Berner Zellbiologe erhält 2,4 Millionen Franken EU-Gelder
Der Zellbiologe Eduardo Moreno untersucht den Informationsaustausch von Zellen – insbesondere, wie Ausfälle bei diesem Austausch-Mechanismus zu Gewebe- und Organkrankheiten führen können. Dafür wird der Professor der Universität Bern vom Europäischen Forschungsrat mit einem der begehrten «ERC Consolidator Grants» ausgezeichnet.
Der menschliche Körper ist aus Milliarden von Zellen zusammengesetzt, die kooperieren und ihre Aktivitäten koordinieren müssen. Dazu ist ein konstanter Informationsaustausch notwendig. Diesen zu verstehen, ist das Ziel des mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichneten Projekts von Eduardo Moreno. «Wir sind insbesondere daran interessiert, wie Zellen Informationen über ihren Gesundheitsstatus, also ihre ‹Fitness› austauschen», so der Professor am Institut für Zellbiologie (IZB) der Universität Bern. Er erhält vom Europäischen Forschungsrat rund 2,4 Millionen Franken.
Zellen nutzen Qualitäts-Mechanismus
Dieser Austausch erfolgt über einen molekularen Code auf der Oberfläche von Zellen, der aus Variationen des sogenannten Flower-Proteins besteht. «Einige Formen des Flower-Proteins markieren gesunde und normale Zellen, andere hingegen sind ein Zeichen für unfitte oder ungesunde Zellen», erklärt Moreno. Indem sie diese Kombination von verschiedenen Proteinen nutzten, seien Zellen in der Lage, unfitte oder beschädigte Zellen zu entdecken, sie zu eliminieren und zu ersetzen. «Es handelt sich somit um einen Zell-Qualitäts-Mechanismus», so Moreno.
Zellbiologe Eduardo Moreno erhält für seine Forschung zum Informationsaustausch von Zellen einen renommierten ERC Consolidator Grant. (Bild: zvg)
Im Rahmen des «ERC Consolidator Grant» will der Zellbiologe mit seinem Team in den nächsten fünf Jahren untersuchen, wie Ausfälle oder ein Missbrauch dieses Zell-Qualitäts-Mechanismus zu Gewebe- und Organdegenerationen wie etwa Nervenerkrankungen oder Krebs führen können. «Wir versuchen ebenfalls zu verstehen, wie Zellen diese ‹Fitness-Fingerabdrücke› auf der Zell-Oberfläche entdecken können.» Das Ziel bestehe darin, mit Antikörpern gegen bestimmte Flower-Proteine Therapien gegen Krebs entwickeln zu können.
Forschung von Krebsstammzellen bis zu synthetischen Arten
Eduardo Moreno (43) studierte an der Autonomen Universität Madrid Biologie. Nach seiner Promotion und einem Aufenthalt als Postdoc am Centro de Biología Molecular Severo Ochoa in Madrid war er von 2001 bis 2005 an der Universität Zürich tätig. Anschliessend wechselte er als Projektleiter ans Nationale Krebsforschungszentrum Spaniens. Seit 2011 ist Moreno am Institut für Zellbiologie der Universität Bern als Forschungsgruppenleiter tätig. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter einem ERC Starting Grant und dem «Nobelpreis der Krebsforschung» der Dr. Josef Steiner Krebsstiftung. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem frühe Stadien von Krebs sowie Krebsstammzellen, den Flower-Code und wie Stammzellen ihre Fitness vergleichen, synthetische Arten, die Evolution von multizellulären Organismen sowie die Evolution der menschlichen Kultur.
Die ERC Grants
Der von der Europäischen Union 2007 gegründete «European Research Council» (ERC) ist die erste gesamteuropäische Förderagentur für Spitzen-Grundlagenforschung. Die Aufgabe und der Anspruch des ERC ist die Unterstützung der freien Forschung der besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Europas. Berner Forschende wurden bisher zwölf Mal mit einem Förderpreis ausgezeichnet.