Unternehmertum an der Uni
An der Uni Bern entstehen unzählige innovative Ideen, die nie an die Öffentlichkeit gelangen. Um das Unternehmertum an der Uni sowie im ganzen Kanton zu fördern, hat Professor Artur Baldauf den «Berner Business Plan Wettbewerb» ins Leben gerufen.
«Die Universität Bern strotzt vor kreativem Potenzial», stellt Artur Baldauf, Direktor der Abteilung für Unternehmensführung und Entrepreneurship, fest. «Hier entstehen viele exzellente Ideen mit grossen Marktchancen, die aber leider häufig nicht umgesetzt werden.» Der Grund ist für den Wirtschaftsprofessor klar: «Das Unternehmertum wird zu wenig gefördert.» Und das nicht nur an der Uni, sondern im ganzen Kanton – Bern schneide in den Statistiken schlechter ab als Zürich oder die Westschweiz.
Ein Blick zu anderen schweizerischen sowie deutschen und amerikanischen Universitäten zeigt: Dieser Missstand kann behoben werden. Und zwar mit Angeboten wie der Unterstützung beim Entwickeln von Businessplänen zur Planung und Umsetzung von Geschäftsideen. Deshalb haben Baldauf und sein Team mit Unterstützung von Verwaltungsdirektor Daniel Odermatt den «Berner Business Plan Wettbewerb» (BBPW) ins Leben gerufen, der nun zum ersten Mal stattfindet.
10 000 Franken Prämie
Der Wettbewerb dient als Plattform, um Geschäftsideen zu entwickeln, zu konkretisieren und schliesslich erfolgreich am Markt einzuführen. Er besteht aus insgesamt vier Events. Bereits stattgefunden hat der «Start-up Evening». Der Netzwerk- und Info-Event war ein Erfolg, wie das Interesse von über 100 Teilnehmenden an der völlig ausgebuchten Veranstaltung verdeutlicht.
Professor Artur Baldauf bespricht mit Marcela Garcia Freire, Projektleiterin des Berner Business Plan Wettbewerbs, den Ablauf des nächsten Events im November. (Bild:sf)
Noch Plätze gibt es dagegen für den nächsten Event, den «Elevator Pitch» im November, bei dem es konkret wird: Teilnehmende erhalten die Möglichkeit, ihre Idee einer externen Jury, die sich aus hochrangigen Unternehmensvertreterinnen und -vertretern verschiedener Branchen und aus dem ganzen Kanton zusammensetzt, zu präsentieren. Diese wählt etwa 15 erfolgversprechende Ideen aus und prämiert die zwei besten «Elevator Pitches» mit je 1000 Franken. Die ausgewählten Teams besuchen anschliessend Workshops und erhalten ein professionelles Coaching. Im März 2013 findet die Award-Verleihung für den besten Berner Businessplan statt. Dieser wird – von Sponsoren finanziert – mit 8000 Franken prämiert, die als Startgeld für die Firmengründung gedacht sind.
Student gründet erfolgreich Unternehmen
Mit dem BBPW hat die Uni Bern, die bei diesem Projekt mit der Berner Fachhochschule (BFH), dem Beratungsunternehmen «innoBE» und dem Entrepreneurs‘ Club der Uni Bern (ECUB) zusammenarbeitet, das Rad nicht neu erfunden. Im Kanton Bern bestehen bereits verschiedene Angebote für Personen mit unternehmerischen Ambitionen, beispielsweise das «StartUp Weekend», die Sprungbrett-Events für Studierende oder die Initiative «entreBERNeur».
Baldauf ist dies bewusst, deshalb hat er mit seinem Team Partnerschaften entwickelt, um eine Art «Eco-System» aufzubauen und nachhaltig zu etablieren. «Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu den anderen Angeboten, sondern wollen diese ergänzen». So gab es an der Uni bisher keine Anlaufstelle für Mitarbeitende und Studierende mit erfolgversprechenden Ideen.
Samuel Mäder, Gründer und CEO der Freizeitplattform «gonna.do», ermunterte die Besucher des «Start-up Evening», ihre Ideen zu verwirklichen. (Bild zvg)
Gerade eine solche hätte Samuel Mäder, der am Start-up Evening über die erfolgreiche Umsetzung seiner Geschäftsidee sprach, aber gebraucht. Der Betriebswirtschaftler hatte bereits als Student an der Uni Bern die Idee von einem Online-Service, der die Freizeitplanung vereinfacht. Drei Jahre sind seither vergangen, in denen Mäder sich bei verschiedenen Institutionen, zum Beispiel der Wirtschaftsförderung des Kantons sowie der «innoBE», Unterstützung geholt hat.
Heute ist seine Plattform «gonna.do», die man beispielsweise als Organisatorin des «Weltrekord Aareböötle» der letzten drei Jahre kennt, erfolgreich auf dem Schweizer Markt. Für nächstes Jahr ist der Markteintritt in Deutschland geplant. Dementsprechend zufrieden ist Samuel Mäder, betont aber: «Hätte es den Event früher gegeben, ich hätte mitgemacht. Das würde ich auch allen raten, die eine Idee im Kopf haben.» Damit ist er einer Meinung mit Baldauf: «Der grösste Fehler ist, eine Idee bloss eine Idee bleiben zu lassen.»