Berner Altersforscher erhält Vontobel-Preis
Macht im Alter das Herz zu schaffen, sollte vor einer OP dennoch nicht nur das Organ im Fokus stehen: Der Berner Forscher Andreas Schoenenberger betont, wie wichtig es ist, die individuellen Besonderheiten wie Gebrechlichkeit bei Operationen von älteren Patienten in die Risikoanalyse einzubeziehen. Er erhält den Vontobel-Preis 2013.
Ältere Menschen mit Herzklappen-Problemen sollten vor Operations-Entscheiden gründlich auf ihren gesamtgesundheitlichen Zustand abgeklärt werden. Zu diesem Resultat kommt PD Dr. med. Andreas Schoenenberger, Forschungsleiter der Geriatrie Universität Bern am Inselspital Bern. Der Berner Wissenschaftler hat für seine Forschungsarbeit den Vontobel-Gerontologiepreis 2013 im Wert von 10'000 Franken erhalten: Die Jury hebt die in der Forschungsarbeit beschriebene «hohe Bedeutung der Berücksichtigung individueller Besonderheiten wie der Gebrechlichkeit» hervor, die bei medizinisch-klinischen Behandlungsentscheidungen zum Tragen kommen sollte.
Die Preisträgerinnen und Preisträger 2013: Mathias Allemand, Marianne Steiner, Livia Pfeifer und Andreas W. Schoenenberger (v.l.n.r.) mit der Vertreterin der Familien-Vontobel-Stiftung, Regula Brunner-Vontobel (Mitte).
Risiko trotz gut tolerierter OP
Der Preisträger führte das ausgezeichnete Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Kardiologie am Inselspital durch. Untersucht wurde der Wert des so genannten «Multidimensionalen Geriatrischen Assessments» (MGA) bei Patienten über 70 Jahre, die sich einer Aorten-Klappen-Ersatz-Operation unterzogen.
Diese «Transcatheter Aortic Valve Implantation» (TAVI) ist gemäss Andreas Schoenenberger eine seit wenigen Jahren verfügbare Therapie zur minimal-invasiven Behandlung einer Verengung an der Aorten-Klappe – einer Erkrankung, die mit zunehmendem Alter häufiger wird. Die neue Operationsmethode wird auch von älteren Patienten mit einem erhöhten Operationsrisiko gut toleriert.
Wie eine verlässliche Prognose gestellt wird
Die Arbeit zeigt nun, dass das «Multidimensionale Geriatrische Assessment» das Risiko für eine funktionelle Verschlechterung nach dem Eingriff besser vorhersagen kann als die üblicherweise verwendeten Risiko-Scores. Und die Arbeit liefert gleich noch den Vorschlag, wie bei älteren Menschen die Prognose nach operativen Eingriffen besser erstellt werden kann: mittels Messung der funktionellen Fähigkeiten, die für seine Selbständigkeit und Lebensqualität entscheidend sind.
Vontobel und das Potenzial des Alterns
Das Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich verleiht jährlich den von der Familien-Vontobel-Stiftung dotierten Preis für Alter(n)sforschung der Universität Zürich. Der Preis soll den wissenschaftlichen Nachwuchs in der gerontologischen Forschung aus allen Wissenschaftsgebieten mit einem Altersbezug in der Schweiz fördern und die Öffentlichkeit zu Fragen sowie Potenzialen des Alterns in der Gesellschaft sensibilisieren. Der Vontobel-Preis 2013 wurde neben Andreas Schoenenberger an drei Psychologen der Universitäten Zürich und Luzern verliehen.