Kontakte knüpfen in der boomenden Medizintechnik
Der dritte Medizintechnik-Tag der Uni Bern bot einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung von High-Tech-Produkten für den OP und die Arztpraxis. Am alljährlichen Career Day wurde der Weg von der universitären Forschung in technologische Produkte sichtbar.
Liveübertragung einer Herzoperation und über 320 Gäste – Studierende und Doktorierende, Vetreter der Medtech-Industrie und des Dienstleistungssektors sowie Klinikerinnen und Kliniker des Inselspitals: Der dritte Medizintechnik-Tag der Uni Bern als Kontaktplattform zwischen Arbeitgebern und Hochschulabsolvierenden war ein Erfolg. Auf grosses Interesse stiessen die Demonstrationen der verschiedenen Forschungsgruppen des Instituts für Chirurgische Technologien und Biomechanik (ISTB), des Artificial Organ Center (ARTORG) der Universität Bern und des Departements Technik und Informatik der Berner Fachhochschule. An der Tagung am Inselspital wurden auch Medizinaltechnik-Firmen vorgestellt – unter anderem die zwei Firmen «CAScination» und «Crisalix», die ihren Ursprung an der Uni Bern haben.
Hightech-Medizin anschaulich: An Modellen werden Instrumente, Hardware und Software für den OP vorgestellt. (Bild: zvg)
Mit «CAScination» gegen den Leberkrebs
Ein Tumor in der Leber mit verwachsenen Ablegern: Früher eine chirurgisch nicht behandelbare Diagnose, heute nicht mehr auswegslos – dank dem Navigationssystem «iVisc», welches Matthias Peterhans und Stefan Weber vom ISTB der Universität Bern entwickelt haben: Während der Operation können damit sowohl die chirurgischen Instrumente als auch die Leber mit ihren Gefässen und den Tumoren auf einem Monitor dreidimensional verfolgt werden. Die Chirurgen können so räumlich präzise und gewebeschonend operieren. Die Hard- und Software-Anlage ist in bestehende OP-Säle integrierbar und wird von der Berner Startup-Firma «CAScination» produziert und weiterentwickelt. Zur Entwicklung des Navigationssystems trugen das ARTORG Center für Computer-Assistierte Chirurgie, das ISTB sowie die Universitätsklinik für Viszerale und Transplantationschirurgie des Inselspitals Bern bei.
Digitalisiertes 3-D-Bild der Leber, Gefässe und Operationsinstrumente von «CAScination». (Bild: zvg)
Mit «Crisalix» Weichgewebe simulieren
Der Name sagt alles: Die webbasierte Technologie «e-Stetix» ermöglicht vor einem ästhetisch-chirurgischen Eingriff eine dreidimensionale Modellierung von Weichteilen aufgrund von individuellen Patientinnendaten. Bei einer geplanten Brustvergrösserung kann durch den 3D-Simulator im Vorfeld die erwartete plastische Veränderung mit der Patientin optimal besprochen werden. Die Berner Spinoff-Firma «Crisalix» ist eine Kooperation des ISTB, der «Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne» und der Plastischen Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgie am Inselspital.
Von der Forschung zum Produkt
Die Inputreferate von Peter Eggli, Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni Bern, Martin Täuber, Vizerektor Forschung der Uni Bern, Andreas Rickenbacher, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern und Entrepreneur Ulf Claesson – der seit über 25 Jahren nachhaltige Unternehmen aufbaut und internationale Investoren berät – unterstrichen die Wichtigkeit der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft: Durch den Wissens- und Technologietransfer werden Ergebnisse der universitären Forschung schliesslich Produkte, die der Gesellschaft in vielfältiger Weise nützen.