Mit einem Kraftakt auf den Olymp

Über 250 Kilogramm stemmen die Gewichtheber an den Olympischen Spielen in die Höhe. Wie sieht das Training aus, um diese extremen Leistungen zu erbringen? «uniaktuell» greift in einer Serie aktuelle Themen des Sommers auf.

Von Matthias Meier 26. Juli 2012

«uniaktuell»: Diesen Sommer finden in London die Olympischen Sommerspiele statt. 15 der begehrten Medaillensätze gib es auch im Gewichtheben zu gewinnen – eine olympische Disziplin, die vielerorts als Randsportart gilt. Wie müssen Athleten trainieren, um erfolgreiche Gewichtheberinnen oder Gewichtheber zu werden?
Ernst-Joachim Hossner: Beim Gewichtheben geht es in erster Linie um die Maximalkraft. Das ist die maximale Kraft, die willkürlich zu aktivieren ist. Sie hängt vor allem vom Muskelquerschnitt ab und lässt sich im Krafttraining am besten über Serien von etwa zehn Wiederholungen mit etwa 80 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit verbessern. Um die ruhende Hantel in Bewegung zu bringen, muss die Kraft beim Gewichtheben zudem sehr schnell aktiviert werden. Dieser Kraftaspekt wird als Explosivkraft bezeichnet und ist teilweise über die spezifische Zusammensetzung der Muskelfasern genetisch angelegt. Die Explosivkraft ist am besten über Serien mit weniger Wiederholungen, aber maximalen Krafteinsätzen zu trainieren.


Kraftakt auf einer Marke - Erinnerung an die Olympischen Spiele von 1992. (Bild: istock)

Krafttraining geht mit einer Gewichtszunahme einher. Für Gewichtheber ist dies nicht von grosser Bedeutung, da für sie die absolute Kraft zählt, die sie auf die Hantel bringen. Dies unterscheidet sie von Bodybuildern oder Hochspringern: Erstere müssen Körperfett reduzieren, damit die Muskeln gut sichtbar werden. Für letztere ist auch die relative Kraft wichtig, also das Verhältnis von Maximalkraft und Körpermasse, da sie im Sprung den eigenen Körper beschleunigen müssen. Neben der Kraft müssen Gewichtheber aber auch an der Optimierung ihrer Bewegungsausführung arbeiten, da eine nicht exakt auf den Punkt beschleunigte Hantel kaum mehr durch Kraftanstrengungen gehalten werden kann. Und schliesslich spielt auch das psychologische Begleittraining eine wichtige Rolle: Denn Olympiasieger wird man nur mit einem freien Kopf.


Ernst-Joachim Hossner im Kraftraum der Uni. (Foto: mei)

Zur Person

Prof. Dr. Ernst-Joachim Hossner ist Leiter der Abteilung Bewegung und Training des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Bern und ein Spezialist für Bewegungskontrolle und Bewegungslernen.

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