Exklusives für die Ehemaligen

Podiumsdiskussion, Konzert, Buurehamme-Essen: Die Unileitung will den Austausch mit den Alumni der Uni Bern stärken. Am Alumnitag 2013 wurden die Rollen der Ehemaligen, der Universität und der Wirtschaft eifrig diskutiert.

Von Bettina Jakob 16. September 2013

«Die Uni braucht Sie!» In seinem Input-Referat richtete Regierungsrat Bernhard Pulver sich direkt an die Ehemaligen der Universität Bern, die zum Alumnitag erschienen waren. Nämlich als Botschafterinnen und Botschafter gegen aussen, auf dass die Uni in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sichtbarer werde – als «Netzwerk, das beiden Seiten dienen soll». Für dieses Gelingen will die Uni Bern gemäss Rektor Martin Täuber ihr Engagement für die Alumni intensivieren: «Die Unileitung legt einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der Aumni-Organisationen.»


Will sich für die Alumni-Organisationen einsetzen: Uni-Rektor Martin Täuber. (Bilder: Adrian Moser)

Startschuss dieser Absicht stellte der Alumnitag 2013 dar, der mit einer Podiumsdiskussion über die Bedeutung der Alumni für die Universität Bern in ihrer bildungs- und wirtschaftspolitischen Ausrichtung den Austausch mit den Ehemaligen lancierte.

Dynamische Debatte mit TV-Moderatorin

Auf dem Podium sassen illustre Gäste: Neben Rektor Martin Täuber und Erziehungsdirektor Bernhard Pulver diskutierten der ehemalige SBB-CEO Benedikt Weibel, Grossunternehmer und Chef des Kunststoffkonzerns Rehau Jobst Wagner und Norbert Thom, emeritierter Professor des Berner Instituts für Organisation und Personal und Mitbegründer des Kompetenzzentrums für Public Management mit. Für eine dynamische Diskussion sorgte SRF-Moderatorin Sonja Hasler – über die Ausrichtung der Universität, den Einfluss der Wirtschaft und das liebe Geld.


Angeregte Diskussion mit Prof. Benedikt Weibel, Moderatorin Sonja Hasler…


…Regierungsrat Bernhard Pulver und Unternehmer Jobst Wagner.

Die Uni Bern weist im Schweizer Vergleich den kleinsten Kantonsbeitrag auf – er macht nur 37 Prozent des Budgets aus; die ETHs etwa erhalten je rund 80 Prozent ihres Etats vom Bund. Eine Tatsache, die sich halt auch in den Rankings widerspiegle, so Martin Täuber auf die neuesten Ranglisten angesprochen. Die ETH hält in den aktuellen QS World University Rankings Platz 12 inne, die EPFL den 19. Rang. «Wenn wir eine Milliarde Schweizer Franken in die Uni Bern hineinsteckten, wären wir auf Platz 2», entgegnete Regierungsrat Pulver auf Halsers Frage, warum die Uni Bern weit hinter den beiden rangiert ist. Der Regierungsrat betonte gleichzeitig, dass die Universität seitens des Kantons sicher nicht weiteren Kürzungen unterworfen werde.

Kein Problem mit Geld von Privaten

Knappe Mittel bedeuten, dass die Uni Bern fleissig Drittmittel akquirieren muss: Inwieweit soll dafür die Wirtschaft einbezogen werden? Die Runde sieht kein Problem, dass Private über ihre Gelder zuviel Einfluss auf die Universität nehmen könnten. Benedikt Weibel und Norbert Thom unterstützen diese Zusammenarbeit, wenn die klaren, bestehenden Richtlinien im Zusammenhang mit der Freiheit von Lehre und Forschung eingehalten werden. Gerne sähe Thom allerdings «mehr Mäzene als Sponsoren an der Uni Bern».


Der emeritierte Professor Norbert Thom sähe gerne mehr Mäzene an der Uni Bern.

Freies Forschen für die Welt von morgen

Mehr Sorgen als die Wirtschaft bereitet Regierungsrat Bernhard Pulver der Einfluss der Politik auf die Uni: Immer wieder sieht sich der Erziehungsdirektor im Rahmen der Debatten um die schwächelnde Finanzlage des Kantons Bern mit der Forderung konfrontiert, den Fächerkanon abzuspecken und die Universität in ihren Kompetenzfeldern auszubauen. Die geforderte Fokussierung finde statt, etwa in der Medizin und im Bereich Politik und Verwaltung, so Pulver. «Aber ohne abzuspecken», stellte er klar: «Die Uni forscht für die Welt von morgen. Es ist nicht möglich, heute zu wissen, auf welchen Gebieten sich die Zukunft abspielen wird.» Nach solchem Ansatz hätte man in den 1970er Jahren die Klimawissenschaften wohl abgeschafft, so Pulver; heute forscht die Universität Bern in dieser Disziplin an der Weltspitze mit.


Bildungspolitik, Wirtschaft und die Rolle der Alumni: Das waren die Themen am Alumnitag 2013.

Fokus und Volluniversität

Die neue Strategie 2021 der Uni Bern verfolgt genau dieses Ziel: die Fokussierung und das gleichzeitige Bekenntnis zur Volluniversität. Die Unileitung erkennt gemäss Martin Täuber eine Tendenz zu verstärkt interdisziplinärem Denken und Vorgehen, welches auch nötig sei, um die Probleme der heutigen globalisierten Gesellschaft zu lösen: «Selbst erfolgreiche, spezialisierte Hochschulen wie das Massachusetts Institute of Technology MIT oder die EPFL bieten wieder mehr Fächer an, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit gleich vor Ort zu fördern.»

Kickoff ist gelungen

Unternehmer Jobst Wagner stellte der Uni Bern ein gutes Zeugnis aus, lobt ihre Produkte, das lasse sich insbesondere bei den von der Rehau ausgezeichneten Arbeiten in den Wirtschaftswissenschaften sehen. Die Universität Bern verkaufe sich allerdings unter ihrem Wert – gerade auch bei den Alumni könnte mit mehr «Corporate Identity» aufgetrumpft werden.


Mehr «Corporate Identity» – das wünscht sich Jobst Wagner von der Uni Bern.

Das strebt die Unileitung an: Sie will laut Rektor Täuber den Ehemaligen künftig mehr bieten, ihnen Plattformen zur Vernetzung zur Verfügung stellen, sie ausführlicher über die Ziele der Universität informieren und zu Veranstaltungen laden. Der Kickoff-Event mit musikalischer Umrahmung durch das Alumni Sinfonie-Orchester der Uni Bern (ALSO) und geselligem Buurehamme-Essen war der erste, gelungene Schritt dazu.

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