Vom Urknall bis zum Gegenwartstheater
Erstmals spannten das Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern und das Theaterfestival AUAWIRLEBEN für eine gemeinsame Veranstaltung zusammen – ein für beide Seiten befruchtendes Erlebnis.
Am Ende steht der Urknall: In «A History of Everything» der belgischen Theatergruppe Ontroerend Goed wird nichts weniger als die Geschichte des Universums erzählt – rückwärts vom Mai 2014 bis zu dessen Beginn vor bald 14 Milliarden Jahren. Die Aufführung des pfiffigen Stücks in der Dampfzentrale war Teil des Theaterfestivals AUAWIRLEBEN und bildete gleichsam einen der Höhepunkte des Symposiums «itw : im dialog – Arbeitsweisen im Gegenwartstheater». Die mehrtägige Veranstaltung wurde vom Institut für Theaterwissenschaft ITW an der Uni Bern und AUAWIRLEBEN ausgerichtet. Es war das erste Mal, dass die beiden Institutionen zusammenarbeiteten.
«AUAWIRLEBEN ist das Schweizer Festival für zeitgenössisches Theater schlechthin», erläutert Beate Hochholdinger-Reiterer, Professorin für Gegenwartstheater am ITW. Sie hatte die Kooperation zusammen mit ihren Mitarbeitern Mathias Bremgartner und Christina Kleiser initiiert. «Es bot sich hier also die seltene Gelegenheit, Theater-Theorie und -Praxis für einen Austausch zusammenzubringen», so Hochholdinger-Reiterer.
Computerspiele im Theater
Interessierte Laien und Forschende erhielten an den gut besuchten Vorträgen und Podien mit Theaterschaffenden die Gelegenheit, mehr über die Arbeitsweisen und Ästhetiken des zeitgenössischen Theaters zu erfahren. Die Künstler wiederum erhielten dank der wissenschaftlichen Reflexion ihrer Arbeit durch die Forschung neue Denkanstösse. So bemerkte die Hildesheimer Theaterforscherin Annemarie Matzke, dass sie zunehmend den Einsatz des Internets oder von Computerspielen in den Inszenierungen beobachte.
Ebenfalls thematisiert wurde das Verhältnis der freien Szene zu den etablierten öffentlichen Theatern. Iris Laufenberg, Schauspielchefin von Konzert Theater Bern, kritisierte etwa, dass die alte Trennung zwischen freiem und öffentlichem Theater angesichts zunehmender Kooperationen überflüssig sei.
«Das Interesse an diesem gemeinsamen Symposium war von beiden Seiten sehr gross», resümiert Hochholdinger-Reiterer. Die Theaterforscherin zieht auch für sich persönlich eine durch und durch positive Bilanz: Sie habe aus erster Hand sehr viel über die aktuellen Entwicklungen der freien Theaterszene erfahren, im Uni-Alltag bleibe für diese Art Forschung kaum Zeit. Das ITW und die Festivalleitung seien sich deshalb einig: «Das Symposium wird 2015 zeitgleich mit dem nächsten AUAWIRLEBEN wieder stattfinden.»