Eine Fliege auf Safari
Von klimatischen Würfelspielen über Zionistenkatzen bis hinauf zu den Bergschaften Grindelwalds: Der vergangene Science Slam entführte das Publikum in sonderbare Forschungswelten der Uni Bern.
Sie hiess Cedric Clément und machte alle schläfrig – jedenfalls im übertragenen Sinne: Die Stubenfliege «Cedi» von Martin Jakob war der «langweiligen Tiere» in diesen Breiten überdrüssig und hatte einen Traum: Afrika. Sie ging darum auf Safari, traf Löwen und Elefanten. In einem anschaulichen Ausflug ins Reich der wilden Tieren verpackte Zellbiologe Jakob das Thema seiner Bachelor-Arbeit «Organelle biogenesis in Trypanosoma brucei» am Science Slam der Uni Bern; er erforscht Prozesse in den Trypanosomen, den Erregern der Schlafkrankheit, die durch Tsetse-Fliegen übertragen wird. Nämlich durch die Fliege «Cedi», der in Afrika im Lauf der Evolution ein gefährlicher Blutsaugerrüssel wuchs und sich sich schliesslich in Tsetse umtaufte. Das erklärte Jakob in breitem Berndeutsch und die Fliege gewann gleich den Hirsch. Was Organisatorin Nicola von Greyerz besonders freut: «Zum ersten Mal gewann ein Bachelor-Student die begehrte Trophäe des Slams.»
Der Sieger im Film: Martin Jakob mit Tsetsefliege und Trypanosomen. (FIlm: Kuno Sorgen)
Vom Mossad nach Grindelwald
Und es ging gleich wild weiter im Schlachthaus Theater: Von Mossad-Haien und Zionistenkatzen erzählte Stefanie Mahrer. Die Assistentin am Zentrum für Jüdische Geschichte der Uni Basel stellte aber gleich klar, dass man hier «mit Biologie nicht sehr weit kommt». Sie machte es spannend, schliesslich handelt es sich auch um geheime Verschwörungstheorien, in denen gar Untergrundbahnen, Tsunamis und Jörg Haider mitspielten. Während Mahrer in die Abgründe lotste, entführte die Berner Sozialanthropologin Marianne Tiefenbach die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Berge. Nämlich zu mittelalterlichen Institutionen mit Zukunftspotenzial – zu den Bergschaften Grindelwalds.
Die Heldinnen und Helden des Abends mit Moderatorin Dr. Künzi M.A: (links) (Bilder: zvg)
Pokern um das Klima
Zwei Männer sorgten schliesslich für ein gutes Klima im Haus: Oliver Marchand, promovierter Informatiker und Meteorologe klärte das Publikum über die fünf Irrtümer der Klimaskeptiker auf und David Finger vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Uni Bern stellte ketzerisch – und mit Schaumstoffwürfel auf der Bühne – die Frage, ob Klimaforschung eigentlich ein Würfelspiel sei. Sogleich stellte er jedoch klar, dass sich die Millionen Forschungsgelder, welche in die Klimaforschung gesteckt werden, auf jeden Fall lohnen.
Dr. Künzi M.A. mit klarer Moderation
Diese Schleife musste Florian Lippke nicht vorstellen – alle kennen das AIDS-Abzeichen mit dem Solidarität gegenüber HIV-Betroffenen ausgedrückt wird. Doch kaum einer weiss, dass das Symbol ein Jahrtausend altes Symbol für Schutz und Solidarität ist. Der Altertumswissenschaftler nahm mit auf einer Reise in die Vergangenheit und ins Christentum, Judentum sowie den Islam. Sehr solidarisch zeigte sich schliesslich die neue Moderatorin des Science Slam, Dr. Künzi M.A., die sich die Lippkes Schleife gleich schnappte und ansteckte. In strenger Arztschürze und gefährlich spitzen Stiefeln sorgte sie für klare Wettbewerbsbedingungen: Nach neun Minuten eines Beitrags begann ihre Stirnlampe zu blinken, nach zehn drückte sie erbarmungslos auf die Hupe.
Die gestiefelte neue Moderatorin mit zahlreichen Titeln: Dr. Künzi M.A.