Die Uni lockt mit ihrer Vielfalt

Mit Infoständen und vielen Veranstaltungen hiess die Uni die Erstsemsterigen am Tag des Studienbeginns willkommen. Rund 4300 junge Frauen und Männer beginnen ihr Studium an der Alma mater bernensis – wer sind sie, warum kommen sie hierher? «uniaktuell» hat nachgefragt.

Von Sandra Flückiger 17. September 2012

Draussen strahlt die Sonne, drinnen drängen sich die neuen Studierenden. Nach der langen Sommerpause ist wieder lautes Geplapper im Hauptgebäude der Uni Bern zu hören, freudiges Hallo, wenn sich alte Bekannte unverhofft treffen, aber auch ein reger Austausch über das kommende Studium. Rektor Martin Täuber begrüsst wie jedes Jahr die Neuankömmlinge und beruhigt sie gleich zu Beginn: «No stress, wir werden Ihnen helfen, damit Sie nicht verlorengehen, sondern sich einleben und wohlfühlen in Bern.» Er mahnt er aber auch: «Beginnen Sie früh genug mit lernen – nicht erst nach zwei Jahren Studium. Sie werden viel Spass haben hier, wir hoffen aber natürlich, dass Sie sich auch aufs Studium konzentrieren.»


Nicole Donauer, Pascal Fasel und Michelle Häfliger (v.l.) bauen ihre Zukunft auf den Rechtswissenschaften auf. (Bilder: sf)

«Willkommen im Paradies»

Auch die Einführung des Generalsekretärs Christoph Pappa stimmt optimistisch: «Herzlich willkommen im Paradies, liebe Studis.» Sagt zumindest die Schrift auf einem Bild seiner Präsentation. Pappa relativiert jedoch gleich, viele der Anwesenden würden sich im Moment wohl vielmehr fühlen wie bei einem Sprung ins kalte Wasser, doch – versprach er – biete die Uni Vieles.

Was denn genau geboten wird – oder auch, was sie selbst erwarten –, wissen viele der neuen Studierenden allerdings noch nicht genau. So haben sich Michelle Häfliger und Pascal Fasel aus der Region Olten für ein Jurastudium entschieden, weil sie es für eine gute Grundausbildung halten. Mit welchem Rechtsgebiet sie sich vertieft auseinandersetzen, entscheiden sie jedoch erst während des Studiums. Ganz anders tönt es bei Kollegin Nicole Donauer: «Ich finde Strafrecht sehr spannend und möchte später Anwältin werden.» Durch ihren Bruder, der bereits an der Uni Bern Rechtswissenschaft studiert, sei sie bestens informiert. «Er hat mir die Inhalte und Abläufe des Studiums erklärt. Und mich motiviert, auch nach Bern zu kommen.»


Vanessa Businger (l.) und Anja Eberhart werden ihre Leidenschaft – den Sport – zum Beruf machen.

Breites Spektrum der Fächer

Ihre Leidenschaft hat Anja Eberhart und Vanessa Businger aus dem Kanton Zürich nach Bern geführt: der Sport. «Mich interessieren die Hintergründe des Sports», sagt Kunstradfahrerin Anja Eberhart, «und ob ich den Nachwuchs im Club richtig trainiere.» Bei ihr hat das Nebenfach Theaterwissenschaften den Ausschlag für Bern gegeben. Für Vanessa Businger, die Karate und Volleyball zu ihren Hobbys zählt, war es die in ihren Augen allzu theorielastige Ausrichtung der Zürcher Hochschulen.

Ebenfalls wegen der Ausrichtung des Studiengangs kommt Damian Funk aus Frauenfeld nach Bern. «Linguistik ist ein sehr kleiner Studiengang, und jede Uni setzt andere Schwerpunkte. Bern deckt ein sehr breites Spektrum ab, räumlich, zeitlich und auch bezüglich der Sprachen.» Möglichst viele Bereiche will auch Erina Balmer aus Zürich, die sich «schon immer» für die Natur interessiert hat und gerne mikroskopiert, im Biologie-Studium kennenlernen, «damit ich meinen beruflichen Weg finden kann». Den Weg an die Uni Bern gefunden hat ihre Kollegin Sibylla Hardmeier über das Berufsinformationszentrum (BIZ): «Die Broschüren über Geologie waren sehr spannend. Und als ich jemanden getroffen habe, der es studiert, wurde mir das Fach immer sympathischer.»


Sibylla Hardmeier (l.) und Erina Balmer wenden sich den Naturwissenschaften zu.


Joel Baumann will die Originaltexte der Bibel in Griechisch und Hebräische lesen können.

Alte Sprachen lernen

Zu den 70 Studierenden, die neu ihr Studium in Theologie beginnen, gehören auch Joel Baumann und Felix Sponca aus dem Kanton Bern. Beide finden das Fach äusserst interessant und als Thema keineswegs veraltet: «Unsere Wertekultur baut darauf auf. Die Religion ist weiterhin ein wichtiger Teil der Gesellschaft, der aber vergessen geht», sagt Felix Sponca. «Wenn wahr ist, was in der Bibel steht, ist das essentiell für die Menschheit», ergänzt Joel Baumann, der die alten Sprachen lernen möchte, um die Originaltexte in Griechisch und Hebräisch lesen zu können. Festgelegt haben sie sich noch nicht, doch könnten sich beide vorstellen, später als Pfarrer zu wirken.


Felix Sponca erhofft sich an der Uni nicht nur Antworten: «Im Studium stellt man eher Fragen.»

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