Diplomatie im Eislabor

Internationale Klimapolitik ist Ausbildungsstoff für angehende Schweizer Diplomatinnen und Diplomaten – damit ist es auch die Klimaforschung. Am Oeschger-Zentrum der Uni Bern machte sich der diplomatische Nachwuchs mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaverhandlungen vertraut.

Von Kaspar Meuli 30. April 2012

Gewöhnlich kommen die angehenden Diplomaten und Konsularbeamtinnen während ihrer Ausbildungszeit gehörig ins Schwitzen. Das Programm des einjährigen Kurses ist dicht befrachtet und thematisch breit angelegt. Doch bei ihrem Besuch kürzlich im Oeschger-Zentrum mussten die Stagiaires für einmal schlottern: Im Kühlraum des Eislabors des Physikalischen Instituts, wo sich die 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einen praktischen Aspekt der Klimaforschung einführen liessen, herrscht eine Temperatur von minus 23 Grad.

Der Forscher und die Stagiaires im Eislabor
Gideon Gfeller von der Forschungsgruppe um Prof. Hubertus Fischer erklärt, was dieses Stück Eisbohrkern alles erzählen kann. Bild: Martin Pletscher

Wissenschaft als Grundlage für Verhandlungen

Das Seminar am Oeschger-Zentrum für die angehenden Mitarbeitenden des Aussenministeriums (EDA) stand unter dem Titel «Umweltaussenpolitik». Beleuchtet wurden dabei in verschiedenen Vorträgen einerseits wirtschaftliche Aspekte – zum Beispiel Umweltfragen im Kontext des Freihandelsabkommens zwischen der Schweiz und China –, auf der anderen Seite aber ging es um Klimapolitik.

«Die internationalen Klimaverhandlungen haben für die Schweiz einen hohen Stellenwert», erklärt Stefan Ruchti, Leiter Sektion internationale Umweltangelegenheiten beim EDA. «Deshalb ist es uns wichtig, dass sich unsere Leute aus erster Hand über den Wissensstand der Klimaforschung informieren können. Schliesslich gibt die Wissenschaft vor, worauf wir in den Verhandlungen hinarbeiten.»

Umwelt wird vielfältig beleuchtet

Der Crashkurs in Klimaforschung kommt für die angehenden Diplomatinnen und Diplomaten ganz am Schluss ihrer Ausbildung. Diese beinhaltet mehrere Ausbildungsblöcke sowie einen Stage auf einer Schweizer Vertretung im Ausland. Bald nach dem einwöchigen Seminar der EDA-Abteilung «Sektorielle Aussenpolitik», in dem neben Umweltfragen auch Themen wie Verkehr und Energie sowie Finanzen und Wirtschaft behandelt wurden, treten die neuen diplomatischen und konsularischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren ersten Posten im EDA an.