Das Motto der neuen Unileitung: Gutes bewahren und Neues schaffen

Ein Rektor, eine Vizerektorin, drei Vizerektoren und ein Verwaltungsdirektor: Die Uni-Leitung hat sich neu formiert. Sie will angesichts finanzieller Herausforderungen und steigender Studierendenzahlen vor allem Erreichtes pflegen. Aber auch vorwärts schauen und die Strategie erneuern.

Von Bettina Jakob 15. September 2011

Die neue Leitung der Uni Bern trat erstmals vor den Medien auf: Der neue Rektor Martin Täuber stellte an der Jahresmedienkonferenz sein neues Team mit der neuen Vizerektorin Doris Wastl-Walter und den Vizerektoren Christian Leumann, Bruno Moretti und Walter Perrig vor. Rektor Täuber machte klar, dass die Uni-Leitung sich an der Strategie 2012 von Vorgänger alt Rektor Urs Würgler orientiere, diese überarbeiten werde, sich aber auch der «Pflege des Bestehenden» widme.


Die neue Unileitung (v.l. Christian Leumann, Daniel Odermatt (hinten), Bruno Moretti, Martin Täuber, Doris Wastl-Walter, Walter Perrig) (Bilder: Adrian Moser)

Und das ist das Bestehende: Die Uni Bern konnte im letzten Jahr in allen drei strategischen Schwerpunkten – Stärkung des Grundauftrages in der Studierendenausbildung und Nachwuchsförderung, internationale Profilierung in ausgewählten Forschungsgebieten und Verankerung der Universität in ihrem regionalen Umfeld – Erfolge erzielen. Martin Täuber führte aus: Erstens ist das Ausbildungsangebot der Universität attraktiv, und die Studierendenzahlen steigen weiterhin. Zweitens sind den Profilierungsbereichen weitere Forschungszentren beigefügt worden – ein neurobiologischer Schwerpunkt mit dem «Center for Cognition, Learning and Memory», das «Albert Einstein Center for Fundamental Physics» im Bereich der Hochenergie- und Teilchenphysik und das «Center for Space and Habitability» zur Erforschung von Planeten und Bedingungen für die Entstehung von Leben im Kosmos. Die regionale Verankerung wurde drittens insbesondere durch die Schaffung des neuen Zentrums «Center for Regional Economic Development» verstärkt. Grosse Entwicklungen im vergangenen Jahr – im kommenden will Martin Täuber aber «keine grossen Sprünge machen», wie er vor den Medien erklärte.

Die Uni Bern ist «hocheffizient»

Diese Haltung zur Konsolidierung hat zwei Gründe: Mit rund 15'000 Studierenden stösst die Universität an ihre Grenzen. Die «magische Grenze» von 15'000 – bis zu welcher eine optimale Ausbildung bei gleichbleibenden Mitteln noch gerade möglich sei – wurde überschritten, es tummeln sich rund 2,7 Prozent mehr Studierende als im letzten Jahr in den Hörsälen und Labors. Ein grösserer Zustupf des Kantons könnte die Uni wesentlich entlasten – wie Verwaltungsdirektor Daniel Odermatt ausführte. Er erklärte, warum der in den letzten zehn Jahren von 246 auf 275 Millionen gestiegene Kantonsbeitrag eigentlich gar keine Erhöhung bedeutet: In dieser Zeit ist die Studierendenzahl um 50 Prozent gestiegen, die Betreuungs- und Administrationsarbeit dadurch ebenso. Gemessen an vergleichbaren Universitäten erhielt die Uni Bern 2010 den tiefsten Kantonsbeitrag pro Studierender. Unter den herrschenden Bedingungen könne die Universität Bern als «hocheffektiv und hocheffizient» bezeichnet werden, so Odermatt. Zudem werbe sie rund 91 Prozent mehr Drittmittel ein als etwa noch vor zehn Jahren.


Orientierten über die Belange der Uni Bern: (v.l.) Verwaltungsdirektor Daniel Odermatt und Rektor Martin Täuber.

Freier Zugang für alle

Die Unileitung weiss um die missliche finanzielle Lage des Kantons – auch um die Unmöglichkeit einer zusätzlichen Finanzspritze. Gleichzeitig mahnte der Verwaltungsdirektor aber, dass etwa ein Leistungsabbau auch nicht die Lösung sein könnte. Eine Schliessung von Fächern hätte nicht den gewünschten Spareffekt, da die Beiträge anderer Kantone für ihre Studierenden in Bern und die des Bundes wegfallen würden. «Das wäre unter dem Strich ein schlechtes Geschäft», so Odermatt, dabei ist die Uni eine gute Investition für den Kanton: «Er erhält für jeden investierten Franken durch regionalwirtschaftliche Effekte eine Wertschöpfung von fünf Franken zurück», verwies der Verwaltungsdirektor auf eine Studie des Berner Volkswirtschaftsprofessors Gunter Stephan.

Rektor Täuber hofft, dass das Interesse an der Uni Bern weiterhin anhält – trotz der infrastrukturellen Probleme: «Wir versuchen diese Engpässe vor dem schwierigen finanziellen Hintergrund zu lösen.» Denn die Uni Bern wolle den freien Zugang zur Uni für alle Interessierten, welche die Bedingungen erfüllen, aufrecht erhalten.

Lehre und Forschung: Die zwei bisherigen Vizerektorate…

Das bisherige Vizerektorat Lehre mit den Geschäften Bologna, Mobilität und Lehrverwaltung wird von Sprachwissenschaftler Bruno Moretti übernommen. Ihn werden die Einführung eines neuen elektronischen Systems für die Verwaltung der Studienleistungen und die zweite Phase der Bologna-Reform, die flexiblere Studienprogramme ermöglichen soll, beschäftigen. Das ebenfalls bestehende Vizerektorat Forschung wird von Chemiker Christian Leumann geleitet. Zuständig ist es für Forschung, Forschungsförderung, Evaluation, Nachwuchsförderung und Wissenstransfer. Ein neuer Fachbereich Bioinformatik wird zusammen mit der Uni Freiburg entstehen, und das Vizerektorat soll geeignete Instrumente zur Messung von Leistung und Kontrolle von Qualität der Berner Forschung sicher stellen.

… und die zwei neuen: Qualität und Entwicklung

Das neugeschaffene Vizerektorat Qualität wird von der Geographin Doris Wastl-Walter übernommen und hat zum Ziel, die Qualität in einem breiteren Sinn zu sichern. Die Vizerektorin soll für attraktive Arbeitsbedingungen, klare Arbeitsprozesse, Chancengleichheit von Frau und Mann und Nachhaltigkeit an der Alma mater bernensis sorgen. Auch das Vizerektorat Entwicklung ist neu: Aufgabe von Psychologe Walter Perrig ist es, die Uni Bern in der Hochschullandschaft gut zu positionieren und zu vernetzen. Die Stichworte dabei sind die Aussenbeziehungen mit nationaler und internationaler Zusammenarbeit sowie der Imagepflege, die Karriereförderung und die universitäre Weiterbildung mit ihrem umfassenden Angebot von Weiterbildungsprogrammen, Kursen, Veranstaltungen und Tagungen.