Rektor Martin Täuber blickte an der Jahresmedienkonferenz auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr zurück: Von acht Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) wurden der Universität Bern die beiden NFS «PlanetS» und «RNA & Disease» zugesprochen: «Ich hatte gehofft, dass Bern einen, möglicherweise zwei Nationale Forschungsschwerpunkte erhält. Dass Bern nun als einzige Universität der Schweiz gleich zwei einwerben konnte, macht mich sehr stolz.»

Martin Täuber verwies auf die ersten Resultate der Strategie 2021, die vor genau einem Jahr vorgestellt wurde. Die Leistungsvereinbarungen mit den Fakultäten und Leistungsaufträge mit den Kompetenzzentren wurden überarbeitet und sind nun einheitlicher. Zudem verfüge die Universität nun über eine Führungskultur, die eine hohe Beteiligung aller Betroffenen ermögliche.

Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr: (v.l.) Professor Oliver Mühlemann, Rektor Martin Täuber, Vizerektor Bruno Moretti und Marcus Moser, Leiter Corporate Communication. (Bilder: Adrian Moser)

EU hat grosse Bedeutung für die Berner Forschung

Neben den Nationalen Forschungsschwerpunkten ist die Universität Bern auf weitere Drittmittel angewiesen. 2013 konnte sie rund 234 Millionen Franken (2012: 218 Mio.) einwerben. Davon stammen 74 Millionen Franken vom Nationalfonds (2012: 71 Mio.) und 9.2 Millionen Franken von der EU (2012: 9.3 Mio.). Die EU spielt dabei eine wichtige Rolle: Seit dem Ja zur Volksinitiative gegen Masseneinwanderung vom 9. Februar 2014 ist es für Schweizer Forschende nur noch beschränkt möglich, Mittel aus der Europäischen Union einzuwerben. Dies gefährdet die Forschung an der Universität Bern und in der Schweiz insgesamt.

Aber auch die zurzeit unterbrochene Zusammenarbeit mit Forschungspartnern aus dem EU-Raum hat negative Folgen. Angesichts dessen wollen sich die Schweizer Universitäten bei bestimmten politischen Entscheiden künftig klarer positionieren, wie Martin Täuber sagte. Wie diese Positionierung konkret aussehen soll, werde derzeit noch diskutiert.

Die Strategie 2021 bringe erste Resultate, sagte Rektor Täuber.

Bern ist die drittgrösste Universität der Schweiz

Bruno Moretti, Vizerektor Lehre, stellte die aktuellen Studierendenzahlen vor. Hochrechnungen zufolge werden im Herbstsemester 2014 rund 17'350 Studierende an der Universität Bern immatrikuliert sein. Bern ist somit neu die drittgrösste Universität der Schweiz. Der Zuwachs an Studierenden gegenüber 2013 entspricht zwei Prozent. Er ist somit weniger stark als in den letzten Jahren.

Rund 5‘000 Personen meldeten sich auf das Herbstsemester 2014 neu zum Studium an der Universität Bern an (2013: 4'800). Davon bewerben sich knapp 2‘450 Personen neu für ein Bachelorstudium (2013: 2'100). Neben denjenigen Personen, die nahtlos vom Bachelor- ins Masterstudium einsteigen, bewerben sich 700 Personen neu für ein Masterstudium (2013: 650).

Der Anteil ausländischer Studierender im Bachelor, Master und Doktorat beträgt unverändert rund zwölf Prozent. Mit insgesamt über 700 Anmeldungen erfreuen sich Fachrichtungen aus der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät heuer besonders grosser Beliebtheit. Generell gebe es an der Uni Bern einen Trend hin zu MINT-Fächern, so Vizerektor Moretti.

Bruno Moretti, Vizerektor Lehre, konnte einen leichten Anstieg der Studierendenzahlen vermelden.

Keine Einbrüche im Rahmen von Erasmus

Die Europäische Union hat im Februar 2014 beschlossen, die Schweiz nach dem Frühjahrssemester 2014 von Erasmus-Aktivitäten auszuschliessen – auch dies als Reaktion auf das Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative. «Um die Mobilitätsaktivitäten der Studierenden sicherzustellen, hat die Universität Bern mit grossem Aufwand mit allen 250 Partneruniversitäten direkt verhandelt», erläuterte Bruno Moretti. Die überwiegende Mehrheit der Partner zeigte sich demnach gewillt, weiterhin Studierende auszutauschen. Die Anmeldungen für die kommenden Semester zeigen für die Universität Bern keine Einbrüche, weder bei «Outgoings» noch bei «Incomings». Die Zahlen bewegen sich im Rahmen der Vorjahre.

RNA und die Suche nach «Schatzkisten»

An der Jahresmedienkonferenz stellte zudem Professor Oliver Mühlemann, Leiter des NFS «RNA & Disease», seinen Forschungsschwerpunkt vor. Der NFS erforscht die Rolle der Ribonukleinsäuren (RNA) in der Biologie und bei der Entstehung von Krankheiten. Die RNA führte lange ein Schattendasein in der Forschung. Inzwischen betrachte man sie aber als wahre «Schatzkiste» für neue Entdeckungen, erläuterte Mühlemann.

Die Substanz ist wie die DNA Trägerin genetischer Informationen und an wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt. Defekte im RNA-Stoffwechsel führen daher zu einer Vielzahl verschiedenster Krankheiten. Mühlemann: «Mit der Erforschung der Rolle der RNA versuchen wir, wichtigen Todesursachen moderner Gesellschaften entgegenzutreten.»

Suche nach «Schatzkisten» im menschlichen Genom: Professor Oliver Mühlemann stellte seinen Forschungsschwerpunkt «RNA & Disease» vor.