Forschung für nachhaltige Nahrung
«Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» lautet das Thema des nun angelaufenen Nationalen Forschungsprogramms (NFP) 69. Auch die Uni Bern forscht an neuen Wegen, wie Nahrungsmittel gesund und umweltverträglich produziert werden können, mit.
Ernährungsbedingte Krankheiten verursachen in der Schweiz einen grossen Teil der Gesundheitskosten: Sie schlagen mit etwa 20 Milliarden Franken pro Jahr zu Buche. Das Wissen um eine gesunde Ernährung ist weit verbreitet, doch wird es bei der Wahl der Nahrungsmittel oft nicht berücksichtigt. Das nun angelaufene Nationale Forschungsprogramm «Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion» (NFP 69) sucht nach Möglichkeiten, wie die Schweizer Bevölkerung zu einem gesünderen Essverhalten ermuntert werden kann.
Die Nahrungsmittelproduktion neu erfinden
Eine «Vermählung von Gesundheit und Umwelt» nennt es der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in seiner Medienmitteilung, denn: Zu den weiteren Zielen des NFP gehören die Verbesserung von Nahrungsmitteln – wie etwa eine längere Haltbarkeit durch weniger Schimmelpilze – sowie umweltverträgliche Lebensmittel. «Es gilt, die Nahrungsmittelproduktion neu zu erfinden», sagt Fred Paccaud, Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin des Universitätsspitals Lausanne und Präsident der Leitungsgruppe des NFP 69 in der Mitteilung. «Sie soll mit weniger Wasser und Boden auskommen, um gesunde und weiterhin erschwingliche Kost herzustellen.»
Das NFP 69 will der Frage nachgehen, wie die Schweizer Bevölkerung dazu ermuntert werden kann, sich gesund zu ernähren. (Bilder: Clipdealer)
Das Programm vereint unterschiedliche Forschungsdisziplinen wie Life Sciences, Medizin, Agronomie, Nano- und Ingenieurswissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften. Den insgesamt 21 Forschungsprojekten stehen während der nächsten fünf Jahre 11 Millionen Franken zur Verfügung. An drei Projekten ist die Universität Bern in Kooperation mit anderen Instituten beteiligt.
Wie kann der Salzkonsum gesenkt werden?
Erhöhte Salzzufuhr ist ein Risikofaktor für Herzkreislauf-Krankheiten. Sigrid Beer-Borst vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern und Kathrin Sommerhalder von der Berner Fachhochschule (BFH) untersuchen deshalb, wie die Salzaufnahme gesenkt werden könnte. Die Forscherinnen wollen insbesondere herausfinden, wie verschiedene Massnahmen, die in Personalrestaurants umgesetzt werden, wirken. Damit soll aufgezeigt werden, wie Verpflegungs- und Schulungskonzepte für Küchenpersonal und Konsumenten aussehen könnten und wie die allgemeine Gesundheit kostengünstig gefördert werden kann. Das Projekt wird über seine Laufzeit von drei Jahren mit 635'000 Franken unterstützt.
Wie beeinflusst die Umgebung unser Essverhalten?
Obwohl die meisten Menschen wissen, dass ein Müesli gesünder ist als ein Gipfeli, entscheiden sich täglich viele für die zweite Variante. Das Essverhalten wird nämlich nur zu einem kleinen Teil von Wissen beeinflusst – wichtiger sind Reize in der Umwelt. Solche Reize versuchen Claude Messner vom Institut für Marketing und Unternehmensführung (IMU) der Uni Bern und Thomas Brunner von der Berner Fachhochschule in ihrer Studie zu identifizieren. Auch untersuchen sie, wie Gesundheitsmotive durch die Umgebung aktiviert werden. Dies kann bereits durch kleine Reize, beispielsweise eine Waage im gleichen Raum, erfolgen. Für ihr Projekt erhalten die Forscher 256'000 Franken verteilt auf drei Jahre.
Die insgesamt 21 Forschungsprojekte sollen unter anderem untersuchen, wie Nahrungsmittel umweltverträglicher produziert werden können.
Wie vermeidet man Metallanreicherungen in Pflanzen?
Für eine nachhaltige Landwirtschaft ist es unter anderem wichtig, dass sich keine Schadstoffe wie Spurenmetalle in Boden und Pflanzen anreichern, da diese die Qualität und Quantität der produzierten Lebensmittel beeinträchtigen. Mit einer neuen Methode werden Wolfgang Wilcke und Moritz Bigalke vom Geographischen Institut (GIUB) der Universität Bern sowie Emmanuel Fossard von der ETH Zürich und Armin Keller von der Forschungsanstalt Agroscope die Quellen der im Boden angereicherten Metalle und ihre Aufnahme durch die Pflanzen untersuchen. Anhand der Ergebnisse sollen Vorschläge erarbeitet werden, die den Behörden, den Landwirten und der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Die Forschenden werden vom SNF für drei Jahre mit insgesamt 431'000 Franken gefördert.