Die Vermittlungszentrale für Praktika
Seit 50 Jahren organisiert AIESEC Bern Praktikumsplätze für ausländische Studierende – und schickt selber Berner Studis hinaus in die Welt. An der Jubiläumsfeier warf der Gründer Jürg Schwarz einen Blick zurück ins Jahr 1963.
Er wollte sich eigentlich nur ein Praktikum im Ausland organisieren – was sich jedoch 1961 als ziemlich schwierig herausstellte. Der damalige Berner Student Jürg Schwarz fand keine Vermittlungszentrale. AIESEC, die heute weltweit grösste Studentenorganisation, die nicht-gewinnorientiert Praktika für Studierende anbietet, hatte damals nur eine Vertretung in St. Gallen, Zürich und Genf. Kurzerhand organisierte Jürg Schwarz sein Praktikum bei der Swissair in New York selbst. Nach seiner Rückkehr diskutierte Jürg Schwarz das mangelnde Angebot an Auslandspraktika in Bern mit Mitstudierenden. Er beschloss – zusammen mit Katharina Ziedrich-Binz und Anton Schmid – in Bern ein Lokalkomitee von AIESEC auf die Beine zu stellen. Im Januar 1963 trat AIESEC Bern zum ersten Mal öffentlich auf.
Prosit: Die Anwesenden an der Jubiläumsfeier stossen mit Gründer Jürg Schwarz (stehend) auf 50 Jahre AIESEC Bern an. (Bilder: zvg)
Diese Geschichte erzählte der heute 74-jährige Gründer anlässlich der Jubiläumsfeier zu 50 Jahre AIESEC Bern, an der 15 ehemalige Präsidentinnen und Präsidenten aus allen Generationen anwesend waren, wie der heutige Koordinator der AIESEC-Alumni in Bern, Olivier Duperrut, berichtet.
Über 110 Länder machen mit
Heute ist AIESEC – auch an der Uni Bern – aus dem Studi-Alltag nicht wegzudenken: Die Organisation ist die weltweit grösste Plattform, auf der Studierende ein Auslandpraktikum buchen können, «um in einem international Kontext Führungs- und Sozialkompetenzen entwickeln zu können», wie Duperrut schreibt. Und so funktioniert dies: Jedes Lokalkomitee in den über 110 Mitgliedsländern sucht vor Ort Unternehmen, die Praktikumsstellen für ausländische Studierende anbieten. Gleichzeitig vermitteln die lokalen Gruppen von AIESEC Interessierte aus ihren Einzugsgebieten ins Ausland.
Bezahlt oder ehrenamtlich
«Die Praktika sind sehr vielseitig», so Duperrut, es gebe bezahlte und Volunteering-Angebote. Erstere Stellen sind eher im Bereich der eigenen Studiendisziplin angesiedelt und dauern in der Regel zwischen drei Monaten und eineinhalb Jahren. «Wie etwa ein Praktikum bei der UBS in Singapur oder bei Nike in San Francisco», konkretisiert Duperrut. Die unbezahlten Praktika sind meist kürzer. Englisch unterrichten oder in Entwicklungsprojekten in Asien, Afrika und Südamerika mitarbeiten ist bei den Schweizer und Berner Studierenden als Zweimonate-Aufenthalt beliebt, so der Alumni-Koordinator. Er selber hat letztes Jahr in Indonesien drei Monate an einer Islamschule Englisch gelehrt.
Ehrengast an einer javanesischen Hochzeit – während seines AIESEC-Praktikums: Olivier Duperrut (links) zusammen mit einem Freund aus Polen (rechts).
«Career Days» für die Studis
Die Vermittlung hat sich seit der Gründung vor 50 Jahren modernisiert: Während früher die offenen Praktikumsstellen noch an internationalen Konferenzen mit echten Papier-Formularen zugeteilt wurden, findet dieser Prozess heute online in einer Datenbank statt – alles bequem per Computer. Neben der Vermittlung von Praktika im Ausland organisiert AIESEC Bern seit 15 Jahren die Firmenmesse «Career Days», welche Firmen eine Plattform öffnet, auf der sie sich den Berner Studentinnen und Studenten vorstellen.
Neu hat das Berner Lokalkomitee das Projekt «Global View» lanciert: In Workshops und auf Podien wurde unter dem Titel «Wasser – wie weiter?» das Thema Nachhaltigkeit und der globale Umgang mit Ressourcen diskutiert. Im nächsten Jahr soll der zweitägige Event erneut stattfinden.
Freunde für lange Zeit
«Es ist eindrücklich, wie AIESEC Menschen zusammenbringt», sagt Olivier Duperrut – und schliesslich zusammenhält: Anne-Marie Nega-Ledermann, Präsidentin von AIESEC Bern von 1965 bis 1967, hat an der Jubiläumsfeier den Gruss einer Freundin aus Tschechien vorgelesen. Diese hatte in den 1960er Jahren ein AIESEC-Praktikum bei der Berner Allgemeinen (Versicherung) gemacht.