Berner Jus-Studis gewinnen Prozess
Studierende schlüpfen in die Haut von Rechtsanwälten und lösen knifflige Erbschafts-Streitereien. Ein Team der Uni Bern gewinnt den diesjährigen nationalen Jus-Wettbewerb «Swiss Moot Court».
Das Gemälde von Albert Anker wird auf 300'000 Franken geschätzt und zeigt ein junges Mädchen beim Domino-Spiel. Das Kunstwerk ist der Stein des Anstosses in einem komplizierten Erbschaftsstreit. Der ursprünglich vorgesehene Erbe Georges bangt um die Hinterlassenschaft seines Vaters, da seine vergesslich gewordene Stiefmutter das Bild kurz vor ihrem Tod ihrer Pflegerin Marguerite vermacht hatte. Beide Parteien verfügen über Dokumente, die bezeugen, dass sie rechtmässig Anspruch auf Ankers Mädchenportrait haben. Der komplizierte Erbrechtsstreit landet schlussendlich vor Bundesgericht, wo über den Besitz des kostbaren Gemäldes entschieden werden muss.
Die Berner Studierenden überzeugten die Jury mit stichhaltigen Argumenten und einem sicheren Auftreten. (Bilder: zvg)
Über diesen fiktiven Rechtsfall zerbrachen sich kürzlich Jus-Studierende aus der ganzen Schweiz den Kopf. Diese Geschichte war nämlich Ausgangslage am schweizweit grössten Jus-Wettbewerb, am «Swiss Moot Court» in Luzern. Ein Berner Team verbuchte dabei einen Vollerfolg: Die drei Studis Manuela Tschümperlin, Frauke Heidemann und Patrick Renz setzten sich im Wettbewerb gegen Rechtsstudierende anderer Schweizer Universitäten durch und erreichten mit hervorragenden Plädoyers den ersten Rang. «Das ist ein riesiger Erfolg», wie Thomas Koller, Team-Betreuer und Professor am Departement für Privatrecht erklärt, «die zahlreichen und kniffligen Probleme dieses erfundenen Falles machten die Plädoyers besonders anspruchsvoll».
Strahlende Gewinner: Frauke Heidemann, Patrick Renz und Manuela Tschümperlin (v.l.n.r.).
Ehre und Preis eingeheimst
Der Swiss Moot Court fand dieses Jahr bereits zum neunten Mal statt. In einer ersten schriftlichen Phase wurden die 12 besten Studi-Teams auserkoren und nach Luzern eingeladen. Hier galt es nun die mündlichen Überzeugungsfähigkeiten vor einer Jury aus Bundesrichtern, Rechtanwältinnen und Professoren unter Beweis zu stellen. Die angehenden Juristinnen und Juristen schlüpften im Wettbewerb in die Rolle eines Anwalts und vertraten ihre fiktiven Klienten. «Eine Besonderheit liegt darin, dass die Teams während des Wettbewerbs die Rollen tauschen mussten, sie mussten also beide Parteien je einmal vertreten», erläutert die wissenschaftliche Assistentin Caroline von Graffenried vom Berner Zivilistischen Seminar. Und das gelang Manuela Tschümperlin, Frauke Heidemann und Patrick Renz in diesem Jahr am besten: Mit stichhaltigen Argumenten und einem sicheren Auftreten überzeugten sie auf der ganzen Linie und heimsten nebst viel Ehre Büchergutscheine im Wert von 700 Franken ein.