«Learning by doing» ist besser als schöne Präsentationen
Der «Business Technology Award» der Firma McKinsey geht an den Berner Forscher Oliver Krancher. Er wird für seine Arbeit über den Wissenstransfer beim IT-Outsourcing prämiert.
Man kennt das Klischee: Wenn zum Beispiel beim Computerserver des Grosskonzerns der Wurm drin ist, wenden sich die Angestellten vertrauensvoll an die IT-Abteilung – diese hat ihren Sitz aber nicht etwa im Nachbarsbüro sondern im indischen Mumbai, doch ihre Informatiker haben vom hiesigen Softwaresystem oft wenig Ahnung. Dank Oliver Kranchers Forschung könnten solche Probleme bald der Vergangenheit angehören: Der 31-jährige Forscher vom Berner Institut für Wirtschaftsinformatik IWI hat für seine Arbeit auf dem Gebiet des Wissenstransfers beim IT-Outsourcing den diesjährigen «Business Technology Award» der Beraterfirma McKinsey erhalten.
Strahlender Sieger: Florian Schaudel, McKinsey, überreicht Oliver Krancher (links) den «Business Technology Award». (Bild:McKinsey)
Outsourcing verursacht Mehrkosten in Millionenhöhe
«Selbst wenn man diese Arbeitsplätze hier behalten möchte: Das Outsourcing von Informatikdienstleistungen in andere Länder ist eine Realität», sagt Krancher. «In der Schweiz herrscht nämlich ein Mangel an IT-Fachkräften.» Das grosse Problem beim Outsourcen, also beim Auslagern solcher Dienstleistungen, sei der Transfer von Wissen: «Software zu warten ist eine komplexe Angelegenheit. Es ist enorm schwierig, Zehntausende Zeilen an Programmiercode zu erlernen.»
Der gebürtige Deutsche kennt das Schulungs-Problem aus eigener Erfahrung: Nach seinem Diplom in Wirtschaftsinformatik in Regensburg arbeitete er für eine IT-Dienstleistungsfirma, welche an Outsourcing-Projekten beteiligt war. Obwohl sie die ausländischen Informatiker schulten, waren einheimische Teams oft noch jahrelang damit beschäftigt, die Fehler der Kollegen auszubügeln. «Damit entstehen Kosten in Millionenhöhe.»
Realistische Übungen sind das A und O
Krancher beschloss sich des Problems auf wissenschaftlichem Wege anzunehmen und begann seine Dissertation an der Universität Bern. Er beteiligte sich an einem Projekt des IWI, das vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert wurde. Dieses ging der Frage nach, wie die Auslagerung der Entwicklung und Wartung von Informationssystemen effektiv gelöst werden kann. Krancher beobachtete Schulungen und befragte die Beteiligten in den ersten Monaten verschiedener Outsourcing-Projekte.
Dabei zeigte sich: Dokumentationen und Powerpoint-Präsentationen können fehlende Erfahrungen nicht ersetzen. Vielmehr ist die Gestaltung von Aufgaben zentral für den Wissenstransfer, wie Krancher erläutert. «Die Informatiker müssen mit realistischen Übungen geschult werden. Diese dürfen zudem nicht zu schwer sein und müssen mit Lösungsbeispielen ergänzt werden.» Dieses «Learning by doing» erfordere zwar zu Beginn eine intensivere Betreuung durch die Einheimischen, sorge längerfristig aber für geringere Folgekosten.
Eigentlich ist «Learning by doing» besser: Oliver Krancher bei der Siegespräsentation. (Bild:zvg)
Praktische Relevanz entscheidend für Preis
Es ist dieser Nutzen seiner Erkenntnisse für die Wirtschaft, der Oliver Krancher nun den mit 7500 Euro dotierten «Business Technology Award» eingebracht hat – denn entscheidend für die Preisvergabe sind laut Mitteilung von McKinsey nicht nur der Innovationsgrad der Forschung, sondern auch deren praktische Relevanz.