Gestresste Schüler sind geschickter

Je höher der Testosteronspiegel, desto besser sind die feinmotorischen Fähigkeiten von Jugendlichen – so lautet das Ergebnis einer Hamburger Studie im Magazin PLOS ONE, an der die Uni Bern beteiligt ist.

Von Martin Zimmermann 08. Mai 2014

Welchen Einfluss haben verschiedene Stressfaktoren auf die Feinmotorik von Schülern? Dieser Frage gingen Mirko Wegner und Johan Koedijker von der Universität Bern unter Mitarbeit von Forschern der MSH Hamburg nach. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Online-Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht. Die Forschenden zeigten in der Studie, dass sich die Feinmotorik von Schülern nach psychosozialem Stress verbessert.

Dazu wurden 62 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 15 Jahren in drei Gruppen eingeteilt. Die Versuchspersonen der Experimentalgruppe mussten einen Intelligenztest unter der Annahme absolvieren, dass ihre Leistungen danach der gesamten Schulklasse vorgestellt würden. Durch diese Ankündigung unter psychosozialen Stress gesetzt, wiesen diese Schüler deutlich bessere Ergebnisse in der Feinmotorik auf als die Schüler der Kontrollgruppe und einer Gruppe, die körperlich aktiv war.

Insbesondere die Schüler mit erhöhtem Testosteronspiegel zeigten bessere feinmotorische Fähigkeiten. Diese Erkenntnis könnte für den schulischen Unterricht nützlich sein, sagt Sportpsychologe Wegner: «Es gibt viele Aufgaben, bei welchen es auf eine gute Feinmotorik ankommt, etwa Schreiben, Zeichnen oder einige sportliche Übungen.»

Schüler beim Zeichnen
Feinmotorische Aufgaben wie Zeichnen gehen mit einem erhöhten Testosteronspiegel besser von der Hand. Bild: Sandra Flückiger

Stress muss nicht schlecht sein

Kurze Stressepisoden können demnach bereits nach 10 bis 15 Minuten die Konzentration von Testosteron verändern. Stressbedingte Testosteron-Erhöhungen führten unter anderem zu einer stärkeren Ausschüttung des als Glückshormon bekannten Stoffes Dopamin, erklärt Mirko Wegner. «Das kann schon innerhalb von 30 Minuten zu einer Vergrösserung der Plastizität von Gehirnstrukturen führen, die an der Steuerung von Bewegungen, wie jener der Hand, beteiligt sind.»

Wäre es denn nun sinnvoll, Schülerinnen und Schülern künftig Testosteron zu verabreichen, um ihre Feinmotorik zu verbessern? Natürlich eine solche Idee «abwegig», so der Berner Forscher dazu. «Die Ergebnisse unserer Studie sprechen lediglich dafür, dass ein wenig Stress durchaus auch positive Wirkungen haben kann.»

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