Mysteriöses Leuchten im Unterholz
Die Paarungszeit der Glühwürmchen hat begonnen – und damit ihr Leuchten, das jeweils abends und nachts beobachtet werden kann. Der Berner Biologe Joachim Frommen erklärt, warum die Tiere leuchten.
Grünlich-gelblich blinkt es in der Dämmerung an Waldrändern, Böschungen und in Parks. Vor allem da, wo es Büsche und eine krautige Vegetation hat und nicht zu trocken ist. Jetzt leuchten sie wieder bis tief in die Nacht – die Glühwürmchen.
Dieses Naturschauspiel, das sich hierzulande jährlich im Juni und Juli abspielt, gründet auf der Biolumineszenz. «Es handelt sich um eine biochemische Reaktion, bei der die freiwerdende Energie vor allem in Licht umgewandelt wird, aber nicht in Wärme», erklärt Joachim Frommen vom Institut für Ökologie und Evolution der Uni Bern. Dabei reagiert das sogenannte Luciferin, der eigentliche Leuchtstoff, in Anwesenheit des Enzyms Luciferase mit Sauerstoff. Der Wirkungsgrad ist erstaunlich: Fast 95 Prozent der bei dieser Reaktion freiwerdenden Energie wird in Licht umgewandelt. Bei einer Glühbirne mit Wolframdraht ist dies nicht annähernd soviel: Sie wandelt gemäss Fachquelle nur bis zu 10 Prozent der eingesetzten Energie in Licht um.
Weibchen locken glühend Männchen an
Von den weltweit etwa 2000 bekannten Arten von Leuchtkäfern kommen vier in der Schweiz vor, in Bern ist insbesondere das Grosse Glühwürmchen (Lampyris noctilua) anzutreffen. Bei dieser Art sitzen die Weibchen am Boden und glühen des Nachts, um fliegende Männchen anzulocken und sich zu paaren.
Ihre Zeit als Leuchtkäfer ist aber nur kurz bemessen: Erst leben sie mehrere Jahre als Larve und ernähren sich hauptsächlich von Schnecken, bevor sie sich verpuppen. Als erwachsene Käfer haben sie schliesslich nur noch wenige Wochen Zeit: Sie fressen gar nicht mehr und leben nur, um sich fortzupflanzen.
Arten leuchten verschieden
«Das Leuchten dient den Glühwürmchen hauptsächlich zu Paarungszwecken», erklärt Joachim Frommen. Die verschiedenen Arten unterschieden sich zum einen in der Farbe des Lichts, zum anderen in der Pulsfrequenz, was den Tieren hilft, Partner der eigenen Art zu erkennen. Dabei leuchten je nach Gattung nur die Weibchen oder gleich beide Geschlechter. «Räuberische Arten locken mit dem Licht auch Beute an, wie zum Beispiel andere Insekten», so der Verhaltensökologe. Dieses Verhalten sei etwa bei tropischen Leuchtkäfern zu beobachten.
Das Phänomen der Biolumineszenz kann aber auch bei anderen Tierarten auftreten: Nebst verschiedenen Quallenarten und Krebsen ist dies auch von Einzellern und Bakterien bekannt. «Vielleicht am spektakulärsten sind räuberische Tiefseefische, die ihre Beute mit bunten Lichtsignalen anlocken», sagt Frommen.
Leuchtkäfer beobachten
Glühwürmchen lassen sich in Bern zum Beispiel auf dem Bremgartenfriedhof entdecken. Die Stadt Bern veranstaltet am 1. und 5. Juli jeweils um 21.30 Uhr eine kostenlose Führung.