Der Tag geht – die Wissenschaft kommt

Einen OP-Roboter zu bedienen, ist intuitiver, als es aussieht. Und Furcht ist ein echter Publikumsmagnet – die zweite «Nacht der Forschung» der Universität Bern bot den geschätzten 8000 Besucherinnen und Besuchern manche überraschende Erkenntnis.

Er wirkt wie einem Science-Fiction-Film entsprungen: der Operationsroboter Da Vinci aus dem Inselspital. Das High-Tech-Gerät im Foyer des Gebäudes für Exakte Wissenschaften zieht viele Neugierige an. Kein Wunder, schliesslich darf man unter fachkundiger Anleitung selbst Hand anlegen und seine chirurgischen Fähigkeiten an weichen Kunststoffringen testen. Die wollen mittels ferngesteuerter Greifer vorsichtig auf verschiedene Plastikkegel platziert werden. Die erste Erkenntnis der zweiten «Nacht der Forschung» an der Universität Bern: Einen OP-Roboter zu bedienen, ist intuitiver, als es auf den ersten Blick aussieht. Der Ring lässt sich mit den Greifern wunderbar leicht packen.


Publikumsandrang beim OP-Roboter Da Vinci. Die Bedienung der Maschine ist überraschend intuitiv. (Bilder: Thomas Reufer)

Der Dämpfer folgt draussen auf dem Rasen vor dem Hauptgebäude. Hier können Sportbegeisterte (und –muffel) im Dribbling-Parcours «Bleiben Sie am Ball» vom Institut für Sportwissenschaft ihre fussballerischen Fähigkeiten testen. Sie treten gegen die Zeiten der U16-Nationalmannschaft an. Die zweite – und für manche wohl schmerzhafte – Erkenntnis des Abends: Nur wenige beherrschen den Ball so gut wie die Nachwuchstalente der Nati. «Das geht noch besser», sagt eine der Versuchsleiterinnen nach dem ersten Durchlauf streng. Na ja, bis zur Durchschnittszeit eines Stürmers (9,4 Sekunden), reicht es mit 16,8 Sekunden beim zweiten Anlauf immer noch nicht ganz.

Der «Jöh»-Effekt

Als wahrer Magnet für Kinder erweisen sich die Stände der Vetsuisse-Fakultät: Unter lauten «Jöh»-Rufen der Kleinen und Kleinsten demonstrieren die Forschenden unter anderem, welche Haltungsbedingungen Küken bevorzugen. Dritte Erkenntnis: Ein Bett aus Holzstreu passt den Federknäueln besser als ein Plastikrost. Als kleiner Trost für das Dribbling-Fiasko erweist sich das Betäuben eines Luchses (natürlich nur in Plakatform) per Blasrohr. Gleich der erste Schuss trifft die Raubkatze in den Schenkel. Ein Wildtierforscher lädt das Rohr für den nächsten Schützen nach. Er ist zufrieden: «Überall, wo’s Muskeln hat, ist eine gute Trefferzone.»


Keine zu klein, eine Forscherin zu sein: Auf dem Dach des ExWi ist Sternengucken angesagt.

Im Untergeschoss dürfen sich Interessierte schliesslich ihren Ängsten stellen. Mit einer 3D-Brille bewehrt müssen sie in einem virtuellen Raum über eine wacklige Holzbrücke balancieren. Der Parcours «Das grosse Fürchten» des Instituts für Psychologie wird im Alltag der Forschenden in der Angsttherapie eingesetzt, wie eine hilfsbereite Mitarbeiterin erklärt. Weitere Erkenntnis: Furcht übt anscheinend eine paradoxe Anziehungskraft auf die Menschen aus. Wer den Test absolvieren will, muss jedenfalls Wartezeiten bis zu einer halben Stunde in Kauf nehmen.     

Wer seine Angst überwinden will, kann übrigens auch einfach am Powerpoint-Karaoke auf der Grossen Schanze teilnehmen – bereits an der letzten Nacht der Forschung vor drei Jahren ein Highlight. Zur Gaudi des Publikums versuchen sich die Ad-Hoc-Dozentinnen und -Dozenten in rhetorisch-wissenschaftlichen Improvisationen zu unbekannten Powerpoint-Präsentationen. Dabei verwandelt sich etwa ein Referat über das Hodgkin-Huxley-Modell zur Simulation von Neuronen in ein philosophisches Traktat über die Betrachtung trocknender Wandfarbe.


Forschung macht hungrig. Die Nacht der Forschung bot auch in kulinarischer Hinsicht einiges.

Mehr Besucher als 2011

Insgesamt locken an diesem Abend 84 abwechslungsreiche Programmpunkte geschätzte 8000 Besucherinnen und Besucher an das grosse Fest des Wissens. Damit hat der Anlass die Besucherzahlen der letzten Nacht der Forschung 2011 klar übertroffen. Rektor Martin Täuber ist dementsprechend sehr zufrieden: «Ich finde den Anlass enorm wichtig. Wir wollen uns mit der Bevölkerung austauschen und zeigen, was wir machen. Die Nacht der Forschung ist dafür perfekt.»

2017 wird wieder «Brainfood» aufgetischt

Geboten wird an diesem Abend übrigens nicht nur «Brainfood», sondern auch allerlei Kulinarisches von indischen und orientalischen Speisen über Grillspezialitäten bis zu hausgemachten Glaces. Zu fortgeschrittener Stunde sorgen schliesslich Studierende und Mitarbeitende der Universität Bern auch für musikalische Unterhaltung: Sie spielten Swing, Jazz, Blues, Soul, Funk und Rock.

Wer den Anlass verpasst hat, muss sich nicht all zu sehr grämen: Die nächste Nacht der Forschung findet 2017 statt.


2017 erstrahlen die Uni-Gebäude wieder in den schönsten Farben. (Bild: Adrian Moser)

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