Landhandel noch genauer beobachten

Auf einer interaktiven Website die Landdeals rund um den Globus verfolgen: Das ist mit «Land Matrix» möglich, einem internationalen Projekt mit Berner Beteiligung. Nun ist die zweite Version der Datenbank online – und die vielen technischen Verbesserungen machen die Prozesse erheblich transparenter.

Mit wenigen Klicks ist ersichtlich, dass 40 Fälle von internationalen Landkäufen von indischen Investoren in der Datenbank enthalten sind. Die meisten Areale liegen in Afrika. Auf der interaktiven Website lässt sich gleichzeitig sehen, dass andererseits internationale Investoren auch Land in Indien aufkaufen. Jeder Deal kann auf einer Karte lokalisiert werden, und weitere Einzelheiten über den Investor, den Zweck der Investition und die angebauten Produkte können direkt abgefragt werden.


Übersicht über die Landdeals rund um den Globus – mit der Land Matrix. (Screenshot: AK)

An diesen Beispielen veranschaulicht Markus Giger vom Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) der Universität Bern das Ziel des Projekts «Land Matrix Global Observatory», welches heute die zweite Version seiner Online-Plattform freischaltet.

Mit diesem Open Data-Instrument soll die Transparenz rund um die oft umstrittenen Investitionen in armen Ländern gefördert werden. «Wir tragen dazu bei, dass der Zugang zu Informationen über Landdeals verbessert wird – und dadurch hoffentlich die Entscheidungsprozesse über solche Fragen offener und partizipativer werden», so der Berner Wissenschaftler.

Wichtigste Investoren aus den OECD-Nationen

Die aktuellen Ergebnisse der Land Matrix sind immer nur die Momentaufnahme einer dynamischen Datenbank und werden laufend aktualisiert, wie die Verantwortlichen in einer Medienmitteilung schreiben. Sie können einige interessante Trends aufdecken: So zeigen die Daten, dass der grossflächige Landerwerb tatsächlich weltweit stattfindet und insbesondere Subsahara-Afrika betroffen ist. «Unter den wichtigsten Investoren finden sich OECD-Staaten, vor allem die USA und Großbritannien. Schwellenländer wie etwa Malaysia und Indien, sowie einige Golfstaaten machen aber die grössere Gruppe unter den Investoren aus», erläutern Markus Giger vom CDE und die Mitverantwortlichen der anderen beteiligten Institutionen, zu denen auch deutsche und französische Forschungsinstitutionen sowie die «International Land Coalition» gehören. China hingegen spiele eine geringere Rolle als oftmals angenommen. Bei der landwirtschaftlichen Nutzung zeige sich, dass die Produktion für Biokraftstoffe zwar wichtig, die Lebensmittelproduktion hingegen bedeutender sei.

Verbesserte Datenbasis

Die Datenbank ist nun seit einem Jahr online – seither hat sich einiges getan: Aufgrund der grossen Zahl von Feedbacks konnte die Datenqualität verbessert werden, und es hat sich gezeigt, dass eine Anzahl von angekündigten, sehr grossen Deals nicht zustande kam. Die Verbesserung der Datenbasis erklärt gemäss Medienmitteilung die signifikanten Unterschiede zu früheren Gesamtschätzungen des weltweiten Landerwerbs (83,2 Mio. Hektaren bei 1217 Deals) im Vergleich zu jüngsten Schätzungen (32,5 Mio. Hektaren bei 753 Deals mit abgeschlossenen Verträgen).

Und weiter: Die Daten unterscheiden nun zwischen beabsichtigten, abgeschlossenen und gescheiterten Verträgen. Die Plattform zeigt ausserdem die genaue Phase an, in der das jeweilige Projekt steckt – von den Verhandlungen, über erste Infrastrukturmassnahmen bis hin zur tatsächlichen Produktion. So weisen die Daten darauf hin, dass bis heute zwar viel Land erworben wurde, jedoch nur vergleichsweise wenig in die Produktion gebracht wird.


Ackerland im Visir von Investoren – hier eine Kautschukplantage in Laos. (Bild: CDE)

Technische Neuerungen

Jede einzelne Information ist neu direkt mit ihrer Quelle verknüpft, so dass Details zu den Deals entsprechend gefiltert werden können. «Damit kann jeder Nutzer selbst entscheiden, welchen Quellen er vertraut oder eben nicht», so Markus Giger. Das neue, dynamische Interface bietet viele technische Verbesserungen und Neuerungen. So können Nutzer die komplette, ungefilterte Datenbasis herunterladen.

Auch wurde an der Verbesserung der Crowdsourcing-Funktion gearbeitet, so dass jeder Nutzer sein Wissen über Landprojekte teilen kann – von der Meldung eines einzelnen Landerwerbs bis hin zu ganzen Datensätzen. «Wir hoffen auf Feedback von einer grossen Bandbreite an Stakeholdern. Wir brauchen mehr Belege und Daten, um die Qualität der ‹Land Matrix› kontinuierlich zu verbessern», sagt Markus Giger vom CDE der Uni Bern.

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