Mars-Mission auf Deutsch
Die Uni Bern ist an einem internationalen Forschungsprojekt beteiligt, das den Mars kartografiert und die Informationen ins Internet stellt – bisher allerdings nur auf Englisch. Dank Freiwilligen werden nun auch Deutschsprachige mit Neuigkeiten bedient.
Gibt es Wasser auf dem Mars? Oder woher kommen beobachtete Fliessspuren? Diesen Fragen geht das internationale Forschungsprojekt HiRISE («High Resolution Imaging Science Experiment») nach. Mit einer von der Uni Bern mitentwickelten Kamera an Bord der NASA-Raumsonde «Mars Reconnaissance Orbiter» werden die Oberflächenstrukturen des Roten Planeten seit 2006 untersucht. Die spektakulären Bilder sind online mit zusätzlichen Erläuterungen verfügbar. Diese Informationen wurden nun auf Deutsch übersetzt, um sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
In diesem Einschlagkrater sind mehrere Schichten zu sehen, die wahrscheinlich aus Ablagerungen von Staub und Eis bestehen. (Bilder: NASA/JPL/University of Arizona)
Auch Twitter und YouTube auf Deutsch
Das sogenannte «HiTranslate Project» soll es interessierten Personen ermöglichen, mehr über den Mars zu erfahren, auch wenn sie nur wenige oder gar keine Englischkenntnisse besitzen. Dabei werden nicht nur die Bildtexte, sondern auch Audio- und Video-Beiträge sowie Power-Point-Präsentationen und Flyer übersetzt. Seit dieser Woche ist die deutsche Website aufgeschaltet, ausserdem wurden ein Twitter-Profil und ein YouTube-Kanal eingerichtet.
Die Aufnahme zeigt eine Felswand des Roten Planeten und dokumentiert die Veränderungen durch Frostlawinen.
Bern ist als einzige Universität Europas beim HiRISE-Projekt, dessen Hauptquartier an der University of Arizona in Tucson (USA) angesiedelt ist, mit dabei. Nicolas Thomas von der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie hat die HiRISE-Kamera mitentwickelt. Die Hightech-Apparatur hat ein Teleskop mit 12 Metern Brennweite und löst damit aus 250 Kilometern Entfernung Felsen mit einem Durchmesser von weniger als 50 Zentimetern auf. Die Berner Wissenschaftler tragen einen Teil zur Zielsuche der Kamera bei und programmieren einen zweiwöchigen Überwachungszyklus pro Jahr.
HiRISE nun in neun Sprachen
Auch an der Übersetzung ist die Uni Bern beteiligt: Mehrere Uni-Angehörige helfen auf freiwilliger Basis mit. So zum Beispiel Ruth Ziethe, Projektmanagerin an der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie: «Das HiRISE- Projekt ist zentral für unsere Kenntnisse über den Mars, was wiederum unser Verständnis der Erde fördert. Ich fühle mich geehrt, bei diesem Experiment dabei zu sein, und finde es wichtig, unsere Erkenntnisse auch Nicht-Wissenschaftlern zugänglich zu machen.» Und: «Etliche der deutschen Texte beziehen sich auf Bilder, die von meinem Team geplant oder vorgeschlagen wurden», ergänzt Physikprofessor Nicolas Thomas.
Die blaugrüne Färbung am Rand dieses insgesamt fünf Kilometer grossen Einschlagkraters deutet auf Mineralien wie Olivin und Pyroxen hin, die in Lava oder Magma vorkommen.
In Bern wird allerdings nicht nur Deutsch gesprochen: Postdoc Ramy El Maarry etwa arbeitet bei der arabischen Version mit. Insgesamt bestehen bereits sieben übersetzte HiRISE-Seiten, und zwar in Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch, Griechisch und Arabisch. Damit ist HiRISE die erste aktive NASA-Mission, die ihre Informationen in so vielen Sprachen zugänglich macht.