Die Uni und das liebe Geld

Sparen, höhere Gebühren, Schliessungen von Fächern: Das waren die brisanten Themen am Podium der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB). Über die herausfordernde Finanzierung der Uni diskutierten Politiker, Unileitung und Studierende.

Von Matthias Meier 31. Mai 2012

«Die rote Linie ist für mich erreicht. Bei der Bildung kann nicht mehr gespart werden», so lautete das klare Votum von Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor des Kantons Bern. Die StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) lud Politiker und Vertreter der Universitätsleitung zu einem Podium über die Finanzierung der Uni Bern ein. Bei strahlendem Sommerwetter wohnten zahlreiche Studis der Diskussion um Kantonsbeiträge, Drittmittel, Sparpotenzial und Studiengebühren bei.

Zum Auftakt präsentierte Uni-Verwaltungsdirektor Daniel Odermatt die Fakten: «Das universitäre Budget von 738 Millionen Franken im Jahr 2011 wird von verschiedenen Seiten getragen. Neben Beiträgen von Bund, Kantonen und Dienstleistungs-Erträgen sind der Beitrag des Kantons Bern (275 Millionen) und die Drittmittel-Finanzierung (209 Millionen) die beiden wichtigsten Säulen der Uni-Finanzen.» Von 2000 bis 2011 ist die Anzahl Studierender um 46 Prozent gewachsen, «der Kantonsbeitrag jedoch blieb stabil», erklärte Odermatt. Diesem Druck habe man bis jetzt nur dank einem überproportional hohen Anstieg bei der Einwerbung von Drittmitteln standhalten können. «Weiteres Sparen ist ab jetzt nur noch mit der Schliessung von Fächern möglich», so der Verwaltungsdirektor.

«Was weg ist, ist weg.»: Regierungsrat Pulver warnt vor Fächerschliessungen. (Bilder: mei)
«Was weg ist, ist weg.»: Regierungsrat Pulver warnt vor Fächerschliessungen. (Bilder: mei)

Fächer schliessen ist teuer

«Die Schweiz ist ein kleines Land, es ist nicht nötig, alle Fächer an allen Hochschulen anzubieten», ist Grossrat Mathias Kohler von der BDP überzeugt. «Wenn sich alle Universitäten besser koordinieren und zusammenarbeiten, können wir Fächer streichen und Gelder sparen.» Doch ganz so einfach ist das nicht, die Schliessung von Fächern ist gemäss Odermatt teuer – bevor gespart werden kann, sind nämlich Investitionen nötig.

«Gestrichene Fächer müssen mindestens sechs bis acht Semester weitergeführt werden und danach fallen Abgangsentschädigungen an», erläuterte Daniel Odermatt. «Ausserdem verzichten wir mit den Fächern auch auf Beiträge von anderen Kantonen, welche diese für ihre Studierenden in diesen Disziplinen an die Uni Bern zahlen.» Umgekehrt muss der Kanton für Bernerinnen und Berner zahlen, die in einem anderen Kanton studieren. Regierungsrat Pulver ist sich sicher, dass es nichts bringt, das Studienangebot abzubauen: «Finanzpolitisch macht das keinen Sinn und die Streichung an sich ist auch nicht gut. Was einmal weg ist, ist weg.»

Alle Disziplinen sind wichtig

Gerade Geistes- und Sozialwissenschaften seien immer wieder im Visier von Sparwilligen, warf die Podiumsleiterin Romina Loliva in die Runde und fragte nach dem Wert dieser Fächer. «Bildungspolitik ist nicht nur eine Kostenfrage. Unsere Gesellschaft ist auf alle Disziplinen der Wissenschaft angewiesen», sprach sich Rektor Martin Täuber für den Erhalt der Volluniversität aus. Auch Bernhard Pulver ist gegen starre Kosten-Nutzen-Überlegungen: «Die Universität ist ein Ort des freien Denkens. Die Geistes- und Sozialwissenschaftler beschäftigen sich mit Fragen, die für die Zukunft unserer Gesellschaft relevant sind.» Martin Täuber griff darauf das Beispiel der Islamwissenschaft auf, deren Sinn und Zweck in der Spardebatte vermehrt in Frage gestellt wurde: «Der Islam spielt global und in der Schweiz eine grosse Rolle. Für die Auseinandersetzung in diesem hoch akuten gesellschaftlichen Kontext leistet die Universität einen wichtigen Beitrag.»

