100'000 Franken für einen Stammzellforscher
Der Hans-Sigrist-Preis der Universität Bern geht dieses Jahr an einen japanischen Stammzellbiologen und Mediziner. Yoshiki Sasai ist es gelungen, komplexe dreidimensionale Strukturen – wie etwa eine Netzhaut – mit Stammzellen nachzubilden.
Einen «grünen Daumen» besitze Yoshiki Sasai, wenn es darum gehe, Stammzellen zu komplexen Strukturen zusammenwachsen zu lassen. Und er habe ein Talent dafür zu wissen, was Stammzellen wollen. Dies schrieb das Fachjournal «Nature» über den Professor für Organo- und Neurogenese am renommierten RIKEN Zentrum für Entwicklungsbiologie in Kobe, Japan. Die Hans-Sigrist-Stiftung der Universität Bern ehrt den herausragenden Forscher für seine «innovativen Entdeckungen im Bereich der stammzellbedingten Organogenese».
Der mit 100’000 Franken dotierte Hans-Sigrist-Preis wird offiziell am Dies academicus verliehen. Traditionellerweise stellte der Preisträger bereits tags zuvor am Hans-Sigrist-Symposium seine Forschungsergebnisse vor. Das diesjährige Symposium wurde von der fakultätsübergreifenden Plattform «stemcellsbern» der Universität Bern mitorganisiert, die Forschungsgruppen im Bereich der Stammzellforschung und Regenerativmedizin vereint und diese national und international vernetzt.
Der international renommierte Hans-Sigrist-Preis geht an Yoshiki Sasai. (Bild: zvg)
Stammzellen frei schwebend entwickelt
Yoshiki Sasai’s Entdeckung des sogenannt selbstorganisierenden Prinzips des Gewebes erlaubt es, mittels Stammzellen komplexe dreidimensionale Strukturen im Reagenzglas nachzubilden. Indem er Stammzellen sich frei schwebend in Flüssigkeiten entwickeln lässt – statt wie üblich in Kulturschalen – bilden sie spontan Kugeln von rund 3000 Zellen, mit Netzhaut-ähnlichen Zellen in augenförmigen Wölbungen. Zu seinen weltweit beachteten Leistungen zählen nebst dem Wachstum der Netzhaut, die den Sehprozess im Auge steuert, auch das Wachstum perfekt organisierter dreidimensionaler Hirn- und Drüsenstrukturen. Dereinst könnten diese neue Möglichkeiten der Therapie eröffnen.
Yoshiki Sasai ist es gelungen, mit Stammzellen dreidimensionale Strukturen, zum Beispiel eine Netzhaut, nachzubilden. (Bild: M. Eiraku und Y. Sasai)
Der Japaner schloss 1986 sein Medizinstudium an der Kyoto University Medical School ab und erlangte 1993 ebendort den Doktortitel. Anschliessend war er als Gastforscher an der David Geffen School of Medicine der Universität von Kalifornien in Los Angeles, als assoziierter Professor an der Kyoto University Medical School und als Professor am Institute for Frontier Medical Sciences der Kyoto University tätig. Seit dem Jahr 2000 forscht er am weltberühmten RIKEN Zentrum.
Der international renommierte Berner Preis
Den Hans-Sigrist-Preis erhielt Yoshiki Sasai auf Initiative der Vetsuisse-Fakultät, der Medizinischen sowie der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät. Der Hans-Sigrist-Stiftungsrat legt jeweils aus verschiedenen Vorschlägen das Wissenschaftsgebiet – dieses Jahr die «Stammzellanwendung in der Regenerativmedizin» – fest, aus welchem eine international abgestützte Expertenkommission Forschende aus dem In- und Ausland nominiert. Der Stiftungsrat entscheidet schliesslich über die Vergabe. Das Preisgeld kann die Gewinnerin oder der Gewinner im Rahmen des Forschungszieles nach freiem Ermessen verwenden.
Der Hans-Sigrist-Preis
Jährlich vergibt die Hans-Sigrist-Stiftung den mit 100’000 Franken dotierten Preis. Der Stiftungsrat wählt aus verschiedenen Vorschlägen aus seiner Mitte das Wissenschaftsgebiet fest, aus welchem eine international abgestützte Expertenkommission Forschende – aus dem In- und Ausland – nominiert. Der Stiftungsrat entscheidet schliesslich überr die Vergabe und am Hans-Sigrist-Symposium stellt der Gewinner seine Arbeit der Öffentlichkeit vor. Die Veranstaltung findet jeweils einen Tag vor dem «Dies academicus», der Stifungsfeier der Uni Bern, statt, an welchen neben den Ehrendoktoren und anderen Geehrten auch der Hans-Sigrist-Preisträger seinen Preis erhält. Das Geld kann der Gewinner oder die Gewinnerin nach freiem Ermessen verwenden.