EU-Botschafter an der Uni Bern

Wissenschaftliches Streben, das zu Innovationen und einem besseren Leben führt: Am Europatag an der Uni Bern sprachen der EU-Botschafter Richard Jones und der Schweizer Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio über die Wichtigkeit von Forschung über die Staatengrenzen hinaus.

Von Bettina Jakob 10. Mai 2012

Weg von der Erde auf andere Planeten-Umlaufbahnen – und dies mit Kontrabass, Klarinette und Computer: Das Berner Trio «HUGO in the Sky» besteht aus einem Molekularbiologen, einem Weltraumphysiker und einem Geologen, die mit ihrer Vertonung der «Keplerschen Gesetze» in die Sphären des Alls entführten – ganz nach dem Motto des diesjährigen Europatags «To new Horizons and Beyond!». Den Europatag führte die EU-Delegation für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein zusammen mit der Universität Bern und «EUresearch» durch. Auf dem vonRoll-Areal lauschten rund 250 Gäste dem EU-Botschafter Richard Jones, dem Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio und dem Uni-Rektor Martin Täuber, welche die Wichtigkeit von Forschung und Innovation betonten.


EU-Botschafter Richard Jones und Rektor Martin Täuber waren sich über die Wichtigkeit des europäischen Forschungsraums einig. (Bilder: Andreas von Gunten)

Mit neuem Denken zu Innovation

EU-Botschafter Richard Jones blickte in die europäische Geschichte zurück – und entdeckte darin die Zukunft der Forschung. Jones erinnerte an den Beginn der europäischen Einigung am 9. Mai im Jahr 1950, als Robert Schuman, französischer Aussenminister, zu einem friedlichen, wirtschaftlich starken Europa aufrief. Der Weg zur heutigen Europäischen Union hat die Überwindung von nationalstaatlichen Grenzen und «neues Denken» erfordert. «Ein gleicher Mut, den Blick hinter den Horizont unseres derzeitigen Wissens zu wagen, ist für eine erfolgreiche und innovative Forschung nötig», sagte Jones in seiner Ansprache – und diese brauche die heutige Gesellschaft, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Er betonte, wie wichtig europäische Forschungskooperationen seien, denn davon hänge Europas Wirtschaft und Erfolg ab.


Lobte den Erfolg der Schweizer Wissenschaftler: Staatssekretär Mauro Dell'Ambrogio.

Berner erfolgreich in Europa

«Forschung und Innovation sind Eckpfeiler zwischen den Staaten Europas», betonte auch Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio. Er lobte insbesondere die Erfolge der Schweizer Forschenden, die sich am 7. EU-Forschungsprogramm beteiligt haben, das von 2007 bis 2013 läuft und mit rund 53 Milliarden Euro dotiert ist. Das Programm sei zu einer der wichtigsten Drittmittel-Quellen für die hiesigen Forschenden geworden. Was Uni-Rektor Martin Täuber auch für den Platz Bern bestätigte: 86 Projekte und etwa 40 Millionen Euro haben sich Berner Forscherinnen und Forscher bislang von diesem Kuchen abgeschnitten. Die Zusammenarbeit mit europäischen Kolleginnen und Kollegen erlaube es ausserdem, «wissenschaftliche Fragen gemeinsam anzugehen, Ideen und Erfahrungen auszutauschen und mit beschränkten Ressourcen effizienter umzugehen». Gerade dem Nachwuchs würden wichtige internationale Netzwerke eröffnet –  «und dank der Beratungsstelle EUresearch ist auch der administrative Hürdenlauf mit der Brüsseler Verwaltung bewältigbarer geworden», so Martin Täuber.

«Horizon 2020» heisst das nächste, 80 Milliarden Euro schwere EU-Forschungsprogramm, das gemäss Botschafter Jones exzellente Forschung, wettbwerbsorientierte Industrie und durchschlagende, innovative Technologien für eine bessere Gesellschaft zum Ziel hat. Rektor Martin Täuber versprach eine rege Berner Teilnahme – wiederum ganz nach dem Motto des Tages: «To new Horizons and Beyond!»


Geschenk für einen europäischen Forscher: Botschafter Jones überreicht Antonio Ereditato ein EU-T-Shirt.

Das Potenzial von internationalen Kollaborationen

Grenzen überschreitet auch Antonio Ereditato vom «Albert Einstein Center for Fundamental Physics» an der Universität Bern. Und zwar nicht nur hin zu den Mikrosekunden nach dem Big Bang, sondern auch in die Elementarteilchen hinein: Als Mitglied verschiedener internationaler und europäischer Forschungskollaborationen demonstrierte der Berner Teilchenphysiker den Gästen aus Europa das Potenzial von Forschung ohne Staatengrenzen, was für die Forschenden längst eine Selbstverständlichkeit ist. Am Beispiel des CERN in Genf, welches europäische Wissenschaftler 1954 gegründet haben und das heute von 20 EU-Staaten betrieben wird und dem 113 Nationen und 608 Institute angehören, machte er deutlich, dass «fundamentale Forschung die wichtigste Investition für Europa ist».  Während  man in Genf heute mit immensen Detektoren nach neuen Teilchen sucht, fand eine Innovation des CERN längst Eingang in unsere Alltag: Das CERN ist die Geburtsstätte des WorldWideWeb, dass die Forschenden ursprünglich als internes Kommunikationsinstrument entwickelt hatten.


Wissenschaft in Tönen: «HUGO in the Sky» setzen die Keplerschen Gesetze in Musik um.

Das Streben nach Erkenntnis

Auf dem «Jahrmarkt der Forschung» präsentierte die Uni Bern dem illustren Publikum die Breite ihrer Forschung an verschiedenen Ständen – etwa von der Rekonstruktion des Klimas aus Eisbohrkernen über die Lokalisierung von Smartphones durch angewandte Mathematik bis hin zur Analyse von Herz-Rhythmus-Störungen bei den Präventivmedizinern. Allen Projekten der Uni Bern liegt gemäss Rektor Täuber das Streben nach Erkenntnis, Wissen und Können zugrunde. «Dieses Streben ist motiviert durch die Notwendigkeit, Probleme und Herausforderungen unserer Gesellschaft im Kleinen und unseres Planeten im Grossen zu verstehen und wenn möglich zu lösen», so Täuber.

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