Wichtige Fortschritte in der Asthma-Forschung

Forschende des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Uni Bern konnten in einer Studie verschiedene Asthma-Phänotypen identifizieren – ein weiterer Schritt auf dem Weg zu verbesserten Behandlungsmethoden dieser wenig verstandenen Krankheit.

Von Martin Zimmermann 10. Oktober 2013

Atemnot, pfeifendes Atmen, Husten – wenn das Kind nach dem Spielen draussen mit solchen Symptomen nach Hause kommt, stellen sich Eltern schnell die bange Frage: Ist das nur wegen einer Erkältung oder hat der Nachwuchs Asthma? Eine neue Kohortenstudie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) mit 903 Kindern könnte helfen, diese Frage zu beantworten. Das Team um Claudia Kühni konnte anhand klinischer Symptome die Existenz von verschiedenen Asthma-Phänotypen zeigen. Erstmals stützten sich die Forscher sowohl auf die verschiedenen, zu einem Zeitpunkt beobachteten Symptome bei den Kindern, als auch auf deren Wandel im Laufe der Jahre.

Kind mit Inhalator
Hat der Nachwuchs Asthma oder ist er nur erkältet? Bild: zvg/Wikimedia Commons

Lachen und Weinen als Auslöser

Die Studie unterscheidet zwischen «Transient viral wheeze» und «Atopic persistent wheeze». Die beiden Phänotypen zeigen verschiedene Krankheitsbilder und haben vermutlich einen anderen Ursprung. «Transient viral wheeze» wird immer durch Infektionen der Atemwege ausgelöst. Es verschwindet meistens auf den Schuleintritt hin. «Dieser Phänotyp tritt erkältungsbedingt vermutlich vor allem bei Kindern auf, die mit zu engen Atemwegen geboren wurden», erläutert Erstautor Ben Spycher. Der zweite Typ bezeichnet hingegen ein chronisches Leiden. Hierbei handle es sich um Asthma «im landläufigen Sinne».

Die Anfälle mit keuchender Atmung, Engegefühl oder Atemnot werden oft durch allergische Reaktionen beispielsweise auf Pollen oder Tierhaare ausgelöst. Aber sie können auch nach physischen Anstrengungen wie Rennen oder beim Lachen und Weinen vorkommen. Das ISPM-Team hatte die Existenz der beiden Phänotypen bereits in einer 2008 erschienen Studie postuliert. Jetzt konnten diese Resultate bestätigt werden.

Unbekanntes Asthma

Obwohl Asthma weit verbreitet ist, weiss man über die Ursachen der Krankheit erstaunlich wenig, wie Ben Spycher weiter sagt: «Asthma ist ein vager Begriff, der eine Vielzahl von Krankheitsbildern umfasst.» Der «heilige Gral» der Forschung auf dem Gebiet sei es, die Ursachen dieser Verschiedenartigkeit verstehen zu können. Erst dann könne man gezieltere Behandlungsmethoden entwickeln – oder gar den Ausbruch der Krankheit verhindern. Die Arbeit des ISPM ist somit ein Schritt auf dem Weg zu klar umrissenen Krankheitsbildern: «Bislang wurde die Aufteilung in Asthmaphänotypen einzelnen Experten überlassen», sagt Ben Spycher. «Nun konnten wir zeigen, dass sich solche Phänotypen statistisch erfassen lassen.»

Jetzt werden die Risikofaktoren untersucht

In einem nächsten Schritt sollen die Risikofaktoren, welche diese Symptome auslösen, genauer untersucht werden: «Wir kennen das familiäre Umfeld der Kinder aus unserer Studie. Vielleicht gibt es eine Korrelation zu Umwelteinflüssen wie Rauchen in der Schwangerschaft oder zu erblichen Vorbelastungen wie Asthmaanfällen der Eltern.» Die genauen physiologischen Abläufe, welche zu den Anfällen führen, könne das ISPM aber nicht erklären, schränkt Spycher ein: «Das ist die Aufgabe der Biologen. Wir leisten mit unseren epidemiologischen Studien lediglich die Vorarbeit.»

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