Sommer-Smog ist schwieriger einzudämmen
Fällt einem im Sommer das Atmen schwer, ist daran nicht nur die drückende Hitze Schuld. Vor allem wer Sport treibt, sollte auch die Ozonwerte beachten. Ist die Luft im Sommer dadurch schlechter als im Winter? «uniaktuell» deckt Wissenswertes rund um die heisse Jahreszeit auf.
«uniaktuell»: Herr Wanner, ist die Luftverschmutzung im Sommer oder im Winter grösser? Welche Partikel machen die Luft schlecht - und worin bestehen die saisonalen Unterschiede?
Heinz Wanner: Man kann kaum beurteilen, ob die Luftverschmutzung im Sommer oder im Winter grösser ist, da sich Sommer- und Wintersmog stark unterscheiden. Im Moment beschäftigt uns Ozonsmog, im Winter hingegen der Feinstaub. Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich auf die Luftverschmutzung, beispielsweise spielt das Alter eine Rolle. Betroffen sind aber auch Tiere und Pflanzen. Um das Ausmass der Luftverschmutzung zu messen, müssen sowohl die Lokalität und der Verursacher (Emittent) als auch die Wetterlage berücksichtigt werden. Aufgrund dieser ständig wechselnden Faktoren kann man keinen saisonalen Vergleich machen. Betrachten wir also die Jahreszeiten einzeln.
Ob Sommer oder Winter: Der Strassenverkehr ist sowohl bei der Bildung von Ozon als auch von Feinstaub beteiligt. (Bild: istock)
Ozon im Sommer
Im Sommer spielen sich folgende Prozesse ab: Ozon bildet sich aus den zwei Vorläufersubstanzen Stickoxid und sogenannten flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Während Stickoxide vor allem durch den Verkehr entstehen, gibt es für VOC verschiedene Verursacher wie zum Beispiel Lösungsmittel oder Verbrennungsprozesse; es existieren aber auch biogene VOC aus Pflanzen und Wäldern. Bedingung für die Entstehung von Ozon sind zudem eine starke Sonneneinstrahlung, eine Hochdrucklage sowie wenig Wind.
Von den Auswirkungen des Gases betroffen sind Menschen, Tiere und Pflanzen: Bei Pflanzen geht die Produktivität zurück, bei Menschen und Tieren wird das Atemvolumen eingeschränkt, Atemwege und Augen brennen. Erhöhte Werte finden sich vor allem ausserhalb der Städte, insbesondere an Hanglagen der Voralpen. In der Stadt wird zwar viel Ozon produziert - dieses wird jedoch durch chemische Produkte, welche vorwiegend aus dem Verkehr stammen, gleich wieder zerstört.
Sommer- und Wintersmog haben sehr unterschiedliche Eigenschaften, sagt Experte Heinz Wanner. (Bild: zvg)
Feinstaub wirkt lokal
Der Feinstaub im Winter entsteht bei windschwachen Schönwetterlagen vor allem durch den Strassenverkehr sowie Verbrennungen. Hauptsächlich leiden darunter Kinder und alte Leute sowie Asthmatiker, für die eine zusätzliche Belastung der Lunge durch Partikel zum Problem wird. Feinstaub tritt im Gegensatz zu Ozon sehr lokal auf, deshalb können einfacher Massnahmen zur Verminderung ergriffen werden.
Erfolge bei der Reduktion von Feinstaub konnten einerseits durch Pneus mit weniger Abrieb, andererseits durch sogenannte Staubabscheidung erzielt werden. Dabei geht etwa der Rauch von grossen Kehrichtverbrennungsanlagen durch eine Beregnungskammer und Filter, die täglich ein bis zwei Tonnen Rückstände ablagern. Problematischer gestaltet es sich, griffige Massnahmen gegen die Ozonbildung zu finden, da eine sehr breite Palette von Vorläufersubstanzen existiert und das Ozon teils über weite Strecken transportiert wird.
Zur Person
Heinz Wanner ist emeritierter Professor für Klimatologie und Meteorologie am Geografischen Institut der Universität Bern sowie Gründungsmitglied des Oeschger-Zentrums für Klima- und Klimafolgenforschung.