Ausgezeichnete Ideen für die Lehre

Mehr Podcasts von Vorlesungen, schnelleres Feedback von Studierenden, ein Tool zum Teilen von Erkenntnissen: Diese drei «Ideen für die Lehre» sind mit einem Preis ausgezeichnet worden. Beim Wettbewerb hatten Studierende ihre Projektideen eingereicht, wie man die Lehre an der Uni Bern weiterentwickeln könnte.

Von Sandra Flückiger 14. Juni 2013

«Ich persönlich würde es begrüssen, wenn die Universität für eine moderne Umsetzung der Lehre ihre vorhandenen technischen Möglichkeiten besser ausnutzen würde», schreibt Clau Dermont in seinem Vorschlag, der auf die vermehrte Nutzung von Podcasts zielt. Mit dieser Idee hat der Student der Politikwissenschaften den ersten Platz des Studierenden-Wettbewerbs «Ideen für die Lehre» gewonnen. Auch der zweite Preis geht an ihn – für seine Idee, den Feedbackprozess zwischen Studierenden und Dozierenden zu verkürzen. Den dritten Preis hat sich Philosophie-Student Kaj Späth mit der Idee ergattert, Ideen aus Erkenntnisprozessen im Laufe von Lehrveranstaltungen in einem Texteditor festzuhalten und den Mitstudierenden zugänglich zu machen.

«Studierende sollten als Experten zur Verbesserung der Lehre nicht vergessen werden», sagte Bruno Moretti, Vizerektor Lehre, an der Preisverleihung, bevor er in Anwesenheit der Jury die drei Siegerprojekte würdigte. Im Rahmen des Wettbewerbs waren Ideen gesucht worden, welche eine Verbesserung und/oder eine Weiterentwicklung der aktuellen Lehre darstellen.


Stolz zeigen Kaj Späth (l.) und Clau Dermont ihre Preise – symbolische Checks. (Bilder: Sandra Flückiger)

Gemeinsam Ideen festhalten

«Es ist erstaunlich, wie wenig Bewusstsein für technologische Lösungen an der Uni Bern vorhanden ist», meint Philosophie-Student Kaj Späth, der vorschlägt, in der Lehre den Online-Texteditor «Etherpad» einzusetzen. Mit Etherpad können mehrere Personen gleichzeitig einen gemeinsamen Text erstellen und bearbeiten, so dass beispielsweise Wissen aus Diskussionen nicht verloren geht oder Erkenntnisse aus Vorlesungen nicht bei den einzelnen Studierenden bleiben, sondern zugänglich gemacht werden.

«Kaj Späths Beitrag enthält diverse Anregungen, wie Mehrwert für Lernprozesse entwickelt werden kann. Dabei ist der Ansatz, ein Werkzeug wie Etherpad live in Lehrveranstaltungen zu nutzen, ein besonders reizvoller Gedanke», würdigte Vizerektor Bruno Moretti die Idee an der Preisverleihung. Er sehe darin Entwicklungspotenzial.


Gewinner Clau Dermont diskutiert am Apéro mit Vizerektor Bruno Moretti, Kalinka Huber vom Stab Universitätsleitung und Jennifer Jermann von der Studienangebotsentwicklung (v.l.).

Brachliegendes technologisches Potenzial

Ebenfalls auf die technologische Ebene zielt Clau Dermont, ehemaliges Vorstandsmitglied der StudentInnenschaft (SUB) der Uni Bern, mit seinen beiden Vorschlägen: Podcasts und ILIAS. Dass die Idee von Podcasts nicht neu ist, ist ihm durchaus bewusst, aber: «Da liegt ein riesiges Potenzial brach, und die Uni nutzt ihre Chancen nicht», erklärt er. Dies insbesondere im Hinblick auf das zunehmende Platzproblem. «Die Uni dürfte viel proaktiver sein, vor allem da die Technik mittlerweile ausgereift ist», findet Dermont. Die Jury würdigt «seine differenzierte Argumentation und seine zahlreichen Vorschläge», für die er den ersten Preis verdient habe.

Den zweiten Preis erhält Dermont gemäss Würdigung wiederum für das Prinzip: «Vorhandene Technologie durch geschickten Einsatz besser nutzen.» Der zweite Vorschlag besteht darin, die Plattform ILIAS als Werkzeug für eine schnellere Rückmeldung zwischen Lehrenden und Lernenden einzusetzen. «Das heutige System mit einer Evaluation am Ende des Semesters ist zu starr», so Dermont. Die Studierenden sähen nicht, was diese konkret bewirke.


Der Drittplatzierte Kaj Späth erläutert Vizerektorin Doris Wastl-Walter neue Ideenvorschläge.

Alle Vorschläge werden evaluiert

Bewertet wurden die Projektideen der Studierenden anhand der durchgeführten Problemanalyse, der Argumentation und der Generalisierbarkeit innerhalb der ganzen Universität. Punkte gab es, wenn die Idee zu einer Flexibilisierung des Studiums beiträgt, die Prüfungsbelastung verringert, die Rahmenbedingungen wie etwa das Betreuungsverhältnis verbessert oder Lernprozesse positiv beeinflusst. Ebenso waren ein realistischer Umsetzungsvorschlag sowie ein ausgeglichenes Aufwand-Ertrags-Verhältnis bei der Umsetzung von Vorteil. Die Jury setzte sich aus Mitgliedern der Gruppe «Gute Lehre» zusammen, der unter anderem Mitarbeitende der Vizerektorate Lehre und Qualität und des Zentrums für universitäre Weiterbildung (ZUW) sowie Armin Hollenstein, Professor am Institut für Erziehungswissenschaft, angehören.

Und wie geht es weiter? «Wir evaluieren jetzt, inwiefern die Ideen realisierbar sind», erklärt Bruno Moretti. Dabei würden nicht nur die prämierten, sondern alle eingegangenen Vorschläge berücksichtigt – und zu integrieren versucht. «Wir möchten nicht, dass diese Gedanken verloren gehen», so Moretti.

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