Die Universität ehrt herausragende Forschende
Sieben Ehrendoktortitel und sieben akademische Preise hat die Universität Bern an ihrer 179. Stiftungsfeier vergeben. Am «Dies academicus» wurden im Kulturcasino die Gewürdigten im festlichen Rahmen geehrt – unter ihnen mehrere Alumni der Alma mater.
Ein Höhepunkt am «Dies academicus» war die Verleihung der Ehrendoktortitel. In ihren Laudationes erläuterten die sechs Dekane in feierlichen Talaren die Verdienste und den Werdegang der neuen Ehrendoktorinnen und Ehrendoktoren der Universität Bern. Anschliessend überreichten sie den Geehrten die Urkunde in einer festlichen roten Rolle.
Die Universität Bern verlieh dieses Jahr sechs Ehrendoktortitel an sieben Forschende. (Bild: Manu Friederich)
Christentum – Politologie
Die Theologische Fakultät verlieh Kathrin Utz Tremp, Privatdozentin an den Universitäten Bern, Freiburg i. Ue. und Luzern, den Ehrendoktortitel für ihre Erforschung des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Sie hat die Geschichte des Christentums in Bern, Fribourg und der Schweiz gemäss Laudatio «wesentlich erhellt», schwer zugängliche historische Quellen wissenschaftlich erschlossen und sich «immer wieder Minderheiten und Vergessenen der Geschichte» gewidmet. Kathrin Utz Tremp hat 1976 ihr Studium der Mittelalterlichen Geschichte an der Uni Bern abgeschlossen.
Von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät erhielt der deutsche Politologe Manfred G. Schmidt die Ehrendoktorwürde. Der Professor der Universität Heidelberg wurde geehrt für seine wegweisende Forschung zur Wirkung von politischen Parteien sowie zu Voraussetzungen und Folgen von demokratischen und autokratischen politischen Systemen. Er hat auch wichtige Analysen zur schweizerischen Politik vorgelegt und sich für das Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern engagiert, wie in der Laudatio steht.
Parasitologie – Mediävistik
Robin B. Gasser, Alumnus der Universität Bern, wurde von der Vetsuisse-Fakultät gewürdigt für seine aussergewöhnlichen Ideen und Ansätze zur Bekämpfung von parasitären Erregern. Der neue Ehrendoktor hat die Grundlagenforschung von tierpathogenen Parasiten mit der Verknüpfung von genomischen, genetischen und bioinformatischen Technologien revolutioniert und damit neue Therapiemöglichkeiten eröffnet. Zudem hat der Professor der Universität Melbourne ein weltweites Netzwerk von Forschenden und Fachinstitutionen geschaffen.
Die Universitätsleitung und die Dekane der Universität Bern erschienen in feierlichen Talaren am Dies academicus. (Bilder: Pascal Lauener)
Einen gemeinsamen Ehrendoktortitel an die Mediävisten Jeffrey F. Hamburger und Nigel F. Palmer verlieh die Philosophisch-historische Fakultät. Die beiden Forscher untersuchen mittelalterliche Schriften interdisziplinär und bewahren sie gemäss Laudatio «in vorbildlichen Ausgaben dem kulturellen Erbe». Hamburger, der Kunstgeschichte studiert hat und an der Universität Harvard tätig ist, untersucht die Bilderwelt von Handschriften. Palmer, emeritierter Professor der Universität Oxford, ist Literarhistoriker und untersucht unter anderem deutschsprachige Handschriften.
Sportsoziologie – Stereologie
Für ihr Engagement auf dem Gebiet der Sportsoziologie und für die Gleichberechtigung der Frauen im Sport erhielt Kari Fasting von der Philosophisch-humanwissenschaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwürde. Die Norwegerin hat einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Entwicklung und Vernetzung der Sportsoziologie geleistet. Sie hat Germanistik, Pädagogik und Psychologie studiert, promovierte in Erziehungswissenschaft und ist heute Honorarprofessorin an der Brunel University London. Als Beraterin ist Fasting für internationale Organisationen wie etwa den Europarat und die UNICEF tätig.
Von der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät erhielt die Dänin Eva B. Vedel Jensen die Würde einer «Doctrix philosophiae honoris causa». Durch ihre wissenschaftliche Arbeit hat sie die Stereologie – die Analyse und Interpretation geometrischer Objekte und Bilder – entscheidend beeinflusst und modernisiert. Als Direktorin verschiedener Forschungszentren ist es ihr gelungen, Brücken zu unterschiedlichen Fachbereichen zu schlagen. Die studierte Mathematikerin und Statistikerin ist heute Ordinaria an der Universität Aarhus.
Drei Forscherinnen und vier Forscher wurden von der Universität Bern für ihre wissenschaftlichen Verdienste gewürdigt.
