Grosser Andrang am Alumnitag
Ob UBS-Hörsaal oder Nestlé-Professur: Das Thema «Wissenschaft trifft Wirtschaft» des diesjährigen Alumnitags der Universität Bern bot viel Stoff für spannende Diskussionen. 250 Personen besuchten den Anlass im Kultur Casino Bern.
Der Alumnitag war früh ausgebucht. Ein Indiz dafür, dass das Thema «Wissenschaft trifft Wirtschaft» treffend gewählt war und auf reges Interesse stiess. Kein Wunder: So führt vor allem ein Aspekt – das Sponsoring von Forschung und Lehre – immer wieder zu intensiven Diskussionen in den Medien. Vielen sind wahrscheinlich die 100 Millionen Franken der UBS für die Universität Zürich oder die Nestlé-Professur an der ETH Lausanne in bester Erinnerung.
Die Ausgangslage für den Alumnitag war also spannend. Zum ersten Mal war er zudem nicht nur offen für Mitglieder der Alumni-Organisationen, sondern für alle ehemaligen Studierenden der Universität Bern.
Der Alumnitag zog viele ehemalige Studierende an. (Bilder: Adrian Moser)
Aus dem Aschenbrödel soll eine Prinzessin werden
Rektor Martin Täuber verwies in seinem Grusswort darauf, dass die Unileitung einen Schwerpunkt auf die Entwicklung der Aumni-Organisation gelegt habe: «Ihr bisheriges Aschenbrödeldasein soll bald ein Ende haben. Wir wollen die Alumni vernetzen und ihnen interessante Veranstaltungen anbieten. Alumni sind wichtige Botschafter der Universität und wertvolles Bindeglied zur Öffentlichkeit.»
Den ersten Schritt machte die Universität Bern 2013 mit der erstmaligen Durchführung eines Alumnitags. Nahmen damals 80 Personen teil, waren es diesmal bereits dreimal so viel. Neben thematischen Inputs bietet der Anlass auch die Möglichkeit, sich wieder einmal mit seinen ehemaligen Kommilitonen auszutauschen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das Alumni-& und Sinfonieorchester der Universität Bern.
Rege Gespräche unter ehemaligen Kommilitonen.
Der Wert der Werte
«Die Universität Bern muss unablässig fortfahren, ihre Expertise zu verbessern und sie offensiv zur Verfügung zu stellen», hielt Regierungsrat Andreas Rickenbacher in seinem Referat fest. Dann schaffe es der Standort Bern, auch in Zukunft vorne dabei zu sein. Für den Fortschritt der Gesellschaft brauche es ein stark vernetztes Nebeneinander von Universität und Unternehmen. Dabei solle sich die Universität aber stets ihre Unabhängigkeit wahren. Dafür stehe auch die Politik ein. «Indem die Universität ihre Werte hütet und bewahrt, bewahrt sie auch ihren Wert.»
«Die Uni soll ihre Expertise offensiv zur Verfügung stellen», sagte Regierungsrat Rickenbacher.
«Ich möchte mitbestimmen, was geforscht wird»
Sonja Hasler, ehemalige Arena-Moderatorin des Schweizer Fernsehens, leitete die Podiumsdiskussion geschickt und provozierte viele unterhaltsame Wortwechsel und Aussagen. Das Podium bestand aus Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Die Gäste kreuzten die Klingen zu Fragen der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft, des Sponsorings oder der Freiheit der Wissenschaften. Suzanne Thoma, CEO der BKW Energie AG, vertrat den Standpunkt der Wirtschaft: «Als Sponsor möchte ich mitbestimmen, in welchen Themen geforscht wird, aber nicht welche Resultate die Forschung erbringen soll.» Für Daniel Buser, Professor für Zahnmedizin der Uni Bern war klar, dass die Freiheit der Forschung, die Wahl der Methoden und die Publikation der Ergebnisse nicht verhandelbar sind. Alle waren sich einig, dass Transparenz bei der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft unverzichtbar ist. Willy Benz, Physikprofessor der Uni Bern, erinnerte indessen daran, dass nicht nur private Geldgeber Bedingungen stellen, sondern auch Bund und Kantone.
Angeregte Diskussionen zum Thema «Wissenschaft und Wirtschaft».
Die Positionen der Teilnehmenden waren zwar nicht deckungsgleich. Es wurde aber deutlich, dass die Wirtschaft die Universität Bern als Partnerin schätzt. Gemäss Willy Michel, CEO und Verwaltungsratspräsident der Ypsomed Holding AG, sollte die Universität aber ihre Information nach aussen noch verbessern. So interessiere er sich sehr dafür, woran die Wissenschaftler gerade forschen. Es gäbe immer wieder Themen, die sich für eine Zusammenarbeit mit der Wirtschaft eignen. Ohne persönliche Kontakte sei es aber schwierig, an diese Information zu kommen.