten mit ihren Atmosphären und Klimata zu verstehen, arbeiten die Forschenden aus Physik, Chemie, Geologie und Biologie eng zusammen. Berner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind bereits jetzt an Projekten beteiligt, die mit Hilfe von riesigen Teleskopen und Weltraummissionen nach Lebensspuren im All suchen. Die Gründung des CSH soll die international anerkannte Spitzenposition der hiesigen Weltraumforschung weiter stärken, wie Zentrumsleiter Willy Benz betont.


Die Berner Weltraumforscher sind auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens. (Bild: istock)

Forschung aus der Region – für die Region

Die Uni Bern will auch ihrer Rolle als Hauptstadtregion Rechnung tragen: Mit der Gründung des «Center for Regional Economic Development» (CRED) sollen grundlegende Fragen der regionalen Wirtschaft und der Wirtschaftsentwicklung unter die Lupe genommen werden. Da die erfolgreiche Entwicklung einer Region wirtschaftliche Aktivität, Raumentwicklung, Verkehr, Bildung und Kultur beinhaltet, wird das neue Zentrum Forschungsaktivitäten in der Volkswirtschaft, der Betriebswirtschaft und der Humangeographie bündeln. Das Zentrum soll gemäss dem Verantwortlichen Klaus Neusser eine Anlaufstelle für angewandte und politiknahe Forschung in den Bereichen Regionalökonomie und -entwicklung sowie Entrepreneurship werden. Dem Zentrum ist eine «Graduate School» angegliedert, die den Nachwuchs in diesem interdisziplinären Feld ausbilden soll.


Die Uni Bern will die verschiedenen Einflüsse auf die Regionalentwicklung untersuchen. (Bild: Bern Tourismus)

Den Naturgesetzen auf der Spur

Elementarteilchen nachweisen, beschreiben und die grundlegenden Naturgesetze entschlüsseln: Dieser Aufgabe verschreibt sich das neue «Albert Einstein Center for Fundamental Physics» (AEC). Die Berner Hochenergiephysikerinnen und -physiker versuchen in Teilchenphysiklaboren wie etwa im CERN, Erkenntnisse über den Zustand des Universums direkt nach dem Urknall zu gewinnen. Die für die Teilchenphysik ständig weiterentwickelten Technologien sollen nicht nur der Grundlagenforschung, sondern mehr und mehr auch der Gesellschaft zukommen: Das AEC will zusammen mit dem Inselspital Bern die Entwicklung ähnlicher Techniken für die medizinische Anwendung vorantreiben, wie Zentrumsleiter Jean-Pierre Derendiger vor den Medien ausführte. Die «Graduate School» sorgt im Bereich der Lehre für eine Nachwuchsförderung von höchster Qualität.


Mit grossen Maschinen auf der Jagd nach den Kleinsten: die Berner Teilchenphyiker im CERN. (Bild: CERN)

Man hat nie ausgelernt

Das «Center for Cognition, Learning and Memory» (CCLM) hat das Ziel, ein grundlegendes Verständnis von Lernen und Gedächtnis zu erarbeiten. Das neue Zentrum bringt Psychologie, Psychiatrie, Neurologie, Neuroradiologie, Biologie und Physiologie zusammen, um gemäss Zentrumsleiter Walter Perrig Forschung auf folgenden Gebieten zu betreiben: individuelle Unterschiede von Fähigkeiten, Gedächtnisfunktionen und Lernprozessen, bewusste Kognition sowie perzeptuelles, motorisches und semantisches Lernen und Erinnern – sowohl im Labor als auch im schulischen, beruflichen, klinischen und rehabilitativen Umfeld. Das CCLM soll ein Dienstleistungszentrum führen, das die Entwicklung neuer Diagnose- und Interventionsmethoden sowie Diagnostik und Intervention anbietet.


Dem Gedächtnis auf der Spur: das «Center for Cognition, Learning and Memory». (Bild: zvg)