Jede Psychotherapie ist besser als keine

Wird eine Depression diagnostiziert, sollten sich Betroffene rasch in eine Psychotherapie begeben. Denn sie hilft – und zwar unabhängig von der Art der Psychotherapie. Das empfehlen Berner Forschende aufgrund ihrer soeben im Journal «PLOS Medicine» veröffentlichten Studie.

Von Bettina Jakob 29. Mai 2013

Eine Psychotherapie hilft depressiven Patientinnen und Patienten eindeutig, wie eine Berner Studie zeigt. Im Vergleich mit Betroffenen, die keine Therapie erhalten, fühlen sich Behandelte anschliessend weniger depressiv. Interessant ist, dass es keine grosse Rolle spielt, welche Form von Psychotherapie sie wählen, wie Wissenschaftler der Uni Bern herausgefunden haben. Die Forschenden haben sieben geläufige Psychotherapieformen in einer Netzwerk-Metaanalyse von 198 Studien mit insgesamt über 15’000 Patientinnen und Patienten verglichen. Mit folgendem Resultat: Keine der Therapien war in ihrer Wirksamkeit klinisch substantiell überlegen.

Depressive Person
Egal welche – Psychotherapie hilft bei Depressionen. Bild: istock

Die Forschenden empfehlen Betroffenen und den Ärzten deshalb, «bei Depressionen eine Psychotherapie in Betracht zu ziehen und herauszufinden, welche Form am besten auf den einzelnen Patienten passt», wie Erstautor Jürgen Barth vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Uni Bern erklärt. Die Studie, nun publiziert in «PLOS Medicine», zeigt auch, «dass Psychotherapie unabhängig davon hilft, ob die Therapie individuell, in der Gruppe oder über ein Onlineprogramm mit persönlicher Betreuung stattfindet», so der Psychologe.

Jede sechste Person erkrankt

Depressionen sind weit verbreitet – eine von sechs Personen wird einmal im Leben daran erkranken. Betroffene fühlen sich oft monatelang hoffnungslos und traurig, leiden möglicherweise unter körperlichen Symptomen der Schwermut wie etwa Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Eine Depression kann in milder oder in schwererer Form auftreten und die Erkrankten manchmal völlig aus ihrem Alltag werfen. Normalerweise erfolgt eine Behandlung mit Psychotherapie oder mit Psychopharmaka. Möglich ist auch eine Kombination beider Therapieformen.

Grosse Auswahl an Psychotherapien

Bei milderen Formen ist die Psychotherapie das Mittel der ersten Wahl. Die Palette der Psychotherapien ist gross – hier kurz die sieben in der Studie untersuchten Formen: Die «Interpersonelle Psychotherapie» ist eine hochstrukturierte Form, welche auf interpersonelle Aspekte fokussiert. Die «Verhaltensaktivierung» zielt auf die Umsetzung angenehmer Aktivitäten durch die Betroffenen ab, und die «Kognitive Verhaltenstherapie» soll negative Gedanken sowie ihren Einfluss auf das Verhalten verändern.

In der «Problemlösungsorientierten Therapie» wird versucht, die bestmögliche Lösung für ein Problem auszuarbeiten, die «Psychodynamische Therapie» verspricht mehr Einsicht für sich wiederholende Konflikte und interaktionelle Probleme. Im «Social Skills Training» werden Fähigkeiten erworben, um soziale Beziehungen aufzubauen und die «Unterstützende Gesprächspsychotherapie» ist eine unstrukturierte Therapie, welche die Patientin und den Patienten über Gespräch und Empathie zu mehr Wohlbefinden führen soll.

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