Kirchlicher Beistand in der Pflege
Pflegende Angehörige sind oft auf sich allein gestellt. Inwiefern Kirchgemeinden ihnen beistehen und sie in ihre Sozialarbeit einbinden können, untersucht der Theologe Simon Hofstetter. Zur «Nacht der Forschung» am 23. September porträtiert «uniaktuell» Forschende der Uni Bern in loser Folge.
«uniaktuell»: Herr Hofstetter, worüber forschen Sie im Augenblick?
Simon Hofstetter: Das Thema meiner Dissertation sind pflegende Angehörige aus Sicht von Kirchgemeinden. Insgesamt kümmern sich in der Schweiz rund 250'000 Personen daheim um ihre betagten Familienangehörigen. Konkret setze ich mich mit der Frage auseinander, wie die Kirche pflegende Angehörige unterstützen und sie in die Diakonie, das heisst, in die kirchlich getragene Sozialarbeit, integrieren kann.
«Die Sozialarbeit der Kirche wird allgemein sehr geschätzt»: Diakonieforscher Simon Hofstetter. (Bild: wem)
Wieso haben Sie dieses Forschungsfeld gewählt?
Obwohl ich nicht in einer speziell kirchlich geprägten Umgebung aufgewachsen bin, hat mich der Pfarrerberuf schon in der Kindheit angezogen. Mit dem gewählten Forschungsthema kann ich dieses Interesse mit meinem anderen Steckenpferd, der Diakonie, optimal verbinden. So trage ich die theologische Komponente in die politische Tätigkeit hinein, die mit der Diakonie einhergeht. Die Verankerung meiner Forschung in der Gegenwart war für mich sehr wichtig.
Was gab den Ausschlag, Wissenschaftler werden zu wollen?
Nachdem ich viel Material für die Lizentiatsarbeit zusammengetragen hatte, hatte ich beim Studienabschluss das Gefühl, dass ich erst jetzt richtig mit dem Forschen anfangen könne. Daher wollte ich noch mehr in die Tiefe gehen und ein Thema richtig gründlich behandeln.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit an der Uni?
Den Austausch mit anderen Forschenden. Wenn ich von jemandem nicht nur einen Aufsatz lese, sondern vielleicht auch mit dieser Person etwas essen gehe, wird das Thema durch den privaten Kontakt auf einmal «persönlich».
Wo stehen Sie in zehn Jahren?
Als Forscher hoffe ich, meine Dissertation eingereicht zu haben, und dass diese in Fachkreisen positiv aufgenommen wird. Zudem will ich weiter am Ball bleiben und einen Beitrag zur Diakoniewissenschaft leisten.
Welchen Nutzen hat die Gesellschaft von Ihrer Forschung?
Die Sozialarbeit der Kirche für Arme und sozial schwächer gestellte Personen wird allgemein sehr geschätzt. Meine Dissertation untersucht die direkte Wirkung dieses sozialpolitischen Aspekts für das Wohlergehen der Gesellschaft. So wird eine Stärke der Kirche betont und nach aussen getragen.
Zur Person
Simon Hofstetter ist Assistent an der Dozentur für Diakoniewissenschaft der Theologischen Fakultät.
Nacht der Forschung
Bei archäologischen Ausgrabungen mit anpacken oder beim Poker Klimagott spielen – Ausprobieren heisst es am 23. September 2011 an der schweizweit einzigen «Nacht der Forschung» an der Universität Bern. Über 100 Forschende aus allen Fachrichtungen suchen an rund 50 Ständen mit spannenden Präsentationen den Dialog mit der Gesellschaft. Die Nacht der Forschung findet rund ums Hauptgebäude der Universität statt. Ein breites kulinarisches Angebot mit Essständen und Bars sowie kulturelle Intermezzi runden das Programm ab.