«Stecken Sie Ihre Nase nicht nur in die Bücher»

Hunderte neue Bachelorstudentinnen und -studenten strömten zum Tag des Studienbeginns in die Hallen der Universität Bern. An ihre Studienzeit haben sie alle ganz unterschiedliche, auch ungewöhnliche Erwartungen.

Von Martin Zimmermann 13. September 2013

Die Uni Bern wächst und wächst: Fast 17’000 Studierende sind mittlerweile immatrikuliert; davon beginnen 2100 ein Bachelor-Studium. Dementsprechend ist die Aula rappelvoll als Rektor Martin Täuber um halb neun morgens die Studentinnen und Studenten der Philosophisch-historischen Fakultät begrüsst. «Wir müssen im nächsten Jahr wohl ausbauen», meint er scherzhaft, dann wird er ernst: Man solle das Studium nicht zu locker angehen. Das Bolognasystem mit seinen vielen Prüfungen erlaube es nicht mehr, dass man «zwei Jahre eine ruhige Kugel schiebt und dann mal an die Abschlussprüfung geht».


Diese angehenden Studierenden lassen sich vom Beginn des neuen Lebensabschnitts nicht unter Stress setzen. (Bilder: Martin Zimmermann)

Andererseits dürfe man sich auch nicht zu sehr unter Stress setzen lassen: «Stecken Sie Ihre Nase nicht nur in die Bücher – knüpfen Sie auch Kontakte, vernetzen Sie sich, besuchen Sie Vorlesungen ausserhalb ihres Fachbereichs.» Täuber hielt die Studierenden dazu an, die Universität als akademisch denkende Menschen zu verlassen, nicht nur als reine Fachexperten.

Täubers Rat wird befolgt

Sich vernetzen und neue Leute kennenlernen, das ist auch eines der Ziele von Abimanju Subramaniam. «Ich habe gerade erst das Gymnasium in Burgdorf abgeschlossen und kenne hier noch niemanden», sagt der 18-Jährige, der zusammen mit seinen neuen Kommilitonen vor dem Hauptgebäude auf die offizielle Begrüssung wartet.


Abimanju Subramaniam setzt auf ein möglichst breit gefächertes Studium – eine Fachrichtung alleine reicht ihm nicht.

Täubers Rat, sich nicht nur vertieft, sondern auch möglichst breit zu bilden, will Subramaniam auf alle Fälle befolgen: «Ich werde Psychologie studieren mit den Nebenfächern Mathematik und Sport.» Über die Vermittlung von reinem Wissen hinaus erhofft er sich ein möglichst abwechslungsreiches Studium. «Deshalb habe ich mich hier in Bern immatrikuliert», sagt er. «In Basel zum Beispiel wird Psychologie nur als Monofach angeboten. Das hätte mir nicht gereicht.»

«Im Gymer waren nicht alle für den Sport zu begeistern»

So unterschiedlich die Fachrichtungen sind, welche die jungen Bachelorstudenten gewählt haben, so unterschiedlich sind auch die Erwartungen an die Zeit in Bern. Der angehenden Sportstudentin Salome Weber, 20, aus Langenthal ist zum Beispiel der «Austausch von Begeisterung» wichtig, wie sie sagt. «Im Gymer waren ja nicht alle Leute für den Sport zu begeistern.» Was sie und ihre Freundinnen, die Psychologiestudentinnen Sabrina Zaugg und Lea Hugo, nach dem Studium beruflich machen wollen, wissen sie noch nicht genau. «Wir konzentrieren uns erst mal auf den Studienbeginn.»


Bevor sie grosse Zukunftspläne wälzen, konzentrieren sich Lea Hugo (v.l.n.r.), Sabrina Zaugg und Salome Weber erst mal auf den Studienbeginn.

Grosse kulinarische Erwartungen

Eine ziemlich genaue Vorstellung vom Berufsleben nach der Uni hat hingegen Markus Gerber. Der 19-jährige Berner tritt ein Biologiestudium an. «Das Fach hat mich schon am Gymnasium interessiert», sagt er. Er könne sich vorstellen, dieses Interesse dereinst als Lehrer an andere weiterzugeben. Das Studium biete für das Lehramt «sicher eine gute Grundlage.» Die Haupterwartung des Vokalisten der Band «Frank Needs Help» an die Universität hat indes nicht direkt mit seinem Lehrgang zu tun: «Ich hoffe einfach, dass das Essen in der Mensa hier besser ist als an der Schule.»


«Ich hoffe, dass das Essen in der Mensa hier besser ist als an der Schule», sagt Markus Gerber.

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