100’000 Franken für eine Strafrechtlerin

Der Hans-Sigrist-Preis der Universität Bern geht dieses Jahr an eine britische Rechtswissenschaftlerin. Nicola Lacey von der Universität Oxford befasst sich mit dem Wandel der Rechtsstaatlichkeit.

Von Bettina Jakob 02. Dezember 2011

Eine Rechtswissenschaftlerin, die ihre Forschung stark gesellschaftstheoretisch ausrichtet und den internationalen Vergleich wagt: Nicola Lacey, Professorin für Strafrecht und Rechtstheorie an der Universität Oxford und Senior Research Fellow am All Souls College, Oxford und erhält den diesjährigen Preis der Hans-Sigrist-Stiftung der Universität Bern. Dieser ist mit 100’000 Franken dotiert und wird am «Dies academicus» offiziell verliehen. Die renommierte Rechtsprofessorin referierte bereits einen Tag vor der Verleihung anlässlich des Hans-Sigrist-Symposiums zum Thema «Rechtsstaat und Spätmoderne» an der Uni Bern. Laut Laudatio erforscht die neue Hans-Sigrist-Preisträgerin dieses Gebiet auf hohem Niveau – gesellschaftstheoretisch, historisch, empirisch wie auch normativ; sie schlägt dabei eine Brücke vom angelsächsischen zum deutschsprachigen kontinentaleuropäischen Verständnis eines Rechtstaats.


Nicola Lacey erhält den renommiertesten Preis der Uni Bern. (Bild: zvg)

Eine scharfe Beobachterin des Wandels

Die 53-jährige Britin, die an herausragenden Ausbildungsstätten Englands wie der London School of Economics und dem University College in London und ebenso in Übersee etwa an der New York Universität, der Yale Universität und der Harvard Universität tätig war, befasst sich mit dem aktuellen Wandel der Funktionsweise rechtlicher Institutionen und dem «Erosionsprozess» der Rechtsstaatlichkeit. Es geht ihr vor allem um die Beziehungen zwischen dem Recht und den ausserrechtlichen Strukturen – wie die Wissenschaftlerin in einer ihrer letzten Publikationen darstellte: In «The Prisoner’s Dilemma» liefert Nicola Lacey eine politökonomische Interpretation der Bedingungen, unter welchen Gesellschaften dazu tendieren, eher ausschliessende statt einschliessende Strategien sozialer Kontrolle zu praktizieren. Die Rechtsexpertin bleibt aber auch praktische Lösungsansätze nicht schuldig, die sich am Konzept des Kommunitarismus orientieren, der die Verantwortung des Individuums gegenüber der Gemeinschaft betont.

Der renommierte Berner Preis

Den Hans Sigrist-Preis erhält Nicola Lacey auf Antrag des Instituts für Strafrecht und Kriminologie. Der Hans-Sigrist-Stiftungsrat legt jeweils aus verschiedenen Vorschlägen das Wissenschaftsgebiet fest, aus welchem eine international abgestützte Expertenkommission Forschende aus dem In- und Ausland nominiert. Der Stiftungsrat entscheidet schliesslich über die Vergabe. Das Geld kann die Gewinnerin oder der Gewinner nach freiem Ermessen verwenden.

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