Warum haben Fledermäuse keine Löcher in den Zähnen?
Wissenschaft zum Schmunzeln: Am 5. Science Slam der Uni Bern erfuhr der Laie Spannendes über Würfel-Satelliten, blendend weisse Fledermaus-Zähne, ethische Gedankenspiele, Dino-Hälse und das nukleare Erbe.
Der Hirsch ging diesmal an die Fledermäuse. Er wurde wie immer im Schlachthaus Theater übergeben. Auch weiteres Getier tauchte auf, in Form von Dinosaurier-Skeletten: Was als seltsame Geschichten anmutet, das war der 5. Science Slam der Universität Bern. Mit je einer zehnminütigen Performance über ihre Forschungsgebiete buhlten eine Frau und fünf Männer um die Gunst des Publikums – und damit um die Siegertrophäe in Form eines petrolfarbenen Wissenshirsches.
Referierte über die Mundflora von Fledermäusen: Slam-Sieger Benjamin Stegmann. (Bilder: NvG)
Kariesforschung in Panama
Doch zurück zu den Fledermäusen und zum Gewinner Benjamin Stegmann: Der Biologe an der Universität Ulm erläuterte, warum gewisse vegetarische Fledermäuse keine Karies aufweisen, obwohl sie sich tagein tagaus von Feigen ernähren, welche hauptsächlich aus Fruchtzucker und Wasser bestehen. Pro Tag verdrücken die fliegenden Tiere ein Äquivalent ihres Körpergewichts an süssen Früchten. Die Mundflora und die Zahnoberfläche seien es, welche die Karies-Bakterien unschädlich machen, so der Biologe. Man stelle sich vor, «wie unsere Zähen aussehen würden, wenn wir täglich sechzig Liter Coca Cola trinken würden», führte Stegmann publikumsnah aus. Warum er das Thema über die «frugivoren Fledermäuse in den Neotropen» gewählt habe? Ganz klar: wegen der drei Monate «Ferien» in Panama.
Den Kopf verdreht
Wie schliesslich den Dinosauriern der Kopf verdreht wurde, erklärte der zweitplatzierte Achim Reisdorf vom Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern und der Uni Basel. «Nicht – wie lange angenommen – ein fürchterlicher Todeskampf» sei es gewesen, der die urgeschichtlichen Tiere in eine Körperstellung mit zurückgeworfenem Kopf und verkrümmtem Schwanz – wie sie viele Skelette zeigen – zwang. Der Grund ist einfach das «Ligamentum elasticum», ein Band, das Hals und Schwanz beweglich und aufrecht hält, aber nach dem Tod seine Spannkraft verliert. So einfach lassen sich Geheimnisse wissenschaftlich erklären.
In Reih und Glied nach dem wissenschaftlichen Ringelreihen: Die Teilnehmenden des Science Slam mit Moderatorin Dr. Dr. Künzi MA.
Wie einfach – das demonstrierte auch ein Satelliten-Spezialist: Anhand eines Duschkopfs und der Austrittsgeschwindigkeit sowie Schubdauer des Wassers erklärte Matthias Stahnke aus Deutschland die sogenannte Raketengleichung. Wissenschaft erscheine oftmals nur kompliziert, weil «die Wissenschaftler eine Sprache brauchen, die keiner versteht», so der Drittplatzierte des Science Slam. Er selber kann mittlerweilen Komplexes bestens übersetzen: Stahnke absolvierte in Bern seinen 46. Science Slam überhaupt!
Erstmals international
Die Signale der Moderatorin Sandra Künzi alias Dr. Dr. Künzi MA war ebenfalls unmissverständlich: roter Anzug, St. Pauli T-Shirt und eine Stirnlampe, die nach acht Minuten Performance jeweils alarmierend zu blinken begann. Event Managerin Nicola von Greyerz von der Uni Bern ist mit den «abwechslungsreichen, hochstehenden Beiträgen – erstmals mit internationaler Beteiligung» zufrieden. Und tanzende Neutronen, Elektronen, Gedankenspiele aus der Ethik sowie Chemisches aus der Entwicklung der Menschheit machten den Ringelreihen der unterhaltsamen Wissenschaft schliesslich komplett.