Rektor Martin Täuber verteidigt die Volluniversität: «Wir sind auf alle Disziplinen der Wissenschaft angewiesen.»
Rektor Martin Täuber verteidigt die Volluniversität: «Wir sind auf alle Disziplinen der Wissenschaft angewiesen.»

Über private Geschenke

Unis sind also Orte des freien Denkens, brauchen aber Geld. Wie steht man in Bern zu Zusammenarbeiten mit der Privatwirtschaft? Die UBS etwa finanziert an der Universität Zürich fünf Lehrstühle mit 100 Millionen Franken. «Private Geschenke sind natürlich immer schön», sagte Grossrat Blaise Kropf von den Grünen, «die Wissenschaft muss aber unbedingt frei von Druck sein». Für Martin Täuber ist klar, dass auch die Universität Bern mit der Wirtschaft zusammenarbeiten muss. «Wir haben klar festgelegt, dass gesponserte Professuren transparent und interessensfrei sein müssen.»

Warnt vor den Gefahren grosszügiger Geschenke - Grossrat Blaise Kropf.
Warnt vor den Gefahren grosszügiger Geschenke - Grossrat Blaise Kropf.

«Erhöhung der Studiengebühren ist moderat»

Das für Studierende besonders brisante Thema sparte sich die SUB-Podiumsleiterin bis zum Schluss auf: 750 anstatt 600 Franken kostet das Semester seit diesem Frühjahr. Regierungsrat Pulver versuchte, den unpopulären Entscheid zu rechtfertigen: «Wir standen vor der Wahl zwischen Pest und Cholera – das Budget der Universität kürzen oder die Studiengebühren erhöhen.» Mit der Erhöhung um 300 Franken im Jahr spare der Kanton rund drei Millionen Franken. «Ich bin mir bewusst, dass das für viele Studierende nicht einfach ist», so Pulver, die Gebühren würden aber nicht so bald wieder erhöht. BDP-Mann Mathias Kohler bezeichnete die Erhöhung als moderat, «es ist aber wichtig, dass weiterhin alle studieren können». Auch Rektor Täuber sprach sich gegen hohe Gebühren aus, wie sie etwa im angelsächsischen Raum vorherrschen. Er hofft, dass eine Annahme der Stipendieninitiative die Studierenden etwas entlasten wird.

Grossrat Mathias Kohler ist sich sicher, dass die Universitäten mit besserer Zusammenarbeit sparen könnten.
Grossrat Mathias Kohler ist sich sicher, dass die Universitäten mit besserer Zusammenarbeit sparen könnten.

Nicht nur jammern – Freude haben

Die Frage nach der künftigen Finanzierung der Universität gleicht einem Blick in die Kristallkugel. «Entscheidend wird sein, wie es um die Kantonsfinanzen steht und ob die Uni Bern im Wettbewerb um Drittmittel konkurrenzfähig bleibt», so Martin Täuber. Erfreulich sei aber, dass die Uni Bern trotz dem Spardruck in den letzten Jahren an Profil gewonnen hat: «Unsere Forschung ist international kompetitiv, das zeigen die vielen Drittmittel. Die Qualität ist hoch und wir haben an Terrain gut gemacht», stellte der Rektor klar. Regierungsrat Pulver mahnte: «Bei der ewigen Diskussion um die Finanzen läuft man Gefahr zu vergessen, dass wir in Bern eine Top-Uni mit guter Infrastruktur haben. Darüber dürfen wir uns freuen.»

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