Interaktiv in die Dimension der Elementarteilchen
Die wundersame Welt der Kleinstteilchen verständlich und multimedial erklärt – beim Vortrag, im Web oder auf Facebook. Ein Berner Physiker stösst ein Projekt zur Wissenschaftskommunikation in der Teilchenphysik an, das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt wird. «Interactions» ist nun gestartet.
Die Entdeckung des Higgs-Teilchens am CERN oder auch die Meldung über Neutrinos mit Überlichtgeschwindigkeit, die sich jedoch am Ende als falsch erwies: Im letzten Jahr haben Teilchenphysiker für Erfolg und Furore gesorgt. «Die Erkenntnisse aus den allen Gebieten der Teilchenphysik – nämlich der Hochenergiephysik, Neutrinophysik, Niedrigenergiephysik, Astroteilchenphysik – sind für das Verständnis unserer Welt elementar», erklärt Hans Peter Beck vom «Labor für Hochenergiephysik» und vom « Albert Einstein Center for Fundamental Physics» der Uni Bern. Deshalb will der Berner Physiker das gewonnene Wissen mit allen teilen. Er leitet das Projekt «Interactions» des «Swiss Institut of Particle Physics» (CHIPP), mit welchem die Schweizer Teilchenphysiker einer breiten Öffentlichkeit Einblick in ihre Forschung bieten. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt das Vorhaben im Rahmen von «Agora», dem neuen Instrument zur Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Kollision von Protonen – und die daraus entstandenen Teilchen – im ATLAS-Detektor am CERN. (Bild: ATLAS Experiment © 2012 CERN)
Toller Dialog: Website in vier Sprachen
«Neuigkeiten aus der Forschung sollen Jung und Alt auf einem anspruchsvollen, aber verständlichen Niveau nahegebracht werden», erklärt Beck. Dafür werden multimediale Wege eingeschlagen: Ein umfangreicher Webauftritt unter www.teilchenphysik.ch wird ab Mitte 2013 als Informations- und Newsplattform für das gesamte Spektrum der Teilchenphysik etabliert – und zwar mehrsprachig, neben Deutsch auch auf Französisch, Italienisch und Englisch. Schon jetzt wird grundlegendes Wissen über Elektronen, Antiteilchen, Quarks & Co. per Mausklick verständlich vermittelt.
Auf der Homepage werden zehn Videointerviews mit Forschenden und Technikern zu finden sein, die einen persönlichen Zugang zur Teilchenphysik und den mit ihr einhergehenden Berufsbildern schaffen sollen. Und Hans Peter Beck betont: «Grosses Gewicht kommt unserer Präsenz auf vier Social Media-Plattformen (Facebook, Youtube, Twitter, Google+) zu.» Die vier Kommunikationskanäle sollen kontinuierlich mit Informationen aus erster Hand bespielt und diskutiert werden.
Hans Peter Beck gibt einen Einblick in die Experimente am CERN – ein Film aus dem Projekt «Interactions». (Film: © CHIPP).
Vom Teilchen hinaus in die Welt
Dialog ist bei «Interactions» Programm: «Das Herzstück des Projekts sind sieben interdisziplinäre Diskussionen, bei denen Teilchenphysikerinnen und -physiker die Bedeutung ihrer Disziplin für Wirtschaft, Kultur und für das Selbstverständnis unserer Gesellschaft reflektieren», führt der Projektleiter aus. So tritt in jeder Diskussionsveranstaltung jeweils ein Teilchenphysiker aus einer Schweizer Gruppe in Dialog mit einem Wissenschaftler aus einem anderen Fachgebiet – beispielsweise mit einem Wirtschaftsvertreter, einem Kulturschaffenden oder einem Politiker.
Das Besondere dabei: «Die Teilnehmenden diskutieren nicht nur auf den Podien, sondern in Online-Debatten (Google-Hangouts) auch mit einem mitunter jüngeren Publikum in der Netzwelt in Kontakt treten», so Hans Peter Beck.