Entwicklungsbiologie – Virologie
Neben den Ehrendoktortiteln wurden am Dies academicus auch weitere Auszeichnungen der Universität Bern verliehen. Der mit 100’000 Franken dotierte Hans-Sigrist-Preis – die bedeutendste Ehrung der Universität Bern – ging an Yoshiki Sasai. Der Professor für Organo- und Neurogenese am renommierten RIKEN Zentrum für Entwicklungsbiologie in Japan ist gemäss Laudatio einer der international angesehensten und innovativsten Forscher auf dem diesjährigen Preisgebiet «Stammzellanwendung in der Regenerativmedizin». Ihm ist es etwa gelungen, aus Stammzellen Netzhäute und komplexe dreidimensionale Hirn- und Drüsenstrukturen wachsen zu lassen.
Der Preis für den besten Nachwuchswissenschaftler, der Theodor-Kocher-Preis der Universität Bern, ging dieses Jahr an den Berner Forscher Philippe Plattet. Der Biologe hat im Rahmen seiner Forschung zu Morbiliviren – wie etwa dem Masern-Virus – neue Mechanismen des Überdauerns von Krankheitserregern im Gehirn aufgedeckt, die für das Verstehen von chronischen entzündlichen Krankheiten des Nervensystems wesentlich sind. Auch schuf er die Grundlage für die Entwicklung von antiviralen Wirkstoffen, welche für die Behandlung und Bekämpfung einer Vielzahl von verheerenden Infektionskrankheiten nützlich sein werden.
Verhaltensökologie – Umweltforschung
Die Haller-Medaille verleiht die Universität Bern auf Antrag der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät an Christoph Grüter, der am Berner Institut für Ökologie und Evolution sein Studium absolviert hat. Seine Forschungsresultate haben dabei geholfen, wichtige Fragen im Bereich der Verhaltensökologie zu klären, insbesondere in der Kommunikation von Honigbienen und von anderen sozialen Insekten. Derzeit ist Grüter an der Universität von Sao Paolo in Brasilien als Postdoktorand und an der Universität Lausanne tätig.
Am Dies academicus wurden sieben Preise verliehen – im Bild Jeanine Zwahlen, die den Preis der Seniorenuniversität für Alternsforschung erhielt.
Der Berner Umwelt-Forschungspreis wird für disziplinäre und interdisziplinäre Forschung im Bereich Ökologie und Umweltwissenschaften an der Universität Bern verliehen. Dieses Jahr wurde Antoni Margalida für seine Dissertation über den Schutz von Bartgeiern ausgezeichnet. Der assoziierte Forschungsgruppenleiter am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern und Inhaber einer Förderprofessur an der spanischen Universität Lleida setzt sich seit 20 Jahren mit Erfolg für die Erhaltung der europäischen Bartgeier ein.
Immunologie – Pflanzenwissenschaften – Biochemie
Mit dem Dr. Lutz Zwillenberg-Preis werden – in Erinnerung an den 2011 verstorbenen Biologen Dr. Lutz O. Zwillenberg – jährlich bis zu drei hervorragende wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der biologischen Wissenschaften ausgezeichnet. Dieses Jahr ging der Preis gleichermassen an drei Forschende: Alexander Eggel, Postdoktorand am Institut für Immunologie, hat in seiner Arbeit ein von ihm entwickeltes Protein charakterisiert, das bestimmte Antikörper entfernen und damit zur Behandlung allergischer Krankheiten eingesetzt werden kann. Katrin Hermann hat in ihrer Dissertation am Institut für Pflanzenwissenschaften gezeigt, wie sich Blütenpflanzen rasch an neue Bestäuber anpassen können, was neue Erkenntnisse über die Evolution komplexer Merkmale liefert. In seiner Dissertation am Institut für Biochemie und Molekulare Medizin hat Mauro Serricchio dargelegt, wie human- und tierpathogene Parasiten mittels der Blockierung von Lipiden zum Absterben gebracht werden können.
Alternsforschung – Religionsgeschichte
Herausragende Abschlussarbeiten zur Alternsforschung, die an der Universität Bern erstellt worden sind, werden mit dem Preis der Seniorenuniversität für Alternsforschung ausgezeichnet. Dieses Jahr wurde der Preis verliehen an die Psychologin Jeanine Zwahlen, die sich in ihrer Masterarbeit mit psychologischen, physischen, sozialen und demografischen Faktoren von Langzeitehen beschäftigt hat.
Den Credit Suisse Award for Best Teaching erhielt Moisés Mayordomo Marín. Der assoziierte Professor für Neues Testament und Antike Religionsgeschichte begeistert laut Laudatio die Studierenden mit seiner umfassenden und hochschuldidaktisch klugen Lehre und widmet sich dieser mit überdurchschnittlichem Engagement.