Der «reiche Onkel» SNF zu Besuch an der Uni Bern
Wie unterstützt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) Forschungsprojekte und den wissenschaftlichen Nachwuchs? Der «Tag der Forschung» an der Universität Bern lieferte jungen Forschenden Antworten.
Die «Sandwich-Position» des Mittelbaus zwischen Studium und Professur kann ein ungemütlicher Ort sein: Forschungsprojekte wollen betreut und finanziert werden, eine Professur liegt oft noch in weiter Ferne, und gleichzeitig sollen sich Berufs- und Familienleben die Wage halten. Orientierung in diesem komplexen Umfeld bietet der regelmässig stattfindende «Tag der Forschung» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der heuer an der Uni Bern gastierte.
An Infoständen und in Workshops stellte der SNF – der «reiche Onkel», wie ihn Rektor Martin Täuber in der Begrüssungsrede scherzhaft nannte – seine Förderinstrumente vor: Von Unterstützungsbeiträgen für einzelne Forschungsprojekte über Marie-Heim-Vögtlin-Stipendien für Wissenschaftlerinnen, die ihre Forschungstätigkeit aus familiären Gründen unterbrechen mussten, bis zur Förderprofessur für erfahrene Forschende – ganze 819 Millionen Franken vergab der SNF im letzten Jahr.

Ohne «feu sacré» geht es nicht
Das Interesse der Berner Forschenden an solchen Förderinstrumenten ist beträchtlich, wie die gut besuchten Stände zeigten. Auch René Bloch, Präsident der SNF-Forschungskommission der Uni Bern, gab dem Nachwuchs Auskunft. Eine wissenschaftliche Karriere ist eine besondere Herausforderung, wie er sagte, trotz Unterstützung durch den SNF oder andere Organisationen wie die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) oder die Beratungsstelle Euresearch, die ebenfalls mit Ständen anwesend waren.
«Entscheidend für angehende Forschende ist das feu sacré, das innere Feuer», erklärte Bloch. Forschende müssten angesichts unsicherer Karriereaussichten risikobereit und ausdauernd sein. Mobilität sei ebenfalls essenziell: Ein Forschungsaufenthalt im Ausland ist Pflicht – ebenso die Bereitschaft, Löhne in Kauf zu nehmen, die oft tiefer sind als in der Privatwirtschaft. «Als Forschender macht man dafür das, was man liebt», so Bloch. «Mit Geld alleine lässt sich das nicht aufwiegen.»

Rückzug ins «Gallier-Dorf»
Derzeit bemühen sich Hochschulen im Verbund mit der Politik und dem SNF, wissenschaftliche Karrieren attraktiver zu gestalten. So sollen etwa mehr Assistenz- oder befristete «Tenure Track»-Professuren geschaffen werden. Der SNF selbst bietet beispielsweise Postdocs, die einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolvieren, finanzielle Unterstützung nach ihrer Rückkehr an.
Doch sind am Horizont des Forschungsplatzes Schweiz nach dem Ja zur SVP-Masseneinwanderungsinitiative bereits wieder dunkle Wolken aufgezogen, wie SNF-Präsident Martin Vetterli an seinem Vortrag im Hauptgebäude sagte. Dabei habe sich die Situation vor einem Jahr noch rosig präsentiert: «Ausgerechnet die Schweiz hatte die höchste Erfolgsquote bei der Einnahme von EU-Fördermitteln; sie war stark dank internationaler Kooperationen – in diesem Jahr wird die Zahl der von der EU unterstützten Projekte von 304 auf 0 sinken.»

Die Eidgenossenschaft habe am 9. Februar das Signal an Europa gesandt, dass sie sich als eine Art isoliertes «Gallier-Dörfchen» à la Asterix und Obelix betrachte, so Vetterli weiter. Zwar habe der Bund rasch reagiert und die verloren gegangenen EU-Gelder durch eigene Beiträge ersetzt, doch sei dies nur eine Lösung auf Zeit. Auf Dauer sei die Gallier-Mentalität kein Ersatz für Internationalität: «Man kann eine rein nationale Forschung langfristig nicht auf internationalem Niveau betreiben.»