Wie das Studiengeld in die Kasse kommt
Die Finanzen sind für Studierende ein grosses Thema. In einer Aktionswoche machte die StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB) an Ständen auf Stipendien und Darlehen aufmerksam, die helfen, um im Studium über die Runden zu kommen.
Im «Bologna-Zeitalter» haben die Präsenzstunden und Prüfungen für die Studierenden zugenommen. Gleich geblieben ist dagegen die Frage, wie sie ihr Studium finanzieren sollen. Im Rahmen der Aktionswoche «BILDE deine Uni» der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) konnten sich Studierende gestern an verschiedenen Ständen vor dem Alten Hörsaal im Anatomischen Institut über Möglichkeiten informieren, um den finanziellen Spagat zu meistern.
Zu den Ausstellern gehörte als wohl gängigste Variante Studijob, die auf Studierende spezialisierte Stellenvermittlung der SUB. Dieses Angebot sieht die Verantwortliche Eveline Menzi als eine Win-Win-Situation: «Auch für den Arbeitgeber ist es sinnvoll, wenn sich auf seine auf Studis zugeschnittene Stelle tatsächlich nur Studenten melden.» Denn: Nur Studierende haben Zugriff auf Studijob – an der Uni Bern Inmatrikulierte sogar kostenlos. Die Plattform wird laut Menzi rege genutzt: «Dass Studis die Füsse hochlegen, ist die Ausnahme.» Sie seien heutzutage aber nicht mehr so flexibel wie früher. «Dies nicht aus Faulheit, sondern weil sie durch die Bologna-Reform enger an Stundenpläne gebunden sind», erklärt Menzi.
Lars Stein (links) vom Verein studienaktien.org stellt Studierenden sein innovatives Modell zur Studienfinanzierung vor. (Bild: Maximiliano Wepfer)
Unterschiedliche Durchlaufzeiten
Einen grundsätzlich eingeschränkten Spielraum hat der ebenfalls anwesende Markus Krebs beobachtet, Geschäftsführer der Stiftung Sozialkasse der Uni Bern: «Heute ist es schwieriger geworden, Studium und Arbeit zu kombinieren.» Ähnlich wie der Sozialfonds der SUB hilft die Sozialkasse Studierenden bei finanziellen Notlagen. Seit einiger Zeit teilen sich beide Einrichtungen die Arbeit: Der Sozialfonds springt bei einer Antragshöhe unter 5'000 Franken ein, die Sozialkasse bei höheren Beträgen. Ihre Reaktionszeiten sind auch länger als diejenigen des Sozialfonds, der die Gesuche bereits innerhalb von zwei bis drei Wochen behandelt. «Im Fall einer ausstehenden Semestergebühr macht ein ellenlanges Gesuch bei uns wenig Sinn, hier hilft der Sozialfonds unbürokratischer», verdeutlicht Krebs.
Die zwei Angebote ergänzen sich gut: Während 2007 und 2008 die Sozialkasse mit 14 und 16 Gesuchen doppelt so viele wie der Sozialfonds verzeichnete, hat sich seitdem das Verhältnis gekehrt. «Studierende, die einen kleineren Beitrag benötigen, melden sich schneller als solche mit einer grösseren Summe», vermutet Krebs. Zudem seien viele Personen, die den ganzen Stipendienweg gegangen wären, wohl frustriert und wollten nicht mehr die Hürde der Sozialkasse nehmen. Krebs’ Anspruch an sich selber ist, für jeden Studenten eine Lösung zu suchen: «Ich versuche Alternativen aufzuzeigen, wie beispielsweise das Ausschöpfen von Prämienverbilligungen, die man in vielen Kantonen auch rückwirkend beantragen kann.»
Ausbildungskosten als Aktie
Einen ungewöhnlichen Finanzierungsweg präsentierte Lars Stein, Gründer von studienaktie.org. Der Verein vermittelt dem Studierenden – Bildungsaspirant genannt – den Kontakt zu einem privaten Sponsor, der mit einem Darlehen in die Bildungskosten des Aspiranten investiert. Dieser verpflichtet sich im Gegenzug, dem Investor den vollen Darlehensbetrag zurückzuzahlen mitsamt einem erfolgsabhängigen Anteil an seinem zukünftigen Gehalt. «Im Gegensatz zu Stiftungen und Fonds kommt für dieses Modell jeder und jede ohne Voraussetzungen in Frage», betont Stein. «Der Aspirant muss aber bereit sein, sich auf einen Coachingprozess einzulassen, bei dem wir einen Lebensentwurf sowie eine Finanzplanung ausarbeiten.» Bislang haben 46 Studierende davon Gebrauch gemacht – Tendenz steigend. «Auf der Aspiranten-Seite wachsen wir zurzeit deutlich schneller als bei den Investoren», hält Stein fest. Er kann sich auch Uni-Dozierende als Geldgeber vorstellen.